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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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einem Lappen und dem warmen Wasser, das eine Dienerin in einer verzierten Keramikschüssel brachte. Dann zog sie ein anderes Kleid an und legte sich auf ihr Bett, um sich auszuruhen, bis die Glocke des nahen Münsters die siebte Stunde schlug. Im Refektorium, einem mittelgroßen Raum mit Fresken an den steinernen Wänden, war ein langer Holztisch aufgebaut. Zwei Mönche bedienten bei Tisch. Nach dem Gebet wurden Kürbissuppe, geschmortes Rindfleisch und Napfkuchen aufgetragen.
    »Wie ist es Euch denn auf der Reise hierher ergangen?«, fragte der Kardinal, an Elisabeth und Agnes gewandt.
    »Es war recht angenehm«, entgegnete Elisabeth, »und wir wurden kaum aufgehalten. Euer Brief und der des Markgrafen hat uns überall Tür und Tor geöffnet.«
    »Das sollte er auch«, meinte der Kardinal. »Ich hoffe, Ihr habt alles mitgenommen, was Euch wichtig war.« Bei diesen Worten nickte er Elisabeth kaum merklich zu.
    »Ich habe alles so eingepackt, das es keinen Schaden nehmen kann«, antwortete sie.
    »Dieser unselige Krieg geht weiter«, wandte sich der Kardinal nun zu den anderen. »König Ludwig XIII. hat Soldaten zum Rhein geschickt, wo Jan van Werth mit seinem Tross liegt. Van Werth hat anklingen lassen, dass er im Januar den Rhein bei Speyer überschreiten will.«
    Und Jakob wird ihn dabei unterstützen, ging es Elisabeth durch den Kopf. Laut sagte sie: »Wollt Ihr den Winter in Straßburg verbringen, Herr Weltlin?«
    »Nein«, entgegnete er. »Ich habe hier mein Domkapitel inzwischen geordnet, dem Papst in Rom Bericht erstattet. Hier ist der Winter dunkel, feucht und öde. Ich werde morgen mit Euch zusammen zum Schloss des Grafen Moran reisen. Es liegt oberhalb eines hübschen Ortes, am Fuß der Vogesen. Dort ist das Leben ein wenig leichter zu ertragen als hier. Und Ihr, Elisabeth,könnt dann wieder Eure köstlichen Gerichte für uns kochen.«
    Agnes Augen hatten wieder zu leuchten begonnen. »Ein Schloss im Elsass, wie schön!«, rief sie aus.
    Die Luft war zu mild für diese Jahreszeit, der Novemberhimmel erstrahlte in einem blassen Blau, als der Kardinal, Elisabeth, Agnes und ein kleines Gefolge nach Süden zogen. Das Schloss befand sich am Rande der Vogesen, hoch aufragend über einem Dorf, in dem zwar geplündert worden war, in dem sich jedoch die Bewohner wieder aufgerafft hatten und ihrer Arbeit nachgingen, so gut sie es vermochten. Es war ein Schloss im Stil der Renaissance erbaut, von vier Rundtürmen gesäumt und eckigen Fenstern mit Butzenscheiben. Jedem Kind und jeder Greisin, die bettelnd die Hände ausstreckten, gaben sie etwas, so, wie sie es unterwegs schon oft getan hatten. Auf der Treppe zum Schloss wurden sie vom Grafen und der Gräfin Moran, dem Haushofmeister und der übrigen Dienerschaft empfangen. Henri Moran trug Schlumperhosen, die ihm bis unters Knie reichten, dazu einen dunklen Überrock, der unten gezaddelt war. Auf den Kopf hatte er einen mit Federn geschmückten Filzhut gestülpt, an den Füßen trug er Becherstiefel. Seine Frau war in ein ausgeschnittenes, schwarzes Kleid mit gestärktem Spitzenkragen gekleidet. In ihre Haare waren Perlenschnüre eingearbeitet. Im Empfangsraum, der prächtig ausgestattet war, brannte ein knisterndes Feuer im Kamin. Es roch nach brennendem Kien und Bratäpfeln. Die wurden dann auch tatsächlich serviert, in einem Speisesaal, der dem des Badener Schlosses in nichts nachstand. Die Speisen, die am Abend serviert wurden, waren Elisabeth bekannt, bis auf die Platte mit leicht blanchiertem Gemüse, die als Erstes auf den Tisch kam. Dazu servierten die Diener Weißwein aus dem Elsass.
    »Wie ist die Reise zu uns denn verlaufen?«, erkundigte sich der Graf beim Kardinal.
    »Wir hatten keine Störungen, wenn Ihr das meint«, erwiderte der Kardinal. »Aber das Land bietet überall das gleiche Bild: Es ist ausgebrannt.«
    »Ja, wir hatten viele Todesfälle in den letzten Monaten«, fiel die Hausherrin ein. »Dabei wurden die meisten gar nicht erschlagen, sondern starben an Hunger und Krankheiten. Wir geben den Armen, so viel wir können!«
    »Aber auch unser Reichtum ist nicht unbegrenzt«, fügte Graf Moran hinzu.
    »Seid Ihr denn unbehelligt von den Horden geblieben?«, wollte Elisabeth wissen.
    Der Graf schmunzelte. »Sie haben versucht, uns zu überfallen und wegzuschleppen, was Küche und Keller hergaben. Aber ich habe meine eigene kleine Truppe von Musketieren, die haben sie mit Schimpf und Schande davongejagt.«
    »Schmeckt das nicht köstlich?«, meinte

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