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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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Jakob heran.
    »Ist es nicht eine Freude, wieder unterwegs zu sein? Wenn alles so im Frost erstarrt ist und die Seen klirren vor Kälte?«
    »Es ist gut, unterwegs zu sein«, meinte Jakob. Van Werth merkte, dass Jakob nicht gut aufgelegt war, und trabte davon. Jakob war froh, wieder allein zu sein. Er war froh, dass er Ferdl, sein Pferd, wieder bei sich hatte. Wenn er mit ihm sprach, ging es ihm immer gleich schon ein wenig besser. Das Tier war sein einziger, sein bester Freund geworden. Er war froh und dankbar, dass Ferdl in den Schlachten nie verletzt worden war. Allerdings hatte er ihn auch, wenn es brenzlig wurde, immer im Lager gelassen und sich ein anderes Tier besorgt.
    »Nun, Ferdl«, sagte er und patschte dem Pferd auf den Hals. Ferdl schnaubte und warf den Kopf hin und her. »Jetzt geht’s also wieder los. Freust du dich darüber, Ferdl?«
    Das Pferd schüttelte den Kopf.
    »Damit meinst du wohl, du willst in keine Schlacht mehr ziehen, was? Ich eigentlich auch nicht, aber ich muss, ich hab ja nichts anderes gelernt.«
    Ferdl schnaubte wieder und schüttelte abermals den Kopf. Jakob schlug sich mit der Hand an die Stirn.
    »Du hast recht, ich bin ja Bauer gewesen, und in die Schule in Kochel bin ich auch gegangen. Wären die Schweden nicht gekommen, hätte ich sogar in München studieren können. Aber es hat nicht sollen sein.«
    Ferdl nickte mit dem Kopf auf und ab.
    »Ja, ich weiß, was du meinst, wir wollen heim. Aber wo ist das? Ich hab’s: Ich werde mit dem Oberst ins Winterquartier nach Villingen ziehen, den Feldzug nach Rheinfelden noch mitmachen und dann auf die Suche gehen, nach einem Mädchen, Elisabeth. Du nickst, Ferdl? Ja, und du wirst mich dabei begleiten!«
    In der Bibliothek des Kardinalshofes in Straßburg herrschte Schweigen.
    »Jemand hat uns belauscht«, stammelte Elisabeth.
    »Wir haben nichts Böses getan«, antwortete der Kardinal.
    »Wenn es nun die Mönche gewesen wären, wenn der römische Inquisitor dahintersteckt?«
    »Es gibt nichts, dessen man uns anklagen könnte«, sagte der Kardinal. »Höchstens dessen, dass wir die deutsche Bibel unters Volk gebracht haben. Kleriker dürfen sie durchaus zu Vergleichszwecken besitzen.«
    »Aber warum dann die Heimlichkeit der Mönche in Baden? Warum der Brief des Inquisitors, dass Ihr die verbotenen Bücher abzuliefern hättet?«
    »Es waren andere Werke, welche die Herren in Rom gereizt haben, erinnert Euch, Elisabeth. Galilei, Kopernikus, die haben wir ja auch ausgeliefert. Sorgt Euch nicht, es kann und wird uns nichts geschehen.«
    Elisabeth war nicht überzeugt davon. Aber der Zauber des Momentes war dahin.
    Der Kardinal verabschiedete sich, um in die Offizin zu gehen und den Nachdruck der Bibel zu überwachen. Elisabeth begab sich noch einmal ins Münster, um zu beten. Es war klirrendkalt, auch in der Kirche. Sie kniete vor dem Altar nieder und betete.
    »Lieber Gott«, murmelte sie mit klammen Lippen, »wenn du ein Einsehen hast, dann mach, dass alles gutgeht. So viele Prüfungen hast du uns auferlegt, hilf uns, zum Frieden zu gelangen!«
    Sie erhob sich und eilte aus der Kirche. Wenige Bürger und Bürgerinnen waren draußen zu sehen. Viele hatten sich in den Schankstuben versammelt, um sich aufzuwärmen. Elisabeth steuerte auf eine Wirtschaft zu, in der heißer Würzwein ausgeschenkt wurde. Er verbreitete einen süßherben Duft. Sie bestellte einen Becher, setzte sich an einen der Tische und wärmte sich die Hände an dem Getränk. Der Kessel mit dem Würzwein verbreitete einen süßherben Duft. Einige Leute hatten Würste mit Sauerkraut und Kesselfleisch vor sich auf dem Tisch. Sie redeten gedämpft miteinander. Elisabeth bestellte eine Schüssel Schlachtplatte und aß genüsslich. Dabei hörte sie auf das, was die Leute miteinander sprachen. Schau dem Volk aufs Maul, hatte Luther einmal gesagt.
    »Die Lage in der Welt ist besorgniserregend«, sagte eine Bürgerfrau, die mit ihrem Mann am Nebentisch saß. Sie war korpulent, was durch die umfangreichen Röcke noch verstärkt wurde. »Und die Preise sind so gestiegen! Selbst Brot und Butter kriegt man nicht mehr für ein paar Kreuzer!«
    Ihr Mann war ebenfalls beleibt, sein Wams spannte sich über dem Bauch.
    »Wir leben trotzdem ganz gut, vergiss das nicht«, meinte er und schob sich ein Stück Schweineschwarte in den Mund.
    »Aber das ist nichts im Vergleich zu früher«, beharrte die Frau. »Seit vier Jahren tobt der Krieg jetzt auch bei uns. Was waren das für schöne Zeiten

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