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Die Köchin und der Kardinal

Die Köchin und der Kardinal

Titel: Die Köchin und der Kardinal Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christa S. Lotz
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wollte. Sie ähnelte Euch übrigens, Elisabeth. Sie hatte versprochen, mich zu besuchen, kam aber niemals an. Ich machte mir die größten Sorgen, suchte sie überall, dachte schon, ihr sei etwas zugestoßen. Ich habe sienie mehr wiedergesehen. Später erfuhr ich, dass sie mit einem anderen Mann auf und davon war.«
    Elisabeth schwieg betroffen. Hatte sie nicht vorhin in der Kirche die Empfindung gehabt, das alles jeden Moment einstürzen könnte?
    »Und dann habt Ihr …«
    »Dann habe ich Theologie studiert, mich zum Priester weihen lassen und bin schließlich Bischof und Kardinal geworden«, sagte er. »Und ich hatte mir geschworen, nie mehr in meinem Leben eine Frau anzurühren oder mir auch nur nahe kommen zu lassen.«
    Elisabeth schaute ihn an. Wie lebendig er in seiner Erregung wirkte!
    »Als ich Euch kennenlernte, ist allmählich eine Veränderung mit mir vorgegangen«, fuhr der Kardinal fort. »Es war, als taue das Eis, das mein Herz umklammert hielt, in Eurer Gegenwart auf. Wenn Ihr fort wart, fühlte ich mich wie ein Kardinal ohne Käppchen oder wie ein Baum ohne Wasser und Licht. Ich habe gemerkt, dass auch Ihr mir zugetan seid, Elisabeth. Aber ich weiß nicht, wie weit Eure Zuneigung geht.«
    »Ich habe Euch lieb, Herr Weltin«, sagte Elisabeth.
    »So lieb, dass Ihr für mich kocht?«, neckte er sie.
    »Nein, lieber.«
    »Ich habe schon bemerkt, dass Ihr mich Euch vom Leibe halten wollt mit Eurem guten Essen«, fuhr er fort zu scherzen. Elisabeth lachte, er stimmte ein. Der Kardinal stand auf und kam auf sie zu. Seine Augen schimmerten. Er nahm sie in die Arme, sie ließ es geschehen. Wie lange war sie nicht von einem Mann berührt worden! Die Tage mit Jakob kamen ihr in den Sinn. Eine Träne rollte ihr über die Wange. Der Kardinal brachte sein Gesicht ganz nahe an ihres heran, küsste die Träne weg. Seine Lippen näherten sich ihrem Mund, den Elisabeth öffnete. In diesem Augenblick hörte Elisabeth das Klappen der Tür. Erschrocken fuhren die beiden auseinander.

3. BUCH
    (Rheinau, Tross, Rheinfelden)
Januar 1638 – Mai 1638

18.
    Es war die Zeit zwischen den Jahren. Jakob stand am Ufer des Rheins, hinter ihm das Dorf Wittenweier bei Rheinau mit seinen strohgedeckten Hütten, vor ihm der große Strom, der bedächtig zum Meer des Nordens floss. Jakob beschattete seine Augen mit der Hand, um in der tiefstehenden Sonne besser sehen zu können. Dort war die Rheininsel, auf der sich Bernhard von Sachsen-Weimar im letzten Sommer mit seinem Heer verschanzt hatte. Aber es war ihm nicht gelungen, die Übermacht des kaiserlichen Heeres zu brechen. Er hatte viele Leute verloren und musste sich bis zum Ende des Jahres ins Winterquartier im südlichen Elsass zurückziehen. Gestern hatte Johann von Werth seinen Hauptmann Jakob zu sich gerufen und ihm eröffnet, dass sie am nächsten Tag aufbrechen und nach Rheinfelden ziehen würden, das Bernhard erobern wolle. Ihm, Jakob, war das recht. Er kannte nichts anderes mehr als Schlachten, Belagerungen, Plünderungen und Brandschatzungen. Und die lange Zeit, die jeweils zwischen die einzelnen Ereignisse fiel, das Warten, das die Nerven bis aufs Äußerste anspannte. Schon längst hatte Jakob es aufgegeben, van Werth von seiner Grausamkeit abbringen zu wollen. Und der Kaiser sowie die meisten Menschen schienen auch nichts dabei zu finden, Hauptsache, Werth hatte Erfolg und eroberte eine Stadt, einen Landstrich nach dem anderen und machte fette Beute. Manchmal dachte Jakob an die junge Frau, der er das Leben gerettet und die ihn dann in Sicherheit gebracht hatte. Wo mochte sie wohl sein? Er gähnte und schritt gemessenen Schrittes zurück ins Lager. Eine der Lagerhuren stellte sich ihm in den Weg. Sie war mit einem geschürzten, bunten Rock bekleidet; ihr Busenwölbte sich aus dem engen Mieder des Kleides. »Na, Schätzchen, wie wär’s mit uns beiden?«
    Jakob schüttelte den Kopf und ging weiter. »Du bist doch sonst nicht so zimperlich!«, keifte sie ihm hinterher.
    Jakob spielte nach dem Abendessen eine Runde Karten mit Jan van Werth und anderen Offizieren. Dazu tranken sie Bier aus Tonkrügen. Im Ofen knisterte ein warmes Feuer. Mit der Zeit wurden die Männer immer lauter, knallten die Karten auf den Tisch, dass es krachte.
    Am anderen Tag setzte sich das riesige Heer langsam in Bewegung. Mitsamt dem Tross mussten es hunderttausend Leute sein. Es war bitterkalt geworden. Jakob stand der Atem dampfend vorm Gesicht. Jan van Werth trieb sein Pferd nahe an das von

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