Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
damit du so groß und kräftig wirst wie ich.«
    »Und was ist mit mir?«, fragte Rammar. »Die Blutwurst habe ich vertilgt. Wenn ich nicht bald wieder was zwischen die Hauer kriege, sinke ich entkräftet nieder.«
    »Schwer zu glauben.« Balbok bedachte die Körpermassen seines Bruders mit einem zweifelnden Blick.
    »Und ob! Aber du hast ja nur Augen für das Menschenbalg!«
    Wie um den Vorwurf zu bestätigen, wandte Balbok seine Aufmerksamkeit wieder dem Kind zu. »Hast du fertig getrunken?«, fragte er und schüttelte die Ziege, als gelte es, den letzten Rest aus ihr herauszupressen. »Das hast du gut gemacht.«
    »Und hör gefälligst auf, mit dem Kind so dämlich zu reden. Du klingst nicht wie ein Krieger, sondern wie ein verdammter Gemüsefresser.«
    »Aber Rammar, das macht man doch so«, verteidigte sich der Hagere. »Hast du Milchgesichter noch nie mit ihren Kindern sprechen gehört?«
    »Wir sind keine Milchgesichter, sondern Orks«, wandte Rammar gehässig ein. »Wenn du so weitermachst, wird das Balg am Ende noch genauso dämlich wie du!«
    » Douk, das wirst du nicht«, widersprach Balbok, der das Kind hochhielt und unbeirrt weiter in Babysprache parlierte. »Du bist ein kluges Mädchen, nicht wahr?«
    Als Antwort fuhr ein tiefer Rülpser aus dem Inneren des kleinen Kindes.
    »Nicht schlecht«, musste auch Rammar anerkennen.
    »Nicht wahr?« Balboks Kuhaugen blickten voller Stolz.
    »Jedenfalls für ein Milchgesicht«, dämpfte Rammar seine Begeisterung.
    »Korr.« Balbok nickte versonnen. »Manchmal kommt sie mir wie ein richtiger kleiner Ork vor.«
    »So ein Schmarren! Sie ist ein Milchgesicht und wird auch nie etwas anderes sein!«
    »Ich weiß. Aber manchmal habe ich den Eindruck, dass sie gern bei uns ist. Guck mal, jetzt lacht sie sogar!«
    »Wenn du dich sehen könntest, wie du dasitzt, das Balg im Arm und ein bescheuertes Grinsen im Gesicht, würdest du auch lachen«, versetzte Rammar.
    »Douk.« Balbok hob belehrend einen Krallenfinger. »Ich meine damit, dass sie mich mag.«
    Rammar kniff kritisch ein Auge zu. »Dann habe ich eine Neuigkeit für dich, Halbhirn: Wir sind Orks! Die Menschen mögen uns nicht, sie hassen uns!«
    »Nicht alle«, widersprach Balbok entschieden.
    »Was denn? Denkst du, die garstige Königin hat uns das Balg aus Zuneigung aufgehalst? Die hat uns doch nach Strich und Faden vershnorsht!«
    Balbok sah seinen Bruder an, und allein schon für den treudoofen Ausdruck in seinen Augen hätte Rammar ihn am liebsten erschlagen. »Dieses Kind ist das Wertvollste, das sie hat«, zitierte er Aryanwens Worte. »Sie vertraut uns, Bruder. Deshalb dürfen wir den Menschling auch nicht aussetzen, sondern müssen ihn zu seinem Vater bringen.«
    »Du solltest dich reden hören«, spottete Rammar. »Hast du eine Ahnung, wie weit der Weg ist, der noch vor uns liegt? Bislang sind wir nur durch Niemandsland marschiert, die wirklichen Schwierigkeiten stehen uns erst noch bevor. Wir müssen über die Grenze und den verdammten Fluss überqueren, und wenn wir erst in Ansun sind, geht der Ärger erst los. Nach dem Krieg und allem sind die Menschen nicht gut auf uns Orks zu sprechen, und das kann ich ihnen noch nicht einmal verdenken. Und in all diesem Durcheinander sollen wir den Erfinder finden?«
    »Den Erfinder finden«, echote Balbok grinsend. »Das ist gut, wirklich.«
    »Schön, wenn wenigstens einer von uns lachen kann«, grunzte Rammar, der in diesem Moment das Gefühl hatte, von unendlicher Müdigkeit befallen zu werden. Er schirmte die Augen mit der verbliebenen Klaue, um seinen Bruder nicht länger sehen zu müssen, andernfalls wäre er vermutlich einem saobh* [* orkischer Blutrausch] gefährlich nahe gekommen.
    In diesem Moment vernahm er wieder das Rauschen.
    Und gleich darauf spürte er die Kälte.
    »Was …?«, wollte Balbok fragen, der es ebenfalls spürte, aber Rammars energischer Blick ließ ihn verstummen.
    Rammar sprang von seinem Lager auf und riss den saparak heraus. Balbok tat es ihm gleich, wobei er mit der anderen Klaue das Kind schützend an sich presste.
    Mit zu schmalen Schlitzen verengten Augen spähte Rammar in den wolkenverhangenen Nachthimmel. Sterne waren nicht zu sehen, der Mond war nur ein verschwommener, schmutzig gelber Fleck, der wie das Auge eines riesigen Zyklopen auf Erdwelt starrte. Vermutlich hätten die beiden Orks das Grauen, das aus der unergründlichen Schwärze stürzte, erst zu spät bemerkt – hätte in diesem Augenblick nicht das Menschenkind

Weitere Kostenlose Bücher