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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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neue Methode eingefallen, wie man eine Kreatur möglichst qualvoll vom Leben zum Tod befördert?«
    »Nein, Königin – offen gestanden ging es eher darum, wie eine Kreatur ins Leben gelangt. Und vor allem, wie viel Zeit es dafür bedarf.«
    Aryanwen sah auf. »Ich fürchte, ich kann Euch nicht folgen.«
    »Bei Zwergen sind es etwas über neun Monde«, fuhr Vigor unbeirrt fort, »und vorausgesetzt, dass Menschen nicht aus Eiern schlüpfen, gehe ich davon aus, dass es bei ihnen ebenso lange dauert.«
    »Und?«, fragte Aryanwen. Die Richtung, in die sich das Gespräch entwickelte, gefiel ihr nicht, aber sie hatte keine Möglichkeit, es zu ändern. Jeder Versuch einer Ausflucht wäre ihr zum Nachteil ausgelegt worden. »Ihr verschwendet meine Zeit, Vigor.«
    Das Lächeln, das über die bärtigen Züge des Zwergs glitt, war ein Warnsignal. Sie hatte dieses Lächeln schon früher gesehen, im Kerker von Gorta Ruun. Und niemals hatte es etwas Gutes verheißen.
    »Nun, Euer Gemahl fragt sich, ob das Kind, das Ihr unter Eurem Herzen getragen habt, ob es – wie soll ich es am besten ausdrücken?«
    »Wer ist sein Vater?«, platzte Lavan heraus, der seinen Zorn nicht länger zurückhalten konnte.
    »W-was?« Aryanwen war zu entsetzt über die Frage, um ihre Überraschung zu verbergen. »Wie könnt Ihr …?!«
    »In meiner Freude auf die Geburt meines Erben war ich mit Blindheit geschlagen«, erwiderte der König. »Vigor jedoch hat mir die Augen geöffnet, und nun will ich die Wahrheit wissen. Wer ist der Vater des Kindes – etwa Daghan von Ansun, dem du beigewohnt hast, ehe du meine Gemahlin wurdest?«
    Aryanwen blickte von einem zum anderen. Sie wusste nicht, ob sie in hysterisches Gelächter verfallen, ob sie vor Wut laut schreien oder in Tränen ausbrechen sollte. »Wie … wie könnt Ihr mir diese Frage stellen?«, überwand sie sich schließlich zu einer Antwort, in die sie alle Entrüstung legte, zu der sie noch fähig war.
    Vigor übernahm das Wort. »Von Beginn Eurer Schwangerschaft an habt Ihr es abgelehnt, von den Heilern des Königs untersucht zu werden. Stattdessen habt Ihr darauf bestanden, Euer Kind in Elfenhain zur Welt zu bringen, weit von Eurem Gemahl und von Tirgaslan entfernt.«
    »Weil ich wollte, dass es in Sicherheit zur Welt kommt!«
    »Oder um zu verbergen, dass Euer Kind sehr viel früher das Licht der Welt erblickt, als es der Fall gewesen wäre, wenn König Lavan der Vater wäre«, hielt Vigor dagegen, wobei er weiter grinste.
    Aryanwen starrte ihn an. So klein Vigor war, so viel Bosheit und Missgunst ging von ihm aus, und es verwunderte nicht, dass Winmar ihn zu seinem obersten Folterknecht gemacht hatte. Sie wusste nicht, ob ihm klar war, wie nahe seine abenteuerlichen Beschuldigungen der Wahrheit kamen, aber vermutlich kam es ihm gar nicht darauf an. Er wollte sie aus dem Weg räumen, wollte sie beim König in Misskredit bringen – und offenbar war ihm das bereits gelungen. Nur zwei Möglichkeiten blieben Aryanwen: Sie konnte alles zugeben, sich vor Lavan in den Staub werfen und ihn um Vergebung bitten – was vermutlich ziemlich aussichtslos sein würde. Oder sie trat die Flucht nach vorn an.
    Ihr Gefühl traf die Entscheidung noch vor ihrem Verstand. »Wie könnt Ihr es wagen?«, fuhr sie Vigor an. »Wie könnt Ihr es wagen, unaufgefordert in mein Gemach zu platzen und einen so gemeinen Verdacht zu äußern?«
    »Nicht er hegt diesen Verdacht, sondern ich, Weib«, knurrte Lavan, »und als dein Gemahl und König verlange ich eine Antwort: Wessen Kind war es, das du in Elfenhain zur Welt gebracht hast?«
    »Euer Kind!«, rief Aryanwen, und es erschreckte sie fast, mit welcher Überzeugung sie log. Nicht um ihretwillen, sondern um Alannah zu schützen. »Euer Sohn und Erbe, so wie Ihr es Euch gewünscht habt! Ich wollte ihn zu Euch nach Tirgaslan bringen, aber …«
    »Aber was?«, fiel Lavan ihr ins Wort. »Was ist dort im Wald geschehen?«
    »Das wisst Ihr! Elfenhain wurde überfallen, ein Kriegstrupp von Orks. Sie haben alle bis auf mich und das Kind getötet!«
    »Wie viele Orks waren es?«, wollte Vigor wissen. »Von wo kamen sie? Waren sie zu Fuß oder zu Pferd? Welches Feldzeichen trugen sie?«
    »Glaubt Ihr, ich hatte Zeit, mich umzusehen? Ich musste das Leben meines Kindes beschützen! Es war dunkel, und alles ging so schnell …«
    »Dunkel?«, hakte der Zwerg nach, seine Stimme schneidend wie ein Messer. »Ich dachte, der Überfall hätte sich am frühen Morgen

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