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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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andererseits erleichtert. Den Erfinder in ihm hatte der Gedanke begeistert, dass es den Zwergen gelungen war, eine künstliche Kreatur zu erbauen, die sich aus eigenem Antrieb bewegte, entsprechend ernüchternd war die Wahrheit gewesen; als Mensch hingegen hatte er Erleichterung darüber empfunden, dass im Inneren dieser erbarmungslosen Kreatur ein Herz aus Fleisch und Blut schlug.
    So wie sich das Erscheinen einer Kaldrone änderte, sobald sich das Visier öffnete, änderte sich auch ihre Stimme. Denn ohne die mechanische Verstärkung, die sein Organ auf bedrohliche Weise anschwellen ließ und verzerrte, hörte sich der Lenker der Maschine recht normal und unscheinbar an.
    »Willkommen in Gorta Ruun«, wiederholte der Zwerg, nun mit ungleich dünnerer Stimme. Offenbar war er noch sehr jung, was Dag verblüffte. Er hatte immer geglaubt, dass nur erfahrene und besonders verdiente Soldaten zum Steuern der Kaldronen eingesetzt wurden.
    »Wer bist du?«, fragte Ferghas, noch immer schwer atmend von ihrer wilden Flucht.
    »Wohl derjenige, der euch das Leben gerettet hat«, entgegnete der andere schlicht. »Und wer seid ihr?«
    Ferghas antwortete nicht, und Dag hatte den Eindruck, dass er an der Reihe war. Warum er es tat, wusste er später nicht mehr zu sagen. Aber in diesem Moment folgte er seinem Instinkt – und dieser sagte ihm, bei der Wahrheit zu bleiben. »Ich bin Daghan, Sohn Herzog Osberts von Ansun«, verkündete er schlicht.
    »Junge«, zischte Ferghas neben ihm. »Nicht!«
    »Die anderen sind meine Gefährten«, fuhr Dag unbeirrt fort, »oder vielmehr das, was von ihnen übrig geblieben ist. Wir sind nach Gorta Ruun gekommen, um meinen Vater zu befreien, der im Kerker gefangen gehalten wird.«
    »Und? Ist es euch gelungen?«
    »Er ist tot«, erklärte Dag bitter. »Unsere Mission ist gescheitert.«
    »Wie bedauerlich«, sagte der Zwerg, und so angestrengt Dag auch lauschte, er konnte nicht eine Spur von Sarkasmus in seiner Stimme erkennen. »Wen Winmars Schergen einmal in ihren Fängen haben, den lassen sie nicht wieder los. Glaubt mir, ich weiß, wovon ich spreche.«
    »Wer bist du, undurchsichtiger Zwerg?«, wollte Ferghas nun wissen.
    »Ich bin Bertin, des Drogos Sohn und Bruder des Dalfin«, erklärte der Zwerg stolz. »Und ihr könnt von Glück sagen, dass wir uns begegnet sind.«
    »Das ist uns klar«, versicherte Dag. »Wärst du nicht aufgetaucht, wären wir bereits tot. Aber wieso …?«
    »Du willst wissen, warum Zwerg gegen Zwerg kämpft, Bruder gegen Bruder?«, fiel Bertin ihm ins Wort. »Das will ich dir sagen, Mensch – weil wir in dunklen Zeiten leben und die Zwergenkrone auf dem Haupt eines Tyrannen sitzt.«
    »Du sprichst von Winmar.«
    »Von wem sonst?«
    Dags Verwunderung war ehrlich. »Wir wussten nicht, dass es Widerstand gibt«, gestand er. »Wir dachten, das Volk der Zwerge wäre seinem Herrscher treu ergeben.«
    »Ihr wisst vieles nicht, wie auch? Ihr seid Menschen!«, konterte der andere. »Aber ihr sollt nicht denken, dass alle Zwerge kriegslüsterne Barbaren wären, die Winmars Taten gutheißen. Es gibt auch welche unter uns, die sich dem Tyrannen widersetzen. Nicht viele, aber es werden mehr, von Tag zu Tag.«
    »So ist es auch außerhalb dieser Stollen und Höhlen«, erwiderte Dag.
    »Und wir dachten, die Menschen wären geschlagen und für immer besiegt …«
    Dag lächelte matt. »Ihr wisst vieles nicht«, konterte er. »Wie auch? Ihr seid Zwerge!«
    Warum er das sagte, wusste er selbst nicht. Es war – streng genommen – eine Beleidigung, und sie waren nun wirklich nicht in der Position, jemanden zu verspotten, am allerwenigsten ihren Retter. Aber ein Gefühl sagte ihm, dass es die richtigen Worte waren – und das leise Lachen, das aus der metallenen Höhle des Kaldronengehäuses hallte, schien dies zu bestätigen.
    »Das klingt fast, als hätten wir Verbündete gefunden«, sagte Bertin, und Dag konnte hören, wie er die ledernen Gurte löste, mit denen er festgeschnallt war.
    »Vorsicht«, raunte Ferghas Dag zu, als der Zwerg aus der Maschine kletterte. »Wir wissen nicht, was er im Schilde führt. Er mag uns gerettet haben, aber er ist immer noch ein Zwerg.«
    »Ich weiß«, versicherte Dag. »Keine Sorge.«
    Erstmals seit er sein Augenlicht verloren hatte, hatte er das Gefühl, die Dinge völlig klar zu sehen, nicht getrübt von ohnmächtigem Zorn und geblendet von namenlosem Hass, sondern so, wie sie tatsächlich waren. Genau das war geschehen, was Dwethan ihm

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