Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)
gepflegt werden, nimmt jene der Hebammen einen besonderen Stellenwert ein. Dort könnte unser … Euer Kind das Licht dieser Welt in Sicherheit und Geborgenheit erblicken.«
»Das kann es hier ebenso. Lass nach den Hebammen schicken, wenn dir so an ihrer Anwesenheit liegt.«
»Sie würden nicht kommen. Ihre besondere Kraft können die Hebammen nur in Elfenhain entfalten, wo ihnen ihre Arzneien und heilenden Essenzen zur Verfügung stehen. Es gibt einen Grund dafür, dass fast alle Könige der alten Zeit dort geboren wurden. Königin Alannah war die Letzte, die ihr Kind …«
»Verschone mich mit alten Geschichten von den glorreichen Tagen des Reiches«, knurrte Lavan und wedelte mit der Rechten, als wollte er ein lästiges Insekt verscheuchen.
»Es ist ein alter Brauch«, beharrte Aryanwen dennoch. »Das Volk wird es wohlwollend zur Kenntnis nehmen, wenn Ihr diese Tradition wiederbelebt und Euer Sohn und Erbe in Elfenhain das Licht der Welt erblickt. Es wird dazu beitragen, Eure Macht zu festigen.«
»Unverschämtes Weib.« Lavan schürzte abschätzig die fetten Lippen. »Glaubst du, meine Macht müsste gefestigt werden? Wenn das Volk es wagt, sich gegen mich zu stellen, werden Winmars Kaldronen augenblicklich zur Stelle sein, um jeden Aufstand im Keim zu ersticken. Und da willst du behaupten, ich wäre auf das Wohlwollen dieser Bauerntölpel angewiesen?«
»Natürlich nicht«, räumte Aryanwen ein – und spielte ihren letzten Trumpf aus, in der verzweifelten Hoffnung, dass er stach. »Aber was, wenn es bei der Geburt Schwierigkeiten gibt? Was dann, mein Gemahl?«
»Wenn schon«, schnaubte Lavan. »Diese Hexen sind nicht die Einzigen, die in der Heilkunst bewandert sind. Ich werde Boten nach Gorta Ruun schicken und König Winmar um Hilfe bitten. Er wird uns seine besten Ärzte und Alchemisten schicken.«
»Das wäre fatal.« Aryanwen lächelte gequält. »Das Zeug, das Winmars Giftmischer zubereiten, werde ich ganz sicher nicht trinken – und Ihr solltet das auch nicht wollen. Bedenkt wohl: Welches Interesse sollte Winmar daran haben, dass Euer Nachkomme wohlbehalten zur Welt kommt?«
»Was meinst du damit?«
Aryanwen schüttelte den Kopf. »Ihr seid schon so lange König von Winmars Gnaden, dass Ihr vergessen habt, wie ein freier Mann zu denken.«
»Hüte deine Zunge, Weib!«
»Glaubt Ihr denn, Winmar jubelt, wenn Ihr einen Sohn und Erben in die Welt setzt, der ihm womöglich eines Tages gefährlich werden und den Thron streitig machen könnte?«
»Er hat keinen Grund, sich über derlei Dinge zu sorgen. Ich habe ihm den Treueid geleistet.«
»Ihr habt auch meinem Vater den Treueid geleistet – was Euch nicht daran gehindert hat, Euch gegen ihn zu verschwören. Meint Ihr, Winmar hätte das vergessen?«
»Keineswegs, Weib.« Lavan dachte darüber nach. »Aber der Zwergenkönig ist klug genug, um einen Verbündeten von einem Feind unterscheiden zu können. Und ich habe alles getan, um ihm klarzumachen, dass ich auf seiner Seite stehe.«
»Das habt Ihr in der Tat«, erwiderte Aryanwen trotzig. »Gegen Euer eigenes Volk.«
»Fangt nicht wieder damit an!« Lavan erhob sich von seinem Thron, die Hand mit dem Siegelring zur Faust geballt.
»Was wollt Ihr tun, mein Gemahl? Mich züchtigen? Wie Ihr schon sagtet – ich bin das Behältnis, in dem Euer Erbe heranwächst, und Ihr solltet alles unternehmen, damit es keinen Schaden nimmt.«
»Das werde ich – und zwar hier in Tirgaslan.«
»Das wollt Ihr riskieren?« Aryanwen sah ihn herausfordernd an. »Was, wenn sich das Kind in meinem Bauch nicht dreht? Was dann, mein Gemahl?«
»Das würdest du nicht wagen.«
»Glaubt Ihr denn, darauf hätte ich Einfluss?«
»Das weiß ich nicht«, schnaubte der König. »Doch sei versichert: Wenn sich das Kind nicht dreht, werde ich die Heiler anweisen, das zu tun, was auch bei Kühen und Pferden getan wird. Nur das Leben des Kindes zählt – du bist mir gleichgültig.«
Aryanwen stand wie vom Donner gerührt.
Ihr war immer klar gewesen, dass ihre Ehe ein Zweckbündnis war und sich Lavans Zuneigung zu ihr auf den körperlichen Aspekt beschränkte. Seine Haltung überraschte sie folglich nicht, doch seine Ruchlosigkeit verschlug ihr die Sprache.
Sie fühlte Panik in sich aufsteigen.
Nicht so sehr wegen der Vorstellung, ihr Leben womöglich für das ihres Kindes geben zu müssen. Sondern weil sie dann nicht da sein würde, um ihr Kind vor dem Zugriff des Mannes zu beschützen, der sich für dessen Vater
Weitere Kostenlose Bücher