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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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Verständnis zu finden.
    Mehr noch, für einen Moment kam es Aryanwen so vor, als könnte die weise alte Frau bis auf den Grund ihrer Seele blicken und dort die Wahrheit erkennen. Die Wahrheit über das Kind – und über seinen Vater.
    »Ich verstehe«, sagte sie leise, dann gab sie ihren Begleiterinnen einige Anweisungen in der Sprache der Gelehrten. Die Hebammen öffneten daraufhin ihre mitgebrachten Beutel und entnahmen ihnen einige Gegenstände, Phiolen und kleine Dosen, und gingen daran, in einem Mörser etwas zuzubereiten. Außerdem warfen sie neue Kräuter in die Räucherschale, sodass sich der Geruch schlagartig intensivierte und Aryanwen sich plötzlich schläfrig und müde fühlte, unendlich müde …
    »Es ist gut, Genyra«, sagte Acha und drückte sie sanft, aber bestimmt auf ihr Lager zurück. »Es ist gut.«
    Aryanwen hatte das Gefühl, für einen Moment eingeschlafen zu sein, als man etwas an ihre Lippen setzte.
    »Trink«, forderte jemand sie auf, und sie tat, wie ihr geheißen. Der Trank war lauwarm und schmeckte bitter, und für einen Moment hatte sie das Gefühl, sich übergeben zu müssen – doch schon im nächsten Augenblick schien die Wirkung einzusetzen, denn die nächste Wehe, die ihren Unterleib durchlief, war nicht mehr ganz so heftig wie jene zuvor.
    Und so ging es weiter.
    Der Schmerz flaute ab, und Aryanwen sank zurück in jenen schwebenden Zustand zwischen Traum und Wachen, in den der Kräuterduft sie lockte.
    Sie bekam nur am Rande mit, wie sie angehoben und hinausgetragen wurde und ihnen auf dem Gang eine Gestalt entgegentrat, groß und unförmig.
    »Was habt Ihr vor?«, hörte sie Lavans Stimme wie von weit entfernt.
    »Wir werden Tirgaslan verlassen und nach Elfenhain zurückkehren. Die Königin nehmen wir mit uns.«
    »Aus welchem Grund?«
    »Weil wir ihr nur dort helfen können.«
    »Helfen? Was ist mit dem Kind? Wie geht es meinem Erben? Ist er wohlauf?«
    »Das werden wir in Elfenhain herausfinden.«
    »Dann werde ich mit Euch kommen.«
    »Nein, Herr. Kein männliches Wesen darf Elfenhain betreten.«
    »Willst du mich verhöhnen? Ich bin euer König!«
    »Auch Könige haben sich zu allen Zeiten an diese Regel gehalten, Herr, seit Sigwyns Tagen. Ihr mögt damit hadern und uns die Rückkehr verweigern – Eurem Kind jedoch werdet Ihr damit nicht helfen. Habt Vertrauen, Herr. Lasst uns unsere Arbeit tun und tut Ihr die Eure.«
    Stille kehrte für einen Augenblick ein.
    »Dann geht«, ließ sich Lavan schließlich vernehmen, und die Hebammen setzten ihren Weg fort. »Doch wehe, es gelingt Euch nicht, mein Kind zu retten.«
    Aryanwen spürte, wie sie unsagbare Dankbarkeit durchströmte und ihr geschundener Körper sich entkrampfte.
    Dann schlief sie endgültig ein.

15
    B eständig setzte Dag einen Fuß vor den anderen. Die rechte Hand auf die schmale Schulter Dwethans gelegt, der ihm vorausging, ging er Schritt für Schritt und musste aufpassen, dabei nicht über offen liegende Wurzeln zu stolpern oder sich im Gestrüpp zu verfangen. Sehen konnte er den Wald nicht, den sie durchquerten – aber er hörte ihn umso deutlicher.
    Das Rascheln des Laubes.
    Das Zirpen der Grillen.
    Das Klopfen eines Spechts.
    Den Ruf eines Sperbers.
    Und Dag roch den Wald: den Duft der Tannen, die Süße von Baumharz, den würzigen Geruch von Moos und Pilzen.
    Je weiter sie gingen, desto mehr intensivierten sich die Gerüche, so als bewegten sie sich immer tiefer in den Wald. Auch dass es den Tag über merklich feuchter und kühler geworden war, schien darauf hinzudeuten.
    »In welche Richtung gehen wir eigentlich?«, wollte Dag wissen.
    »Nach Osten«, gab Dwethan zur Antwort.
    »Aber die Hügelclans leben im Süden, jenseits des Hammermoors.«
    »Nicht alle. Einer der Stämme, die sich Winmars Herrschaft nicht beugen wollten, ist im östlichen Hochland beheimatet, jenseits des Waldes, in den Ausläufern des Gebirges. Dieser Stamm ist unser Ziel – ein Clan wagemutiger Kämpfer, der nicht kapituliert hat und den Kampf gegen die Zwerge fortsetzt.«
    »Davon habe ich nichts mitbekommen«, meinte Dag.
    »Wie auch?« Der Alte lachte auf. »In den vergangenen Monaten hast du dich doch keinen Deut um das geschert, was in Erdwelt vor sich ging. Außerdem sind die Angriffe der Clans, so beherzt sie auch vorgetragen werden, nur Nadelstiche im Gesäß eines Ilfantodons, wenn du den Vergleich gestattest. Die Krieger des Hochlands sind wackere Kämpfer, aber sie sind uneins, deshalb bleibt ihr Widerstand

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