Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
Vom Netzwerk:
seiner Kenntnis, dafür verspürte Vigor, der oberste Folterknecht von Gorta Ruun, nackte Todesangst. Lautlos wie ein Meuchelmörder hatte sie sich an ihn herangepirscht und ihre kalten Klauen um seine Kehle gelegt, und je länger er in seiner Zelle wartete, desto deutlicher spürte er ihren Druck.
    Das Atmen fiel ihm schwerer, und er konnte hören, wie das Blut in seinen Schläfen pochte.
    Schneller.
    Immer schneller …
    Als er auf dem Gang Schritte hörte, waren sie wie ein Signal aus einer anderen Welt. Obwohl er müde und entkräftet war, zwang er sich aufzustehen. Die Ketten klirrten, seine Knochen und Gelenke schmerzten höllisch, aber irgendwie schaffte es Vigor, sich auf die Beine zu raffen. Schon einen Augenblick später war er froh, dass er sich überwunden hatte – denn kein anderer als Lavan erschien vor der Zellentür, in Begleitung eines Kerkerknechts, der eine Fackel trug.
    »Ihr?«, krächzte Vigor. Seine Kehle war ausgetrocknet und geschwollen, entsprechend jämmerlich hörte sich seine Stimme an. Dennoch gab er sich alle Mühe, die Fassung zu wahren und seine Furcht nicht zu zeigen. »Seid Ihr gekommen, um mich abzuurteilen? Oder wollt Ihr mich nur verspotten?«
    »Weder das eine noch das andere«, entgegnete Lavan, und im Lichtschein der Fackel erkannte Vigor, dass in den feisten Zügen des Herrschers von Tirgaslan weder Genugtuung noch Häme zu erkennen war. Vielmehr waren sie leichenblass.
    »Was ist geschehen?«, wollte Vigor wissen.
    »Elfenhain wurde angegriffen«, erwiderte Lavan tonlos. »Die Hebammen sind alle tot, Aryanwen ist spurlos verschwunden – und mit ihr auch mein Erbe. Offenbar wurden sie verschleppt …«
    Vigors Miene blieb unbewegt, sein Verstand jedoch arbeitete fieberhaft daran, die bruchstückhaften Informationen zusammenzusetzen.
    Elfenhain!
    Dorthin also hatte sich die Königin zurückgezogen, um ihr Kind zur Welt zu bringen. Vigor hätte seinen roten Bart darauf verwettet, dass Ansgar davon gewusst hatte. Der Alchemist hatte seinen Rivalen ins offene Messer laufen lassen.
    »Seid Ihr sicher?«, fragte er, Betroffenheit heuchelnd.
    Lavan nickte nur. Ratlosigkeit sprach aus seinen kleinen grauen Augen, während sie durch die Gitterstäbe starrten – und Vigor begriff, dass diese unerwartete Wendung der Schlüssel zu seiner Kerkertür sein konnte!
    »Das war Winmars Werk«, knurrte er und gab sich Mühe, dabei möglichst viel Überzeugung in seine Worte zu legen. »Daran besteht nicht der geringste Zweifel!«
    Lavan starrte ihn weiter an. Dass er nicht widersprach, deutete darauf hin, dass er ähnliche Gedanken hegte.
    »Wir haben zu reden, General«, sagte er dann – und wies den Kerkerknecht an, die Zellentür zu öffnen.

10
    F erghas hatte nicht zu viel versprochen.
    Dag bezog fürchterliche Prügel.
    Wenn er gehofft hatte, dass der Clansmann Gnade walten lassen oder zumindest ein wenig Rücksicht auf einen hoffnungslos unterlegenen Gegner nehmen würde, so hatte er sich geirrt. Lord Anghas’ Bruder ließ seinen Stock derartig kraftvoll tanzen, als gelte es, einen Kampf unter Ebenbürtigen zu gewinnen. Entsprechend gab es kaum eine Stelle an Dags Körper, die noch nicht vom Stock des anderen malträtiert worden war, und Ferghas schien nicht einen Hauch von Mitleid mit dem hilflosen Kontrahenten zu verspüren.
    Wieder und wieder ließ er seinen Stab niedergehen, schlug Dag auf die Schultern und auf den Kopf, sodass er benommen wankte, nur um im nächsten Moment wieder einen Stoß in die Magengrube zu erhalten, der ihn nach vorn und in die Knie brechen ließ. Dann erhob er sich schwerfällig, und der ungleiche Kampf begann von Neuem. Dag kam es fast vor, als ob der andere ihn mit dem Stock lenkte, ihn nach Belieben bald hierhin und bald dorthin taumeln ließ, um ihn dann wieder mit gezielten Schlägen in eine andere Richtung zu dirigieren. Entsprechend bizarr musste das Schauspiel sein, das sich den Zuschauern bot.
    Anfangs hatten die Clansleute noch jeden einzelnen Treffer Ferghas’ bejubelt und mit Beifall bedacht – inzwischen schwiegen sie, was erahnen ließ, wie peinlich berührt sie von dem Anblick waren. Dag merkte, wie etwas warm und feucht an seiner Schläfe herabrann – Blut.
    Natürlich hatte er versucht, Gegenwehr zu leisten, und er versuchte es auch jetzt noch. Aber wohin auch immer er seinen Stock führte, war Ferghas’ bereits zur Stelle und wehrte den Angriff ab. Und je mehr Treffer der andere landete und je größer der Schmerz wurde,

Weitere Kostenlose Bücher