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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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desto langsamer und voraussehbarer wurden Dags Bewegungen. Er hatte keine Ahnung, wie lange dieser Wahnsinn noch andauern sollte. Wann würde es endlich genug der Erniedrigung sein? Wann würden Anghas und seine Leute genug Blut gesehen haben? Wann würde Dwethan sich erbarmen und endlich dazwischengehen?
    Noch war es ganz offenbar nicht so weit, denn wieder prasselten fürchterliche Hiebe auf Dag ein, so als hätte er es nicht mit einem, sondern mit fünf Gegnern zu tun – er konnte ihnen nicht entgehen. Zwar riss er seinen eigenen Stab nach oben, um seinen Kopf zu schützen, und der helle Klang von Holz auf Holz sagte ihm, dass er zumindest einen Schlag hatte abwehren können. Aber das Fauchen, das er einen Lidschlag später vernahm, verriet ihm, dass sein Gegner die Waffe herumwirbeln ließ und die Stoßrichtung änderte – und obschon er wusste, dass der nächste Stoß wieder seinem Unterleib gelten würde, brachte er seinen Stab nicht rasch genug in Position, um den Angriff abzuwehren.
    Ferghas’ Stock traf ihn zwischen die Beine und gab ihm das Gefühl, als wolle sein Unterleib vor Schmerz zerbersten. Bislang hatte er keinen Klagelaut vernehmen lassen, jetzt entfuhr ihm ein heiserer Schmerzensschrei. Die Dunkelheit um ihn herum explodierte in hellen Flecken, und sein Bewusstsein flackerte wie eine Kerze im Wind. Er stürzte und war sicher, dass dies das Ende des Kampfes wäre; nun, da er hilflos am Boden lag, würde sich sein Gegner auf ihn stürzen und ihm den Rest geben, und sosehr Dag den Schmerz fürchtete, so erleichtert war er darüber.
    Doch der vernichtende Schlag blieb aus. Als Dag sein Bewusstsein wieder vollends zurückerlangte, fand er sich zwar auf dem Boden liegend, aber jemand war bei ihm und sprach auf ihn ein. Im ersten Moment dachte er, dass es Dwethan wäre, aber dann wurde ihm klar, dass die Stimme weiblich und sehr viel jünger war und mit dem Akzent der Hochländer sprach.
    »Gib nicht auf!«, redete sie ihm ein. »Gib nicht auf, hörst du?«
    »Catriona!«, hörte er Lord Anghas poltern …
    Catriona …
    Anghas’ Poltern ging in Gebrüll über, das seine Tochter merklich zusammenzucken ließ. Dag wusste nicht, wie sie aussah, aber er konnte sie sich nicht anders vorstellen als in edler Anmut und blühender Schönheit, ein guter Geist, der ihm erschienen war.
    »Hör zu«, raunte Catriona ihm ins Ohr. »Ferghas wählt das Ziel seines Angriffs erst kurz bevor er zuschlägt. Wann immer er zum Stoß ansetzt, zögert er für einen Moment!«
    »Catriona!«, brüllte Anghas, und Dag spürte, wie sich ihre Aura entfernte und der hilfreiche Geist entschwand.
    … erst kurz bevor er zuschlägt …
    Ihre Worte wirkten in seinem Schädel ebenso nach wie das Dröhnen von Ferghas’ Hieben – und er wurde aus dem einen so wenig schlau wie aus dem anderen. Was, fragte er sich, während er sich schwerfällig wieder auf die Beine raffte, seinen Kampfstab dabei als Krücke missbrauchend, hatte Catriona ihm damit sagen wollen?
    Wieder hörte er es fauchen – Ferghas griff erneut an!
    Das Geräusch kam von links und war in Höhe seines Kopfes, also duckte Dag sich instinktiv, und tatsächlich verfehlte ihn der Hieb und wischte haarscharf über ihn hinweg. Ein Anlass zum Triumph war es nicht, denn schon der nächste Hieb traf wieder. Hammerhart schlug der Stab gegen Dags Beine und fegte sie unter seinem Körper hinweg. Er stürzte hart und blieb auf dem Boden liegen, zur Erheiterung Anghas’ und seiner rauen Gesellen – und im nächsten Moment wusste Dag, dass Ferghas über ihm war.
    Weder konnte er seinen Gegner sehen, noch infolge des dröhnenden Gelächters etwas hören – er wusste es ganz einfach, spürte die Gegenwart seines Kontrahenten so wie er den Schmerz spürte, und ihm war klar, dass dieser zum letzten, entscheidenden Schlag ausholte.
    Wann immer er zum Stoß ansetzt, zögert er für einen Moment …
    Wie ein Echo hallten Catrionas Worte durch sein Bewusstsein, und plötzlich wusste Dag, was zu tun war. Ansatzlos, wissend, dass dies seine allerletzte Chance war, schlug er zu.
    Seitlich auf dem Boden liegend, stieß er seinen Stab wie einen Speer nach oben, erwartete fast, dass der Angriff ins Leere gehen würde, wie so viele Male zuvor – doch dieses Mal traf er auf Widerstand!
    Offenbar hatte Ferghas, der sich als sicherer Sieger wähnte, nicht mehr mit Gegenwehr gerechnet. Oder er war so darauf bedacht gewesen, sich ein Ziel für seinen letzten Streich auszuwählen, dass

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