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Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition)

Titel: Die Könige: Orknacht (Die Könige 1) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michael Peinkofer
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den er plötzlich wahrgenommen hatte. »Und das Moos?«, wollte er wissen. »Der Farn? Die Bäume?«
    »Alles verfault und verrottet«, meldete Ferghas, »und das innerhalb von Augenblicken. Was immer diese Kreaturen sind, sie stammen nicht aus dieser Welt. Wohin auch immer ihr Schatten fällt, scheint kein Leben mehr zu gedeihen.«
    Dag nickte düster.
    Zum ersten Mal waren sie zweien dieser Kreaturen begegnet – und wer vermochte zu sagen, ob nicht noch sehr viel mehr existierten? Außerdem hatte die Dämmerung noch kaum eingesetzt. Wenn die Kreaturen sich jetzt schon am hellen Tage bewegen konnten, musste das bedeuten, dass Dwethans Vermutung richtig war und sie allmählich stärker wurden. Dafür sprach auch, dass das Gefühl der Angst und der Bedrohung, das Dag verspürt hatte, sehr viel stärker gewesen war als bei seiner letzten Begegnung mit den Kreaturen. Auch konnte er sich nicht entsinnen, damals jenen Verwesungsgeruch wahrgenommen zu haben. All das beunruhigte Dag, aber er beschloss, den anderen vorerst nichts davon zu sagen.
    »Alles in Ordnung, Junge?«, erkundigte sich Ferghas, der ihm anzusehen schien, dass etwas nicht stimmte.
    »Alles in Ordnung«, versicherte Dag. »Lasst uns weiterziehen.«

16
    E s ist Zeit, mein König.«
    Die Stimme sprach so laut, dass sie von den Wänden des Thronsaals dutzendfach widerhallte. Doch die Worte erreichten Winmar von Ruun dennoch nicht. In Gedanken versunken, stand der Herrscher von Erdwelt in der Halle der Könige, ließ seine Blicke über die ehrwürdigen Säulen schweifen, die das hohe Gewölbe trugen und in die die Gesichter der vergangenen Monarchen eingemeißelt waren. Einmal mehr kam es ihm vor, als starrten sie auf ihn herab, prüfend und streng, und er fühlte sich unwohl unter ihren steinernen Blicken, hatte das Gefühl, sich rechtfertigen zu müssen.
    Wofür?
    Hätten sie an seiner Stelle nicht dasselbe getan? Musste er nicht alles tun, um seine Macht zu mehren und zu festigen?
    Es war ein langer und beschwerlicher Weg gewesen von den Schlachtfeldern der Ork-Kriege bis in den Thronsaal von Gorta Ruun. Viel hatte Winmar auf sich genommen, um sich vom einfachen Bergarbeiter zum Günstling des Königs emporzuarbeiten und von diesem schließlich an Sohnes statt angenommen zu werden, auf dass er eines Tages Herrscher werde. Winmar hatte diesen Vorgang beschleunigt – nicht um seiner selbst willen, sondern weil es notwendig gewesen war.
    Notwendig, um an die Macht zu gelangen.
    Notwendig, um dem Volk des Berges eine Zukunft zu geben.
    Notwendig, weil die Stimme es ihm befohlen hatte.
    Winmar wusste noch genau, wann er die Stimme zum ersten Mal gehört hatte. Es war während des letzten Ork-Krieges gewesen, in den Tagen tiefer Verzweiflung. Die Unholde hatten das Feldlager überrannt, das die Zwerge am Rand der Nordsümpfe errichtet hatten, und ein schreckliches Blutbad angerichtet, das Winmar als Einziger überlebt hatte. Verwundet hatte er zwei Tage und zwei Nächte lang in einem Sumpfloch ausgeharrt, umgeben von den Leichen seiner gefallenen Kameraden und den Kadavern erschlagener Orks, die der Sumpf langsam verschlang. Vermutlich hätte er vor Angst den Verstand verloren, wäre da nicht plötzlich eine Stimme in seinem Kopf gewesen. Eine Stimme, die ihm sagte, dass er nicht sterben und elend zugrunde gehen würde, sondern dass er zu Höherem bestimmt sei. Dass das Schicksal es gewollt habe, dass er das Massaker als Einziger überlebte, und dass er dazu ausersehen sei, die Zwergenrasse in eine große Zukunft zu führen.
    Danach war Winmar nicht mehr derselbe gewesen.
    Bei erster Gelegenheit hatte er sein Sumpfloch verlassen und sich trotz seiner zahlreichen Verwundungen quer durch das Territorium des Feindes zu den eigenen Linien durchgeschlagen. Dort hatte man ihn als Helden gefeiert, und von diesem Augenblick an war sein weiterer Weg vorgezeichnet gewesen – gerade so, als ob die Geschichte bereits geschrieben wäre und er sie nur noch zu erfüllen brauchte. Wie ein Grubenwagen, der auf Schienen fuhr, hallte es in seinem Bewusstsein nach, geradewegs in die Dunkelheit …
    »Mein König! Es ist Zeit, Abschied zu nehmen.«
    Erst jetzt nahm Vigor wahr, dass er in der Halle nicht mehr allein war. Ansgar war bei ihm, sein oberster Hofalchemist und Berater, seit Vigor nach Tirgaslan gegangen war.
    Winmar gestand es sich nicht gerne ein, aber er vermisste den Anführer seiner Geheimpolizei, der ihn ein gutes Stück seines Weges begleitet hatte und ihm

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