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Die Koenigin der Schattenstadt

Die Koenigin der Schattenstadt

Titel: Die Koenigin der Schattenstadt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christoph Marzi
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starrte zu Boden.
    Er musste an die Nacht denken, die er gemeinsam mit Catalina im Haus der Nadeln verbracht hatte. Nur ein einziges Bett hatte es dort gegeben, hoch oben in dem Turmzimmer. Catalina hatte sich am Fußende des Bettes zusammengerollt wie eine Katze. Sie hatte müde und doch glücklich gelächelt und dann hatte sie Jordi, der verlegen im Raum herumgestanden hatte, ganz gönnerhaft das Kopfende des Bettes überlassen. »Keine Angst, ich beiße nicht«, hatte sie gesagt. Jordi war zum Fenster gegangen, und als er sich umgedreht hatte, da war Catalina schon eingeschlafen. Ganz ruhig war ihr Atem gegangen. Jordi hatte sich nur ans Kopfende gesetzt und ihr beim Schlafen zugesehen, das war alles. Und er war glücklich gewesen. So glücklich, dass er trotz der Erschöpfung nicht hatte einschlafen können. Er war hinunter in die Bibliothek gegangen und hatte in den dicken Wälzern und alten Folianten nach Lösungen gesucht. Irgendwann am frühen Morgen war er dann ins Turmzimmer zurückgekehrt und völlig erschöpft und mit vom vielen Lesen brennenden Augen auf dem Fußboden direkt vor dem Bett eingeschlafen. Er wusste noch immer, was er in jener Nacht geträumt hatte, denn auch im Traum war er glücklich gewesen. Und als Catalina ihn am Morgen mit einer Tasse heißem Kaffee geweckt hatte, da hatte er festgestellt, dass Traum und Leben sich manchmal recht ähnlich sein können.
    »Wenn Catalina nicht dort ist, dann werde ich eben allein einen Weg zurückfinden.«
    »Du willst das wirklich tun.« Kamino Regalado sah traurig aus.
    Und Kopernikus sagte: »Vielleicht hat er recht.«
    Kamino funkelte ihn wütend an. »Ist das Euer Ernst?«
    »La Sombría benötigt die Kartenmacherinnen, damit sie eine andere Welt zeichnen. Sie sollen diese Welt verändern, damit sie ganz zum Reich der Schatten werden kann. Das ist ihr Plan. Zumindest ist das der Plan, in den sie mich damals eingeweiht hat.« Er bedachte Jordi mit einem vielsagenden Blick. »Sarita Soleado ist mit La Sombría im Bunde. Das war sie von Anfang an. Warum? Ich kann nur Vermutungen anstellen. So wie ich La Sombría kenne, hat sie der Hexe die Macht über Malfuria versprochen.«
    »Bleiben Nuria Niebla und Catalina.«
    »Die eine ist verbrannt«, sagte Kopernikus, »und die andere ist in Lisboa verschollen. Oder sonst wo, wer weiß? Vielleicht ist Catalina wirklich diejenige, die Malfuria zerstört hat. Vielleicht hat sie es auf Geheiß La Sombrías getan. Vielleicht aber auch nicht. Vielleicht ist es sogar gut, wenn Jordi nach ihr sucht.«
    »Zu viele Vielleichts!«, brauste Kamino auf. »Ihr habt doch selbst gesagt, dass er nicht zurückkehren kann, aus dieser Schattenstadt. Und was, wenn Catalina dort wirklich gemeinsame Sache mit dieser merkwürdigen Königin macht?« Kamino war wirklich aufgebracht. »Ich bin dagegen.« Sie sprang vom Tisch, auf dem sie gesessen hatte, und blieb vor Jordi stehen. »Lass den Blödsinn! Hör auf, den Helden zu spielen!«
    »Ich werde sie suchen«, sagte Jordi zu Kamino. »Ob du das gutheißt oder nicht.«
    Kopernikus, der wieder so ruhig war wie zuvor, überlegte: »Malfuria ist jedenfalls zerstört und der Sturm aus Rabenfedern war das Einzige, vor dem sich La Sombría wirklich gefürchtet hat. Jetzt gibt es nur noch Catalina, die ihr im Weg steht.«
    »Oder auch nicht«, merkte Makris de los Santos an.
    Kopernikus nickte. »Und Nuria.«
    »Die tot ist.«
    Alle schwiegen betreten.
    Kamino sah Jordi an. »Tu’s nicht«, bat sie ihn noch einmal. »Bleib.«
    Dann trat Kopernikus ans Fenster, starrte durch die Scheibe. »Was, in aller Welt, ist denn das?«
    Zeitgleich begann die Schiffsglocke zu läuten. Santiago Cortez plärrte durch die Sprachrohre: »Ihr solltet auf eure Posten gehen. Und einen Blick nach Südosten werfen.« Es folgte eine kurze Pause, dann sagte er: »Da kommt was auf uns zu.«
    Jordi und Kamino liefen gleichzeitig zum Fenster. Beide sahen, wovon Cortez gesprochen hatte. Und als Jordi feststellte, dass Kamino ganz erschrocken seine Hand ergriffen hatte, da war das, was auf sie zukam, auch schon da.

Der dunkle Sturm
    Die singende Stadt schwieg, das tat sie schon seit Tagen.
    Sarita Soleado stand still neben Kassandra Karfax auf dem Vorderdeck der riesigen Galeonenstadt, die sich wie ein pechschwarzer Himmel über La Marina und Eixample erstreckte. Fliegende Galeonen lagen in der Luft vor Anker und Scharen von Schattenwesen suchten in den Straßen und Gassen nach verborgenen Lichtern im

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