Die Königin der Weißen Rose
von unseren eigenen Erzbischöfen heimlich erbeten wurde. Nun ist George Warwicks Schwiegersohn, und falls es Warwick gelingt, George auf Edwards Thron zu setzen, macht er seine Tochter damit zur Königin. Dann wird sie sich meine Krone aufsetzen.
Mir wird übel, wenn ich nur daran denke, dass unsere Erzbischöfe, die Verräter, heimlich an den Papst geschrieben haben, um unseren Feinden zu helfen, damit Georgemit Warwicks Tochter vor den Altar treten und Warwick seine ehrgeizigen Pläne verwirklichen kann. Ich denke an die blasse, kleine Neville und ihre Schwester. Warwick hat keinen Sohn und scheint keine weiteren Kinder mehr zu bekommen, und ich schwöre, dass seine Tochter, solange ich lebe, nicht die englische Krone tragen wird. Ich denke an George, den dummen, verwöhnten Jungen, den Wendehals, der Warwick auf den Leim gegangen ist, und schwöre ihnen Rache. Ich bin so überzeugt, dass es zur Schlacht kommen wird – zu einer erbitterten Schlacht zwischen meinem Gatten und seinem ehemaligen Lehrmeister –, dass ich ebenso überrascht bin wie Edward, als Warwick ohne Vorwarnung landet und die sich sammelnde königliche Armee bei Edgecote Moor in der Nähe von Banbury schlägt, bevor Edward überhaupt aus dem Schloss von Nottingham herausgekommen ist.
Eine Katastrophe! Sir William Herbert, der Earl of Pembroke, liegt unter tausend Walisern tot auf dem Schlachtfeld. Sein Mündel, der Lancaster-Junge Henry Tudor, bleibt ohne Vormund zurück. Edward ist auf dem Weg nach London. Er reitet so schnell er kann, er will die Stadt für die Belagerung rüsten und sie vor Warwick warnen, da riegelt ein Haufen Bewaffneter vor ihm die Straße ab.
Der von uns ernannte Erzbischof Neville, ein Verwandter Warwicks, tritt vor und nimmt Edward gefangen, seinen eigenen König. Er erklärt ihm, er sei umzingelt, Warwick und George seien bereits im Königreich, die königliche Armee sei geschlagen. Es ist vorbei. Edward ist besiegt, noch bevor der Krieg erklärt wurde, noch bevor er seinem Schlachtross den Harnisch angelegt hat. Die Kriege, von denen ich angenommen hatte, sie hätten Frieden geschaffen, unseren Frieden, enden mit unserer Niederlage, noch bevor Edward das Schwert gezückt hat. Und das Haus Yorksoll auf George, der Marionette, gegründet werden und nicht auf meinem ungeborenen Sohn.
In Norwich gebe ich mich zuversichtlich und trete mit königlicher Anmut auf, da wird ein matschbespritzter Bote meines Ehegatten vorgelassen. Ich öffne den Brief und lese:
Liebste Gattin,
mach Dich auf schlechte Nachrichten gefasst.
Dein Vater und Dein Bruder wurden bei der Schlacht von Edgecote Moor im Kampf für unsere Sache gefangen genommen. Warwick hat sie in seiner Gewalt. Auch ich bin ein Gefangener und werde auf Warwicks Schloss in Middleham festgehalten. Sie haben mich auf dem Weg zu Dir auf der Straße abgefangen. Ich bin unverletzt, genau wie die beiden.
Warwick nennt Deine Mutter eine Zauberin und behauptet, unsere Ehe sei nur auf Eure Hexenkünste zurückzuführen. Sei also gewarnt: Ihr seid beide in Gefahr. Sie muss sofort das Land verlassen. Wenn sie können, hängen sie sie als Hexe auf. Auch Du solltest Dich auf das Exil vorbereiten.
Sieh zu, dass Du mit den Mädchen so schnell wie möglich nach London kommst, rüste den Tower für den Belagerungszustand und bereite auch die Stadt darauf vor. Wenn das geschehen ist, musst Du Dich mit den Mädchen nach Flandern in Sicherheit bringen. Der Vorwurf der Hexerei ist sehr ernst zu nehmen, Geliebte. Wenn sie glauben, dass sie Dir das anhängen können, werden sie Dich hinrichten. Sei vor allem auf Deine Sicherheit bedacht.
Wenn Du es für besser hältst, schick die Mädchen sofort in aller Heimlichkeit weg, versteck sie bei einfachen Leuten. Lass Dich nicht von Deinem Stolz lenken, Elizabeth, sondern entscheide Dich für einen Ort, wo niemand sie suchen wird.
Wenn wir für das kämpfen wollen, was uns zusteht, müssen wir dies durchstehen.
Es betrübt mich über alle Maßen, Dich und die Mädchen in Gefahr zu bringen. Ich habe an Warwick geschrieben und ihn aufgefordert, mir die Höhe des Lösegeldes für die Rückkehr Deines Vaters und Deines Bruders John mitzuteilen. Ich zweifle nicht daran, dass er sie Dir wohlbehalten zurückschicken wird. Was immer er verlangt, Du kannst es aus dem Staatsschatz begleichen.
Dein Gatte,
der einzige und alleinige König von England,
Edward
Es klopft an der Tür meines Audienzzimmers, die Tür fliegt auf, ich springe
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