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Die Königin der Weißen Rose

Die Königin der Weißen Rose

Titel: Die Königin der Weißen Rose Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Philippa Gregory
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demselben Trick vernichten. Hält er mich für einen Narren?»
    «Und Richard?», frage ich beklommen, als mir sein anderer Bruder einfällt, der schüchterne Junge, der zu einem ruhigen und nachdenklichen jungen Mann herangewachsen ist. «Wie sieht es mit Richards Loyalität aus? Steht er auch auf der Seite eurer Mutter?»
    Zum ersten Mal lächelt er. «Gott sei Dank bleibt Richard mir treu», berichtet er knapp. «Richard ist mir immer treu. Ich weiß, du hältst ihn für einen ungeschickten, mürrischen Jungen. Ich weiß, dass deine Schwestern über ihn lachen, aber er ist ehrlich und mir ergeben. Wohingegen George bestechlich ist. Er ist ein gieriges Kind, kein Mann. Gott allein weiß, was Warwick ihm versprochen hat.»
    «Das kann ich dir sagen», fahre ich auf. «Das ist leicht: deinen Thron. Und das Erbe meiner Töchter.»
    «Ich werde alles behalten.» Er nimmt meine Hände und küsst sie. «Ich schwöre dir, ich werde alles behalten. Du kannst nach Norwich gehen, wie wir es geplant haben. Tu deine Pflicht, spiel die Königin, gib dich ganz unbeschwert. Zeig ihnen ein lächelndes, zuversichtliches Gesicht. Und ich ersticke diese Schlangenbrut, bevor sie aus dem Boden kriecht.»
    «Geben sie zu, dass sie dich stürzen wollen? Oder behaupten sie wirklich, sie wollten nur gegen dich protestieren?»
    Er verzieht das Gesicht. «Es geht mehr darum,
dich
zustürzen, Liebling. Sie wollen, dass deine Familie und deine Berater vom Hofe verbannt werden. Sie bemängeln, ich sei schlecht beraten und deine Familie sei mein Untergang.»
    «Sie verleumden mich?», keuche ich auf.
    «Das ist nur vorgetäuscht, ein Versteckspiel», erklärt er. «Gib nichts darauf. Das ist die gewohnte Leier, man rebelliere nicht gegen den König, sondern gegen seine unfähigen Berater. Ich habe sie gesungen, mein Vater auch, und Warwick hat sie bei Henry angestimmt. Damals brachten wir vor, die Königin und der Duke of Somerset seien schuld an allem. Nun behaupten sie, alles sei dein Fehler und der deiner großen Familie. Es ist immer leichter, die Königin als schlechten Einfluss darzustellen, als sich offen gegen den König zu erheben. Natürlich wollen sie dich und deine Familie zerstören. Und wenn ich dann allein vor ihnen stehe, ohne Freunde und Familie, zerstören sie mich. Dann zwingen sie mich, unsere Ehe für ungültig zu erklären. Damit werden unsere Töchter zu Bastarden. Schließlich nötigen sie mich, George als meinen Erben zu benennen, vielleicht muss ich ihm sogar den Thron überlassen. Wenn ich sie besiegen will, muss ich sie in die offene Opposition drängen. Vertrau mir, ich beschütze dich.»
    Ich lege meine Stirn an die seine. «Ich wünschte, ich hätte dir einen Sohn geschenkt», sage ich leise. «Dann wüssten sie, dass es nur einen Erben geben kann. Hätte ich dir doch nur einen Prinzen geschenkt.»
    «Dafür haben wir noch genug Zeit», erwidert er ruhig. «Ich liebe unsere Mädchen. Es wird sich noch ein Sohn einstellen, daran zweifle ich nicht. Für ihn sichere ich den Thron. Vertrau mir.»
    Ich lasse ihn ziehen. Wir haben beide alle Hände voll zu tun. Er reitet hinter einer Standarte aus Fotheringhay fort,umringt von seiner Garde, zur Schlacht bereit. Er macht sich auf zum großen Schloss von Nottingham, wo er auf den Feind warten will. Ich ziehe mit unseren Töchtern weiter nach Norwich und tue so, als gehörte ganz England mir, als sei es noch immer ein heiterer Garten für die Rose von York, als fürchtete ich nichts. Auch meine Grey-Söhne reisen mit mir. Edward hat mir angeboten, sie mitzunehmen, damit sie einen Vorgeschmack auf den Kampf bekommen, aber ich habe Angst um sie und erlaube es ihnen nicht. Also reisen die Mädchen und ich mit zwei verdrossenen jungen Männern im Alter von dreizehn und vierzehn Jahren langsam gen Norwich. Nichts heitert die beiden auf, denn sie verpassen ihre erste Schlacht.
    Man bereitet mir einen Staatsempfang, ein Chor ist angetreten, der Boden zu meinen Füßen ist von Blumen bedeckt. Theaterstücke preisen meine Tugendhaftigkeit und heißen meine Mädchen willkommen. In Nottingham wartet Edward währenddessen auf den rechten Augenblick, zieht seine Soldaten wieder zusammen und ist bereit für die Landung des Feindes.
    Während wir warten, unsere Rollen spielen und uns fragen, wann der Feind denn nun kommt und wo er an Land geht, erreichen uns weitere Neuigkeiten: George hat in Calais Warwicks Tochter, Isabel Neville, geheiratet. Mit einer Sondergenehmigung des Papstes, die

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