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Die Koenigin der Wolle

Die Koenigin der Wolle

Titel: Die Koenigin der Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Nitzsche
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derart verfahrene Lage gebracht. Er wagte noch einen Versuch, seine Arme nach ihr auszustrecken und registrierte voller Erleichterung, dass er diesmal nicht zurückgewiesen wurde. Es fühlte sich an, als hielte er sie eine halbe Ewigkeit in seinen Armen. Erst das Türglöckchen brachte ihn dazu, seine Königin wieder loszulassen.
    „Hey, Duncan. Was machst du denn um diese Uhrzeit hier?”
    Duncan, war das nicht der reinkarnierte Rob Roy? Alexander unterbrach die Betrachtung einer besonders kratzigen Wolle, in die er sich rasch geflüchtet hatte, und schlich ein wenig näher an die Ladentheke heran. Wenn er ehrlich war, musste er zugeben, dass er Rosalinds Beschreibung für übertrieben gehalten hatte. Der Anblick des knapp zwei Meter großen Hünen korrigierte ihn jedoch. Der Kerl musste ungefähr Ende dreißig sein, war muskelbepackt und trug sein dichtes rotbraunes Haar in einem geflochtenen Zopf, der ihm bis zur Rückenmitte hing.
    „Ich war bei Mum und Dad zum Mittagessen, da ist Mum ganz plötzlich eingefallen, dass sie das hier ganz, ganz dringend braucht.” Duncan reichte Rose einen Zettel und lachte. Sein Bass dröhnte durch das ganze Geschäft und war wahrscheinlich sogar noch auf der Straße zu hören.
    Dieser Mann musste sich nicht lang mit ungelenken Flirtversuchen aufhalten, dachte Alexander in der Sicherheit seines Verstecks. Dieser Riese musste sich einfach eine geeignete Frau aussuchen, sie unter seinen Arm klemmen und mit ihr wegspazieren. Er hoffte inständig, dass Rose nicht vorhatte, sie einander vorzustellen. Sollte dieser Typ jemals auf ihn sauer sein, konnte er nur noch beten und weit, weit weg fliehen. Alexander verkrümelte sich also wieder weiter nach hinten, ans sichere Ende des Regals.
    „Oh, Rosie, ich wusste nicht, dass du schon einen Kunden hast!”
    Alex hatte so beschäftigt getan, dass ihm entgangen war, wie sich Schritte genähert hatten. Nun stand der hünenhafte Bruder namens Duncan direkt vor ihm und lächelte ihn freundlich an.
    „Sorry, Sir, ich wollte mich nicht vordrängeln. Sie sind selbstverständlich vor mir dran.”
    „Das ist kein Kunde, Duncan. Mr Sterling ist ein Freund”, antwortete Rosalind, bevor Alexander überhaupt den Mund aufgemacht hatte.
    Um Gottes Willen! Wenn sie von ihrem Streit und den Gründen dafür erzählte, würden sie ihn in einer Plastiktüte beerdigen können.
    „Ein guter Freund?” Duncan hatte sich zu Rosalind umgewandt.
    „Ein verdammt guter Freund”, bestätigte sie.
    Eieieieiei, Alexander spürte, wie die Luft immer dünner und sein Gesicht immer blasser wurde.
    „Rosie, machst du etwa unanständige Sachen mit diesem Gentleman?” Das Lachen in Duncans Stimme war nicht zu überhören.
    Rosalind grinste von einem Ohr zum anderen und nickte stumm.
    Das war’s. Finito. Ende. Sein letztes Stündlein hatte geschlagen. Alexander Sterling konnte sich viele unangenehme Arten des Sterbens vorstellen. Immerhin hatte er etliche davon selbst in seinen Büchern beschrieben. Aber das hier war definitiv grausamer als alles, was das Krimigenre im Allgemeinen zu bieten hatte.
    Duncan drehte sich wieder zu dem Fremden hin und seufzte. „Typisch Rosie. Freut mich, Sie kennen zu lernen. Ich bin Duncan Fielding, Rosies älterer Bruder.” Er grinste immer noch, dann verbesserte er sich. „Also, einer ihrer älteren Brüder. Sie sind wirklich ihr Liebhaber?”
    „Alexander Sterling. Sehr erfreut, Mr Fielding.” Sonderbar. Konversation funktionierte also auch, wenn das Gehirn nicht mit Blut versorgt wurde. Musste er sich merken. „Ich äh, wir, äh... na ja...”, weiter kam er nicht. Hatten denn in dieser Familie alle das Talent, ihn ständig auf dem falschen Fuß zu erwischen?
    „Nur zu, nicht so schüchtern. Sind Sie nun Rosies Geliebter?”
    Sterling nickte stumm und wartete auf die Faust, die irgendeinen Teil seines Gesichts zertrümmerte.
    „Glückwunsch. Seien Sie schön brav zu ihr. Sie haben Glück, Rosie über den Weg gelaufen zu sein und nicht Desdemona. Die hätte Sie wahrscheinlich sofort erledigt.” Wieder lachte Duncan dröhnend auf.
    „Hör’ auf damit, solche Sachen über deine Schwestern zu sagen!” Rosalind gab ihrem Bruder einen heftigen Klaps mit der Zeitschrift, die sie für ihre Mutter geholt hatte.
    „ Du kannst da gar nicht mitreden, weil du bei den Männergesprächen zwischen Desis Exfreunden nie dabei warst.” Duncan packte Rose und hob sie in die Luft. „Hättest du über sie gehört, was ich gehört habe,

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