Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Koenigin der Wolle

Die Koenigin der Wolle

Titel: Die Koenigin der Wolle Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanne Nitzsche
Vom Netzwerk:
Insgeheim fand er das ein wenig ungerecht, denn er hatte seine Arbeit nach ihr und ihren Bedürfnissen arrangiert. Immerhin hatte sie zugestimmt, ihn in ein paar Tagen zu einer weiteren Benefizgala zu begleiten. Er hoffte, ihr Magen hatte sich bis dahin wieder beruhigt. Wenn Alexander ganz ehrlich war, nervte es ihn mittlerweile, dass sich Rosalind standhaft weigerte, deswegen zum Arzt zu gehen, weil ihr Geschäft wie immer vorging.
     
    ***
     
    Rosalind war glücklich. Überglücklich. Die Anmeldeliste für ihre Stickrunde à la Jane Austen war innerhalb weniger Tage voll. Endlich kam ihre Kundschaft wieder, ohne sich eingeschüchtert nach klickenden Fotoapparaten umzuschauen. Ihre Arbeit machte ihr wieder rundum Spaß und belohnte sie für die Mühe, die Janice und sie in den Laden steckten. Sie bedauerte es, Alexander die Zusage zu einer dieser Benefizveranstaltungen gegeben zu haben, wollte ihn aber auch nicht durch eine Absage brüskieren.
     
    Der Abend war wie die vielen davor. Dieselben Gesichter, die sich immer bei solchen Anlässen zu tummeln schienen aßen vom gleichen Büffet, tranken den gleichen Champagner und erzählten dieselben Witze.
    „Wie wär’s mit einem Happen zu essen?”, fragte Alexander freundlich und strich ihr mit einer Hand über den Rücken.
    Rose zog die Nase kraus. „Nein, danke. Wenn ich das ganze Zeug schon sehe, rebelliert mein Magen.”
    „Das geht jetzt schon gute zwei Wochen so. Sag’ bloß, du warst immer noch nicht beim Arzt?”
    Sie antwortete nicht.
    „Herrgott noch mal, lass’ das endlich untersuchen!”, herrschte er sie ungehalten an.
    „Ich habe ja schon einen Termin. Nächste Woche irgendwann”, giftete Rosalind zurück. Sie stand kurz davor, in Tränen auszubrechen.
    Alexander verdrehte die Augen und sah sie flehend an. „Nimm’ dich bitte zusammen, nur dieses eine Mal noch. Nur noch heute Abend.”
    Rosalind nahm sich zusammen. Sie lächelte freundlich, betrieb Smalltalk. ...und machte drei Kreuze, als ein Taxi sie endlich zurück zu ihrer Wohnung brachte.

Verloren
     
     
    Alexander Sterling hatte an jenem Abend eine Entscheidung getroffen. So konnte es nicht weitergehen. Sie kannten sich zwar fast genau ein Jahr, hatten aber erst seit ein paar Monaten eine richtige Beziehung. Eine Beziehung, die augenscheinlich nicht funktionierte. Sie benahmen sich wie zwei Tiere, die man zusammen in einen Käfig gesperrt hatte, obwohl sie nicht miteinander auskamen. Hätte diese Liebe länger gedauert und ein festeres Fundament gehabt, hätte es sich vielleicht gelohnt, darum zu kämpfen. So war es allerdings das Beste, einen klaren Schlussstrich zu ziehen. Er musste es ihr nur noch sagen. Sicher würde sie erleichtert darauf reagieren. Alexander war froh, ein paar Tage in London bleiben zu müssen, bevor er dieses entscheidende Gespräch führen würde.
     
    ***
     
    Rosalind wartete eine geschlagene Stunde, bevor der Arzt endlich sein Frühstück beendet hatte und sie an der Reihe war. Er roch nach Kaffee. Sie hätte sich beinahe übergeben. Der Arzt ließ sich geduldig alle Symptome schildern, schaute sich Rosalinds Hals an und horchte sie ab. Zu guter Letzt nahm er ihr Blut ab und bat sie, am nächsten Morgen wiederzukommen.
    Janice passte es gar nicht, zwei Tage in Folge die Vormittage allein im Geschäft zu verbringen, aber es ließ sich nicht vermeiden.
     
    Auch vor ihrem zweiten Termin durfte Rose fast eine Stunde warten, bis sie aufgerufen wurde. Der Arzt empfing sie mit einem Grienen und fragte, ob sie keine Veränderungen an ihrem Körper festgestellt hätte. Rose verneinte.
    „Keine Gewichtszunahme?”
    „Nein, die letzten Wochen waren sehr stressig. Warum fragen Sie?”
    Der Arzt war über soviel Ignoranz erstaunt und gratulierte ihr zu ihrer Schwangerschaft.
    Rose war von dieser Diagnose wie vor den Kopf geschlagen. Noch am selben Tag bestätigte ihr eine Frauenärztin allerdings das Ergebnis und gratulierte zu bisher acht komplikationslos verlaufenen Schwangerschaftswochen. Wie konnte es sein, dass sie davon nichts mitbekommen hatte? Rosalind war alles andere als glücklich. Wie sollte sie es Alex schonend beibringen? Oder ihrer Familie? Oder Janice? Sie hatte Alexanders Bedenken immer mit der Bemerkung zerstreut, dass ältere Männer unglaublich viele Versuche brauchten, um einen Volltreffer zu landen. Als gute irische Katholikin war sie keine Freundin moderner Verhütungsmethoden, eine Tatsache, die den Papst freuen dürfte und sie nun zutiefst

Weitere Kostenlose Bücher