Die Koenigin der Wolle
Mal.
„Wir?”
„Jan und ich. Sie und meine Familie helfen mir sehr.”
Wieder nickte Alexander stumm. Er überlegte, was er sagen sollte. „Der Kinderwagen unten im Flur ist sehr schön.”
„Jan hat heimlich Geld bei meiner Familie und den Stammkundinnen gesammelt, um ihn zu kaufen. Es ist der Rolls Royce unter den Kinderwagen, sagt man. Mal sehen, ob das stimmt.”
„Wolltest du dich damals auch von mir trennen?” platzte Alexander unvermittelt heraus.
„Eigentlich nicht”, erwiderte Rosalind mit einem wehmütigen Lächeln. „Ich wollte nicht mehr mit auf diese albernen Partys, das war alles. Ich wollte dich als Mann, nicht als berühmten Schriftsteller. Nach der ersten Überraschung beim Arzt dachte ich sogar, wir würden zur Familie taugen.” Ein kurzes Seufzen. „Aber da lag ich ziemlich falsch.”
Die Schuld lag ausschließlich bei ihm. Warum hatte er nicht erst sie reden lassen, so, wie es der Anstand verlangt hätte? Alles hätte sich so leicht aufklären lassen! Und alles ergab plötzlich einen Sinn. Sie hatte nicht ständig mit ihm schlafen wollen, weil ihr Körper sich in der größten Umstellung befunden hatte, die eine Frau durchmachen konnte. Daher kam auch die ständige Übelkeit, die ihn so auf die Palme gebracht hatte. Alexander wollte sie zurück. Er wollte seine Königin und sein Kind in seinem Leben. Nie zuvor hatte er etwas so sehr gewollt. Und nie zuvor hatte er so auf verlorenem Posten gestanden.
Er sah, dass Rosalind leicht zusammenzuckte.
„Hast du Schmerzen?”
„Nein, aber MiniMe ist bisweilen recht stürmisch.” Rosalind drückte eine Hand auf ihren Bauch. „Möchtest du wissen, wie sich das anfühlt? Dann komm’ her.”
Alexander trat zu ihr und legte seine rechte Hand dorthin, wo gerade noch ihre gelegen hatte. Die Bewegungen des Kindes, seines Kindes, waren deutlich zu spüren. Er war fasziniert davon und strich immer wieder über den dünnen Baumwollstoff, der Rosalinds Haut bedeckte. Sein Kind.
Rose beobachtete den Mann, den sie gegen ihren Willen immer noch liebte. Seine Augen röteten sich, während er über ihren Bauch strich. Sie konnte die Tränen sehen, die sich in ihnen sammelten.
„Du Dummkopf. Alles hätte so einfach sein können.” Mit einer sachten Bewegung strich sie durch sein Haar.
„Das könnte es noch. Oder wieder”, entgegnete er mit einem verstohlenen Schniefen.
Rosalind schüttelte langsam den Kopf. „Nein, das kann es nicht. Nicht jetzt und nicht einfach so. Wer weiß, vielleicht irgendwann in der Zukunft.” Sie hielt kurz inne. Wenn sie nicht Acht gab, würde sie auf der Stelle weich werden und seinem Wunsch nach einer Wiederauflage ihrer Beziehung nachgeben. „Darf ich dich bitten, jetzt zu gehen? Ich bin müde.” Diese dusselige Ausrede hätte sie ihm unter normalen Umständen nicht auftischen können, aber werdenden Müttern nahm man ja alles ab.
„Natürlich. Erlaubst du mir, dich zu besuchen?” Er erhob sich, obwohl er lieber geblieben wäre.
„Sicher. Jederzeit. Es ist schließlich auch dein Kind.”
Alexander lächelte. War das nur Erleichterung, oder waren da auch Stolz und Freude? „Eine letzte Frage noch: Ist das Kind gesund?”
„Kerngesund, wenn man der Ärztin glauben darf. Gesundheitsfanatiker. Seit unserem letzten gemeinsamen Ausflug an die Fish and Chips-Bude habe ich dort nicht mehr gegessen.” Rose grinste, und ihr Gesicht hellte sich auf.
„Erziehung andersherum.” Er grinste zurück. „Es freut mich, dass alles in Ordnung ist. Danke, dass du mich nicht draußen hast stehen lassen. Gute Nacht.” Schweren Herzens und mit einem Ausdruck großen Bedauerns verließ Alexander die Wohnung.
***
Noch während ein Taxi ihn zu einem Hotel fuhr, rief Alexander bei Sean an. Wozu hatte man einen alten Kumpel, wenn nicht für derart katastrophale Situationen?
„Können wir uns treffen, am besten gleich morgen?” fiel er mit der Tür ins Haus.
„Hallo Alex, schön, von dir zu hören. Da bist du monatelang von der Bildfläche verschwunden und rufst dann plötzlich aus heiterem Himmel an, um mich zu sehen. Was ist denn los?”
„Ich habe den größten Fehler meines Lebens begangen und weiß nicht, wie ich ihn wieder gutmachen kann.”
Sean Cranston hielt kurz inne, bevor er antwortete. Er wusste, dass sein Freund nicht zu theatralischen Auftritten und Übertreibungen neigte.
„Okay, erzähl’ mir alles morgen Abend. Vorher kann ich nicht, weil ich einen dieser Endlostermine mit meinem
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