Die Koenigin der Wolle
Glück für... euch.” Er beeilte sich, das Geschäft zu verlassen.
Das nächste Taxi chauffierte ihn zurück nach London. Ein kurzer Besuch bei Lydia, eine Stippvisite in seiner Wohnung, dann würde ein Flugzeug ihn wieder nach Frankreich bringen.
Erst auf halbem Weg nach London hatte er sich soweit von dem Schock erholt, dass sein Gehirn wieder zu logischen Denkvorgängen fähig war. Es war Mitte Juli. Das Kind sollte Ende August zur Welt kommen. Alexander rechnete zurück. Sie musste seit... es musste im Dezember passiert sein. Dass sie ihn betrogen hatte, hielt er für ausgeschlossen, schließlich hatte sie ihn geliebt. Zumindest war er sich dessen sicher gewesen. Abgesehen davon hätte Rosalind kaum Gelegenheit gehabt, ihm Hörner aufzusetzen. Sie war entweder mit ihm zusammen gewesen oder hatte gearbeitet. Sollte dieses Kind sein Kind sein? Unwahrscheinlich. Aber nicht unmöglich. Alexander erinnerte sich an die Worte seines Arztes: ‘Wenn du möchtest, kannst du noch immer die nächste Generation von Starautoren zeugen.’. Sie hatten in den paar Monaten ihrer Beziehung so oft miteinander geschlafen, dass zumindest theoretisch die Möglichkeit bestand. Er musste es wissen, am besten sofort. Lydia konnte warten. Nur schnell diesen übel riechenden Karton loswerden und zurück nach Reading.
Er hatte den Taxifahrer warten lassen, während er die Überreste seiner Beziehung im Flur seiner Wohnung verstaute und hatte ihm dann die Anweisung gegeben, denselben Weg wieder zurückzufahren. Dem Fahrer war die Tour (und der damit verbundene Verdienst) sehr recht. Die Fahrt, die er sonst zum Entspannen genutzt hatte, schien Alexander diesmal ewig zu dauern. Immer wieder stellte er sich die eine Frage: Konnte er der Vater von Rosalinds Kind sein? Wollte er das überhaupt?
„So, da wären wir”, riss der Taxler ihn aus seinen Gedanken.
Er zahlte hastig und stieg aus, nur, um dann wieder minutenlang unschlüssig vor ihrer Tür zu stehen.
„Reiß’ dich zusammen!” wies Alexander sich an und drückte auf den Klingelknopf.
Ein Knacken in der Sprechanlage. „Bitte?”
„Rosalind, ich muss mit dir reden.”
Schweigen. Langes Schweigen. „Komm’ rauf.” Der Türöffner summte.
Gleich hinter der Tür stand ein sündteuerer, altmodisch aussehender Silver Cross Kinderwagen mit roter Schleife. Modell Balmoral stand auf einem Schild. Dafür hatte sich jemand mächtig ins Zeug gelegt. Gab es vielleicht doch einen anderen, sehr wohlhabenden, Mann in Rosalinds Leben?
„Guten Abend, Alexander. Was führt dich so spät noch zu mir?”
Hatte sie diese Frage im Ernst gestellt? Ihr Gesicht verriet keinerlei Emotion, als sie ihn in die Wohnung ließ.
Alexander schaute ihr in die Augen. „Mich beschäftigt nur noch ein einziger Gedanke. Ist das... ist dein Kind auch mein Kind?”
Sie blieb ruhig, schlang aber wieder schützend die Hände um ihren Bauch. „Ja. Oder glaubst du tatsächlich, ich hätte dich betrogen?”
„Nein”, antwortete Alex kopfschüttelnd. „Das glaube ich nicht.” Die Situation war absurd. Eigentlich hätte er sich freuen müssen. Er wollte sich freuen. Stattdessen fürchtete er sich beinahe vor der zarten Frau, die da vor ihm stand. „Was ist es denn, wenn ich fragen darf?”
„Ich weiß es nicht. Es liegt so ungünstig, dass die Ärztin das Geschlecht nicht feststellen kann. Wir haben da aber so unsere Vermutungen.”
Er nickte. „Warum hast du mir nichts gesagt?”
Rosalind nahm in ihrem Lieblingssessel Platz und erklärte sachlich: „Es hätte keinen Unterschied gemacht. Ich hatte es erst am Tag zuvor erfahren. Als du mir dann so unglaublich logisch dargelegt hast, dass wir uns trennen sollten, konnte ich dir nicht mehr davon erzählen. Weshalb hätte ich einen Mann an mich binden sollen, der mich nicht mehr wollte?”
„Ich dachte, der Wunsch nach einer Trennung hätte auf Gegenseitigkeit beruht.”
„Dachtest du auch, du wärst Gedankenleser?” Rose zog eine Augenbraue hoch und strich sich mit einer Hand über den Bauch. „Shhh, ist ja gut.” Sie griff zur Fernbedienung der Stereoanlage und startete eine CD. „Schlafmusik.”
Nichts an der halblauten Rockmusik klang für Alex, als könne man dabei schlafen. „Nutzt man dafür nicht eher Mozart?”
„Das haben wir versucht, aber der Knirps hat sich furchtbar darüber aufgeregt. Wir haben dann ein wenig herumprobiert und herausgefunden, dass sie oder er diese Musik am liebsten mag.” Sie lächelte zum ersten
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