Die Koenigin der Wolle
vorzuhalten? Ausgerechnet du! Dass da ein Notfallschlüssel unter dem Fußabtreter liegt, bedeutet nicht, dass deshalb die Klingel automatisch tabu ist. Noch eins, Fräulein, mit wem ich es wo und wie oft treibe, kann dir vollkommen egal sein, solange es dem Mini und mir dabei gut geht. Und, bevor du fragst, es geht uns fantastisch.” Den letzten Satz hatte Rose ihrer Schwester richtiggehend entgegengebrüllt.
„Beruhige dich. Sie hat sich nur Sorgen um dich gemacht”, ließ sich eine tiefe Stimme vom Türrahmen her vernehmen.
Desdemona drehte sich um. ...und war erstaunt.
„Guten Morgen, Desdemona.” Alexander lächelte sie freundlich an.
„Oh. Shit. Hi, Alex. Ich wusste nicht, dass du derjenige bist, der...”
„...der mit deiner Schwester schläft”, half er ihr auf die Sprünge. „Mal im Ernst - wer hätte es sonst sein sollen?”
Er hatte Recht. Mit wem sonst sollte ihre Schwester in diesem Zustand noch Sex haben wollen? Alexander hatte in ihr offenbar von Anfang an diese besondere Saite zum Klingen gebracht. Desdemona kam sich unsagbar dumm vor.
„Es tut mir leid, Rosie. Sorry, Alex. Ich hab’s nur gut gemeint und wollte dich mit einem Frühstück überraschen. Seit wann bist du überhaupt wieder da, Alex?” Der Anpfiff ihrer Schwester hatte sie beinahe zum Heulen gebracht. Sie waren immer ein Herz und eine Seele gewesen; dieser Zwischenfall war der erste, bei dem Rosie sie so richtig wütend angeschrieen hatte.
Alexander bemerkte die Verlegenheit seiner Sowas-Wie-Schwägerin und wollte die Stimmung retten.
„Schon eine ganze Weile. Frühstück ist eine gute Idee. Reicht das da in deiner Tüte auch für drei?”
„Für vier”, korrigierte Desdemona ihn grinsend.
„Komm’ schon, Schönheit, aufgeschoben ist nicht aufgehoben.” Alexander grinste vielsagend.
Rosalind grinste verschmitzt zurück. Offensichtlich beruhigte und erfreute sie die Aussicht auf die Fortsetzung ihres Stelldicheins.
„Okay. Tee, Kaffee, Orangensaft? Entschuldige meine Brüllerei, Desdemona, aber dein Timing war einfach grauenhaft.” Sie lächelte ihre kleine Schwester entschuldigend an.
„Ihr hättet nicht mehr lang gebraucht, was?”, fragte sie mit einem ebenso verschmitzten Grinsen zurück.
Alex and Rose schauten einander an und mussten lachen.
„Nein, hätten wir allerdings nicht.”
Rosalind huschte ins Schlafzimmer, um sich anzuziehen, dann aßen sie in gemütlicher Runde. Bei ihrer gemeinsamen Weihnachtsfeier hatte sich Desdemona nicht die Mühe gemacht, den Mann an der Seite ihrer Schwester näher kennen zu lernen, weil sie die Affäre für ein Strohfeuer gehalten hatte. An diesem Morgen begriff sie jedoch, weshalb Rosie sich in Alex verliebt hatte, sein Kind wollte und ihn sogar wieder zurückgenommen hatte. Er war nicht nur freundlich und gebildet, sondern besaß auch den typisch trockenen Humor, den man auch in der Fielding-Familie seit Generationen hegte und pflegte.
„Sag’ mal, ist es eigentlich üblich, dass Frauen noch so wild auf Sex sind, wenn sie so schwanger sind wie du?” Die Frage war ihr herausgerutscht, nachdem sie Rose eine Weile grübelnd angeschaut hatte.
„Du willst heute unbedingt ans Eingemachte, was?” Rosalind schüttelte amüsiert den Kopf. „Ich habe keine Ahnung, wie das bei anderen Frauen ist, aber ich habe mir seit Monaten nichts sehnlicher gewünscht als einen ordentlichen Mann zwischen meinen Schenkeln. Wenn Alex nicht wieder bei mir wäre, hätte ich wohl still und leise vor mich hin gelitten, weil einen jeder für bescheuert hält, wenn man solche Anwandlungen hat.” Desi war die Einzige, abgesehen von Janice, mit der sie so freizügig und offen über Intimitäten redete.
„Alex, du musst der glücklichste Mann auf Erden sein”, kicherte Desdemona mit einem Augenzwinkern in seine Richtung.
Er schaute erst sie an, dann blickte er mit einer Mischung aus tiefer Liebe und Stolz auf seine Königin.
„Das kannst du laut sagen. Rose hat mir einen Fehler vergeben, für den es eigentlich keine Vergebung gibt. Sie hat mich wieder in ihrem Leben aufgenommen und scheint mich nicht einmal für meine Dummheit zu hassen. Noch dazu wird sie mir das schönste Geschenk machen, das man sich vorstellen kann. Wenn du mich fragst, kann es keinen glücklicheren Menschen auf diesem Planeten geben.”
Desdemona schluckte. Wenn sie sich nicht zusammennahm, würde sie hier vor lauter Romantik zerfließen.
„Hör’ auf, so schnulzig zu sein”, forderte Rosalind
Weitere Kostenlose Bücher