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Die Königin ist tot: Roman (German Edition)

Die Königin ist tot: Roman (German Edition)

Titel: Die Königin ist tot: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Olga Flor
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Spannungsbögen genug Raum bleibt für meine Zuckungen.) Ich spüre den seidenglatten Penisschaft an der Oberseite meiner Oberschenkel und frage mich, was ich ihm noch entgegenzusetzen hätte, gesetzt den Fall, ich wollte nicht, dass er sich hier und jetzt in mir breit macht. Aber das kann ich nicht wollen, oder vielmehr: nicht nicht wollen. Nichts außer meinem Intellekt hätte ich noch, und dass auf den kein Verlass ist, ist offensichtlich. Ich denke auch gar nicht daran, ihn abzuwehren, der Griff ist nicht nötig (aus seiner Sicht), doch er ist schön (aus meiner): er zwingt mich in meinen Körper hinein, verankert den abschweifungswilligen Geist. Meine deformierbare Erinnerung.
    So zarte Haut haben wir nicht zu bieten, nicht dass ich wüsste; komisch, ausgerechnet da. Hat ja sonst nicht so viel mit Sanftheit zu tun, nein, ich korrigiere: so ein Penis kann Sanftheit wollen. Gibt sie nur nicht. Alexander lässt das Gesicht zu meinem sinken, sein Mund dockt an. Da finde ich ihn nett; doch bin ich es, die ihn beißt nahe der Zungenwurzel. Ich beiße diesen Vogel Greif, und er packt zu, spielerisch nur, an der Gurgel, dafür entlässt er eine Hand. Und während ich nach Luft ringe und um Haltung, kommt mein Körper zum Orgasmus, pflichtvergessen, der pflichtschuldige Finger muss den Auslöser betätigt haben. Alexanders Gesicht wie neugeboren, was soll ich sagen: wenn er weniger glatt wäre (diese Glätte unter den Bartstoppeln), könnte ich ihn fast mögen. Weniger leicht ausrutschen, egal, wenigstens gekonnt abgefangen in den Handgelenken.

21
    Ich träume von Orientierungshilfen und einer Tagesstruktur. Auf mich selbst gestellt bin ich formlos, nein in der Transformationsphase. So irgendwie muss ich mir das gedacht haben, dann wache ich auf, allein in einem Zimmer, dessen Grenze außerhalb des Blickfeldes liegt (der Wasserhorizont), stehe auf und stelle fest: Alexander liegt das Wartenlassen anscheinend am Herzen. Er dehnt den Schlaf aus bis zur Ermüdung, presst noch das letzte bisschen Schlafvermögen aus der Nacht, die längst vergangen ist.
    Die ganze ausbruchswillige Unruhe unter meiner Schädeldecke wird notdürftig im Zaum gehalten, doch das Knochendach ist dünn, höchstens puddinghautdick und mit dem geeigneten Werkzeug ebenso leicht zu öffnen, das Innere gallertartig. Gallertartig verfestigtes Chaos in Walnussform, wer will sagen, wie das auf Kontakt mit Atmosphärendruck reagiert: Aufbrausend? Mit schlagartiger Verflüssigung (Schlagfluss)? Unter der Oberbekleidungsschicht, die ich, so gut es ging, den Umständen angepasst habe, bin ich nackt, und ich sehe, dass das auch der Haushälterin (Beatrice) nicht entgeht, die im übrigen keine Anstalten macht, mir etwas zu servieren, bevor Alexander aufgestanden ist. Dann gehe ich ins Zimmer der Kinder, es ist großzügig und mit pädagogisch wertvollen Möbeln bestückt, das habe ich ganz so gestaltet, wie ich es von Haus aus gelernt habe. Weit und breit kein Kind, natürlich nicht. Die Betten sind gerichtet, das frisch überzogene und sorgfältig gelegte Bettzeug wartet auf ihre Körper, die Höhlen und Mulden hineingraben werden, die ganze knitterfreie Frische zerstören werden mit ihrer weichen kinderschweißdampfenden Haut.
    Duncan werde ich so bald nicht wiedersehen, und kein Gedanke an ihn trübt den Tag, zum Glück, sonst könnte ich darüber nachdenken, was er gegen Alexander in der Hand hat, der mir nun ausgesprochen frisch geduscht und wohlriechend entgegentritt, die Wangenhaut glänzt nackt und roh, er legt ein Arbeitslächeln auf, unter dem der Glaube an die eigene Unantastbarkeit wieder heftig lodert, das erfüllt mich mit Zorn, in den ein wenig Bewunderung eingemischt ist. Ich muss ihn angreifen, ich strecke die Hand aus und greife nach seinem Gesicht, mitten hinein, der Mund öffnet sich und kommt mir entgegen, lässt die Finger ein, die Zähne schaben an den Fingerspitzen. Der Zorn ist dem Anblick nicht gewachsen, ich werde weich. Vorher noch sehe ich, dass derselbe Mann, dem ich mich am Vorabend zum ersten Mal genähert habe, gar nicht zaghaft, entschieden und im Vollbesitz meiner geistigen Kräfte, mir nicht mehr gleichgültig ist. Dass die Vorstellung, an diesen Mann zu denken, und das kann ich sogar, wenn er mir direkt gegenüber steht, zaghaft etwas in mir anrührt. Ich habe mich verletzbar gemacht, auch wenn ich davon ausgegangen bin, dass mir das nicht passieren kann, wenn ich der Sache sehenden Auges entgegentrete. Ich war kalt und

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