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Die Königin von Theben

Die Königin von Theben

Titel: Die Königin von Theben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Jacq
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führte. Dann wandte er sich knurrend zu dem Harfenspieler.
    Dieser trank demonstrativ seine Schale leer, ohne sich von dem Vorfall beeindruckt zu zeigen.
    Die junge Königin erhob sich. »Du hast diesen Wein vergiftet, nicht wahr?«
    »Ja, Majestät.«
    »Stehst du im Dienst der Hyksos?«
    »Nein, Majestät. Ich halte es nur für wahnsinnig, was Ihr tun wollt, denn ich bin überzeugt davon, dass dem nur Unglück und Zerstörung folgen können. Deshalb wollte ich, dass wir alle zusammen am Ende dieses Banketts sterben, um dem Land noch mehr Leiden zu ersparen. Aber Euer Hund hat anders entschieden …«
    Die Lippen des Harfenspielers wurden weiß, sein Atem stockte, sein Blick erstarrte, während sein Kopf zur Seite fiel.
    Ahotep sah zum Himmel. »Schaut den Mond an … Sein Name, iâh , steht für den Gott des Kampfes. Von nun an wird die Silberscheibe seiner Barke das Erkennungszeichen der Aufständischen sein.«
    In die Fläche ihrer linken Hand zeichnete die Königin eine Hieroglyphe, die gleichzeitig den Anfang ihres Namens und das Programm ihrer Herrschaft bezeichnete:

23
    J annas, der Asiate, kenntlich an der pilzförmigen Haube, die seinen spitz zulaufenden Kopf und sein lockiges Haar umschloss, missfiel es keineswegs, auf seinem Flaggschiff nach Auaris zurückzukehren. Als Befehlshaber der Kriegsflotte der Hyksos kommandierte er mit eiserner Faust die anatolischen, phönizischen und zypriotischen Piraten, die nicht zu Unrecht für ihren Mut und ihre Grausamkeit berühmt und berüchtigt waren.
    Wenn man Jannas zum ersten Mal gegenübertrat, empfand man keinerlei Furcht, ganz im Gegenteil. Von mittlerer Größe und eher zart gebaut, langsam in Wort und Tat, bot er das Bild eines friedliebenden Mannes, dem man vertrauen konnte.
    Diejenigen, die an dieses trügerische Erscheinungsbild geglaubt hatten, waren jetzt tot. Wegen seiner Angriffslust, die um so schrecklicher war, als sie sich nur im Gefecht zu erkennen gab, galt Jannas als der größte Held der Hyksos. Er hatte in allen Teilen des Reiches Triumphe gefeiert und die Stufenleiter der Militärhierarchie erklettert, bevor ihn Apophis an die Spitze der Flotte berief, deren unaufhörliche Verbesserung er zu seinem Lebensziel gemacht hatte. Er kannte jeden Matrosen, inspizierte selbst jedes Schiff, forderte tägliche Manöver und duldete nicht das geringste Nachlassen der soldatischen Disziplin.
    Überzeugt, dass das Reich sich immer weiter vergrößern würde, weil es sich auf die Armee gründete, der keine andere auf der Welt gleichkam, hing Jannas mit unverbrüchlicher Treue an Apophis. Hatte er nicht die Hauptstadt in eine einzige riesige Kaserne verwandelt, wo es sich wunderbar leben ließ?
    Admiral Jannas gönnte sich selten Ruhe, da er sich beim geringsten Alarmzeichen überall hinbegab, wo ihm durch seine Informanten das kleinste Anzeichen eines Aufruhrs gemeldet wurde. Das Auftauchen der Kriegsflotte der Hyksos genügte, um die immer öfter aufflackernden Feuer des Widerstands zu ersticken. Die Unterwerfung Kretas war für Apophis ein entscheidender Sieg gewesen, Vorspiel weiterer Eroberungen, deren Speerspitze Jannas bildete.
    Eine Woche lang – falls nichts dazwischenkam – würde der Admiral die Stille seiner Dienstvilla genießen können, und er nahm sich vor, die Gelegenheit zu nutzen, um sich ausführlich massieren zu lassen. Doch er langweilte sich rasch und konnte es nicht lassen, sich täglich im Hafen zu zeigen.
    »Admiral«, sagte ihm ein zypriotischer Kapitän, als er am Kai ankam, »es geht irgendetwas Seltsames vor.«
    »Wo?«
    »In unserer leer stehenden Lagerhalle. Spitze Schreie, als ob Frauen gefoltert würden … Ich habe eine Sicherheitssperre angeordnet, und wir erwarten Eure Befehle.«
    »Aufständische, die Hyksos gefangen genommen haben und sie zu irgendwelchen Dingen zwingen«, vermutete Jannas, den die Vorstellung entzückte, sie selbst festnehmen und sie ihr Verbrechen auf der Stelle büßen lassen zu können.
    Als er sich der Lagerhalle näherte, nahm er den Geruch von gebratenem Fleisch wahr.
    »Schlagt die Tür ein!«, befahl er.
    Ein Balken, von zehn Matrosen gegen die Tür gestoßen, genügte.
    Das Schauspiel, das Jannas entdeckte, ließ ihn mit offenem Mund erstarren.
    Vier junge Mädchen, nackt und gefesselt, lagen auf dem Boden. Auf einer Kiste saß eine mollige blonde Frau, die hin und wieder in schallendes Lachen ausbrach, während ein Mann mit rot glühenden Bronzewerkzeugen die Haut seiner Opfer stempelte

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