Die Königin von Zamba
mehr Kram zu beladen, als er unbedingt brauchte, erwies sich die Versuchung, von Batrunis unbegrenztem Spesenkonto Gebrauch zu machen, als zu groß. Beladen mit einem Regenschirm mit kunstvoll geschnitztem Griff, einem Teleskop und einem abgrundtief hässlichen kleinen Elfenbeingott aus irgendeinem weit abgelegenen Teil des Planeten traf er schließlich im Hotel ein. Zu allem Überfluss hatte er noch eine ganze Stunde länger gebraucht als ursprünglich geplant, weil er sich in den winkligen Straßen und Gässchen hoffnungslos verlaufen hatte. Er fühlte sich am ganzen Leibe klebrig und stinkig – immerhin hatte er nicht mehr gebadet, seit er Novorecife verlassen hatte.
Als er den Wirt nach einer Bademöglichkeit fragte, verwies dieser ihn an ein öffentliches Badehaus am Ende der Straße. Anhand der badewannengroßen Seemuschel über der Eingangspforte war es leicht zu identifizieren. Er zahlte seinen Obolus und schritt frischen Muts hinein, musste jedoch zu seinem Missvergnügen feststellen, dass die Badesitten von Rúz sich in nichts von den japanischen unterschieden. Zwar hatte er als Ex-Ehemann auf diesem Sektor keine sonderlichen Hemmungen zu überwinden, aber ein Blick auf die männlichen Krishnaner überzeugte ihn, dass er unter solchen Umständen niemals als einer von ihnen durchgehen würde. Das wohl auffälligste Unterscheidungsmerkmal war, dass sie keinen Bauchnabel hatten.
Er ging zurück zu seinem Gasthof und sagte zum Wirt: »Tut mir leid, mein Freund, aber ich hatte ganz vergessen, dass ich unter einem religiösen Bann stehe, der mir verbietet, in einem öffentlichen Badehaus zu baden. Wäret Ihr wohl so freundlich, mir eine Wanne und ein bisschen heißes Wasser auf mein Zimmer stellen zu lassen?«
Der Wirt kratzte sich die Wurzeln seiner Antennen und sagte, ja, das ließe sich wohl machen.
»Außerdem hätte ich gern etwas … eh …« Verdammt, was hieß ›Seife‹ auf Krishnanisch? »Ach, ist schon gut, ich sag’s Euch später.« Mit seinen wunden Füßen stieg er die Treppe hinauf, um in seinem Wörterbuch nachzugucken, doch leider vergebens, denn offenbar existierte ein solches Wort im Gozashtandou nicht. Wahrscheinlich war das Zeug noch nicht erfunden. Kein Wunder, dass die Krishnaner alle Parfüm benutzten!
Die Küchenmägde, die ein paar Minuten später mit Wanne, Bürste und eimerweise heißem Wasser aufkreuzten, zeigten ein schon fast befremdlich wirkendes Interesse an der Überspanntheit ihres seltsamen Gastes und wollten ihm unbedingt den Rücken schrubben. Höflich, doch unwiderstehlich komplimentierte Hasselborg sie wieder hinaus. Er würde eine Weile brauchen, bis er aufgeweicht genug sein würde, um den Schmutz und die tödlichen Bazillen, die sich darin aalten, abschrubben zu können. Eines stand fest: Dies war die letzte seifenlose Expedition auf einen fremden Planeten, und wenn er das Zeug demnächst durch die Viagens-Kontrolle schmuggeln musste!
Sobald sich das Wasser auf eine erträgliche Temperatur abgekühlt hatte, ließ er sich in die Wanne gleiten, so weit es nur eben ging, und lehnte mit einem behaglichen Seufzer den Kopf gegen einen der Henkel. Junge, das tat seinen armen wunden Füßen aber gut. Mit einem Blick auf die Tür, ob der Riegel auch zugeschoben war, stimmte er ein fröhliches Liedchen an. Er war gerade bis
»… junges Mädchen, rrreife Frrrau – sso bist duhuhu, duhu, duhuhuhu …«
gekommen, als ein Pochen an der Tür ihn hochfahren ließ.
»Wer ist da?« rief er.
»Das Gesetz! Aufmachen!«
»Sekunde!« brummte er, kletterte aus der Wanne und trocknete sich flüchtig ab. Was im Namen von Ahuramazda war denn jetzt schon wieder los?
»Sofort aufmachen, oder wir brechen die Tür auf!«
Hasselborg knurrte missmutig, schlang sich das Handtuch um die Hüften und schob den Riegel zurück. Ein Schwarzgekleideter trat ein, gefolgt von zwei anderen, die bewaffnet waren und einen ziemlich offiziell aussehenden Panzer trugen.
»Ihr seid verhaftet«, eröffnete ihm der Schwarzgekleidete. »Ich muss Euch mitnehmen.«
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U nd weswegen?« fragte Victor Hasselborg und machte ein Gesicht wie ein frischgewaschener Plüschteddybär.
»Das erfahrt Ihr später. Wollt Ihr wohl das Schwert liegenlassen! Ihr glaubt doch wohl nicht im Ernst, dass wir Gefangene mit einem Schwert herumlaufen lassen, oder?«
»Aber es könnte doch sein, dass es gestohlen wird …«
»Keine Angst! Wir setzen das Siegel des Dasht auf Eure Tür, und wenn Ihr wieder frei
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