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Die Königin von Zamba

Titel: Die Königin von Zamba Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lyon Sprague de Camp
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»Was hat unser guter Meister Kavir da gemacht? Bei der Nase des Tyazan – eine ganz neue tödliche Idee!«
    »Och, da, wo ich herkomme, ist das ein alter Hut«, beschwichtigte ihn Hasselborg.
    Er war jetzt ziemlich zuversichtlich, dass er keine Schwierigkeiten haben würde, das Ziel sauber zu treffen; doch bestand weiterhin das Problem, das Ziel daran zu hindern, ihn zu treffen. Jám hatte alle seine Schüsse im Stehen abgegeben. »Fordert die Regel, dass man im Stehen schießen muss?«
    »Welche Stellung gibt es denn noch?« fragte der Enthusiast verwundert.
    »Ich habe schon mal welche gesehen, die sich beim Schießen hinknieten«, mischte sich der andere Wachhund ein. »Der Exerziermeister, den der Dour vor dem jetzigen hatte, lehrte zum Beispiel, dass man sich auf ein Knie stützen muss, wenn man hinter einer Mauer oder einem anderen Hindernis steht und direkt darüberschießen will. Aber das war noch vor deiner Zeit, Ardebil.«
    »Und was sagen die Regeln dazu?« fragte Hasselborg.
    »Ich wüsste von keiner Regel, die einen daran hindert, eine bestimmte Schußposition zu wählen«, sagte der Enthusiast. »Soviel ich weiß, ist es sogar erlaubt, auf Euren Gegner loszugehen und ihm die Armbrust über den Schädel zu hauen.«
    Hasselborg spannte die Armbrust und legte sich flach auf die Erde, froh über die Polster in seiner Jacke, jedoch weniger froh über die Tatsache, dass die Steinplatten des Exerzierplatzes anscheinend seit Generationen nicht mehr gekehrt worden waren. Seine Schüsse indes saßen allesamt so gut, dass die beiden Wachhunde anerkennend durch die Zähne pfiffen.
    »Es wäre schon ein Gebot der Ritterlichkeit, den Dasht vor dem zu warnen, was ihn da erwartet!« rief der Enthusiast.
    »Ihr wollt ihm doch nicht die Überraschung verderben, oder?« konterte Hasselborg.
     
    Am nächsten Morgen stand Hasselborg auf denselben Steinplatten und hörte zu, wie der Zeremonienmeister die Wettkampfregeln verlas: »… und an den Enden des Hofes werden Euch Eure Waffen ausgehändigt. Ihr müsst mit dem Gesicht zur Wand stehen und dürft Euch nicht bewegen, bis die Pfeife ertönt und das Signal zum Kampf gibt. Dann dürft Ihr kämpfen, wie immer es Euch beliebt. Mögen die Sterne dem Besseren den Sieg gewähren!«
    Der Zeremonienmeister stand neben einer kleinen, etwa einen Meter langen, brusthohen Holzwand, hinter die er sich ducken konnte, falls die Sache zu heiß werden sollte. Er und die Duellanten waren die einzigen auf dem Hof. Aus dem Augenwinkel sah Hasselborg jedoch, dass die Palastfenster, die den Exerzierhof auf drei Seiten umrahmten, voll von Gesichtern waren. König Eqrar, Hasté, Fouri …
    »Stellt Euch Rücken an Rücken!« forderte der Zeremonienmeister sie auf. »Und nun geht bis zum Ende des Hofes vor: eins-zwei-eins-zwei …«
    »Seid Ihr bereit?«
    Hasselborg stand mit dem Gesicht zur Mauer und spürte, wie ihm eine Gänsehaut über den Rücken kroch. Jede Sekunde erwartete er den tödlichen Aufprall von Jáms Eisenpfeil im Rücken. Er stellte fest, dass solch ein förmliches Duell weit heftiger an seinen Nerven zerrte, als er erwartet hatte. Ein richtiger Zweikampf war eine ganz andere Sache, eine, bei der ihm erheblich wohler gewesen wäre. Er hatte auf der Erde schon einige ausgefochten, und sie alle waren für seinen Gegner tödlich ausgegangen. Beim ersten Mal hatte ihn danach ziemlicher Katzenjammer gepackt, aber dann hatte er es als etwas Normales betrachtet, etwas, das zu seinem Beruf gehörte. Doch jetzt spürte er wieder das alte Kniezittern wie bei seinem ersten tödlichen Kampf. Dieses elende, endlose Warten, bei dem man sich vorkam wie ein Trottel, der …
    Ein schriller Pfiff ertönte. Hasselborg gab sich einen Ruck, setzte seine Armbrust mit der Nase auf den Boden, steckte seinen Zeh in den Bügel am Ende der Waffe und zog mit beiden Händen an der Sehne. Mit einem leisen Zirpton sprang sie in die Kerbe. Er zog einen Pfeil aus seinem Gürtel, wirbelte herum, ließ sich elegant auf seine Ellenbogenpolster fallen, schob den Pfeil in die Nut und visierte sein Ziel an.
    Jám bad-Koné blinzelte gerade über den Schaft seiner bereits gespannten Armbrust, als Hasselborg die Nadelköpfe auf seiner Waffe in eine Linie mit der am hellsten glänzenden Medaille auf der Brust des Dasht brachte. Jám schien einen Moment zu zögern; er hob den Kopf und starrte verdutzt auf diesen seltsamen Gegner, der schon hingefallen war, ehe er ihn getroffen hatte. Doch dann blinzelte er wieder über

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