Die Königin von Zamba
betrübt, wie gewohnt auf seine ihm eigene, etwas umständliche und hilflose Art.
»Offiziell, wenn Ihr mich recht versteht«, sagte Hasté mit grämlicher Miene, »missbilligt die Etablierte Kirche selbstverständlich jede Art von Magie. In einem Fall wie diesem jedoch könnte ich vielleicht versuchen, mit einer der ortsansässigen Hexen Kontakt aufzunehmen. Vielleicht könnte sie die Armbrust des Dasht verzaubern oder so etwas …«
»Redet ruhig weiter!« sagte Hasselborg interessiert.
»Nicht, dass ich eigentlich an Zauberei glauben würde«, fuhr Hasté fort, »aber man kann nicht abstreiten, dass manchmal seltsame Dinge geschehen, für die die herkömmliche Philosophie keine Erklärung weiß, wie der Prinz in Harians Drama sagt …«
Schließlich musste Hasté gehen, weil er noch einige astronomische Berechnungen nachprüfen musste. Fouri folgte ihm nicht gerade begeistert.
Allein bis auf seine allgegenwärtigen Schatten, versuchte Hasselborg erneut, ein Buch auf Gozashtando zu lesen, gab den Versuch jedoch bald wieder auf. Die Hieroglyphen waren einfach zu schwer auseinanderzufummeln, besonders da er, um seine Unkenntnis des geschriebenen Gozashtando nicht zu verraten, darauf verzichtete, im Beisein seiner beiden Wachhunde sein Wörterbuch zu benutzen. Hinzu kam, dass das Werk selbst ein endlos langer Roman in Versform war, vergleichbar vielleicht mit den terranischen Epen von Ariost und Vega Carpio.
Als nächstes versuchte er, die beiden Soldaten in ein Gespräch zu verwickeln. Er fand die beiden recht sympathisch, musste jedoch sehr schnell feststellen, dass das Gespräch eher zu einem Monolog seinerseits geriet. Geschickt streute, er ein paar Anspielungen auf seine Flucht aus dem Knast von Rosíd ein:
»… dass ich nämlich immer das Glück hatte, rasch Freunde zu finden, die mir aus solchen Klemmen heraushalfen, und zum Glück auch immer die Möglichkeit hatte, sie ordentlich dafür zu bezahlen. Der Freund, der mir in Rosíd aus der Patsche geholfen hat, hat für sein Leben ausgesorgt …«
Einer der Wachtposten antwortete: »Sehr interessant, Herr, aber so was könnte hier niemals passieren.«
»Nein?«
»Nein. Unser Dour ist ein guter Menschenkenner, und er sucht sich für seine persönliche Leibgarde immer nur solche Männer aus, die unbestechlich sind. Würdest du mir da zustimmen?« fragte er seinen Kollegen.
»Unbedingt.«
Entweder ist er genauso ehrlich, dachte Hasselborg, oder er hat Angst, vor seinem Kollegen etwas anderes zuzugeben. Wenn ich ihn einmal allein erwischen könnte, dann könnte ich vielleicht …
Doch mit der Zeit musste Hasselborg einsehen, dass er weder den einen noch den anderen jemals allein erwischen konnte, denn sie hatten den Befehl, nicht nur ihn, sondern auch sich gegenseitig nicht aus den Augen zu lassen.
Enttäuscht ging er ins Bett und verbrachte die Zeit bis zum Einschlafen damit, undurchführbare Fluchtpläne zu wälzen. Er war gerade dabei zu überlegen, ob er Fouri durch ein Heiratsversprechen dazu bringen sollte, den beiden zu befehlen, dass sie wegschauten, wenn er türmte, als ihm die Augen zufielen und er einschlief.
Am nächsten Morgen begab sich Hasselborg hinunter in die königliche Waffenkammer, um sich eine Armbrust auszuleihen. Schließlich fand er eine, die seiner Armlänge entsprach und deren Stahlbogen gerade so stark war, dass er ihn eben noch mit beiden Händen spannen konnte. Danach ging er hinaus auf den Übungsplatz, auf dem tags darauf das Duell stattfinden sollte.
Kaum hatte er den Platz betreten, als eine offiziell aussehende Person auf ihn zugestürzt kam und rief: »Meister Kavir, ich darf Euch jetzt nicht mit der Waffe auf den Platz lassen!«
»Hä? Warum denn nicht?« Eine Menge stand mit dem Rücken zu ihm auf dem Platz und verfolgte irgendein ihm nicht sichtbares Geschehen. Da er größer war als die meisten der vor ihm Stehenden, hatte er rasch herausgefunden, dass sie Jám bad-Koné beim Übungsschießen zuschauten.
»Das wäre gegen die Vorschrift. Seit Sir Gvasten den Pandr von Lúsht ›versehentlich‹ mit einem Pfeil niederstreckte, als sie gemeinsam für ihr Duell trainierten, hat der Dour strikt verboten, dass zwei Herren, die unter Herausforderung stehen, zur gleichen Zeit üben.«
»Okay; dann gebe ich Euch solange die Armbrust, bis er fertig ist«, sagte Hasselborg und drückte dem verdutzten Mann die Waffe in die Hand.
»Schön und gut – es ist nur so … ich traue mich nicht, Euch hier herumspazieren
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