Die Königin von Zamba
Augenblick warten.«
Als ihr Onkel zur Tür hinaus war, beugte sich Fouri zu Hasselborg hinüber und schaute ihn aus ihren tiefen, unergründlich grünen Augen an. »Ich könnte Euch ein paar Neuigkeiten aus Zamba erzählen. Im Palast des Dour wird reichlich über dieses Thema geklatscht.«
»Dann schießt los!«
Sie lächelte. »Ich habe gesagt ›könnte‹, was nicht heißt, dass ich es auch tatsächlich tue.«
»Worauf wollt Ihr hinaus?« Natürlich wusste er nur zu gut, worauf sie hinauswollte. Großer Gott, jetzt ging das schon wieder los.
»Ich könnte für einen wie Euch eine wertvolle Gattin und Gefährtin sein, aber ich sehe nicht ein, warum ich meine Gunst an einen verschleudern sollte, der bloß ›Dankeschön‹ sagt und davonreitet und keinen Gedanken mehr an Fouri verschwendet.«
»Wer sagt mir, ob Euer Klatsch tatsächlich so wertvoll für mich ist, wie Ihr tut?«
»Vertraut auf mein Wort! Ich weiß interessante Neuigkeiten von König Antané.«
Hasselborg schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber ich bin nicht gewillt, mich auf einen Handel einzulassen, von dem ich nicht weiß, was er mir einbringt.« Angesichts ihrer traurigen Augen fügte er besänftigend hinzu: »Natürlich mag ich Euch auf eine gewisse Art, und wenn Eure Neuigkeiten wirklich so wichtig sind, dann könnte sich das durchaus positiv auf meine Entschlußfreudigkeit in anderen Dingen auswirken.«
»Chá! Hören wir endlich auf, um den heißen Brei herumzuschleichen! Versprecht Ihr mir, dass Ihr mich, wenn sich die Neuigkeit tatsächlich als sehr wichtig erweist, auf der Stelle zur Frau nehmt, nach den Riten der Etablierten Kirche?«
»Nein.«
»Oh, Ihr erbärmlicher Lump! Ich soll Euch also alles verraten, was ich weiß, und Ihr bequemt Euch dann vielleicht dazu, Euch zu überlegen, was Ihr als nächstes tut, so als wäre das auch noch ein großes Entgegenkommen! Bin ich denn so hässlich? Bin ich denn so kalt?«
»Nein.«
»Was denn dann?«
»Eine Prinzipienfrage.«
»Prinzipien! Prinzipien! Zum Teufel mit Euren Prinzipien!« Sie sprang auf und rannte erregt auf und ab. »Ich sollte einen Mörder dingen, der Euch ein Schwert in den Schlund rammt, damit ich sehen kann, ob tatsächlich Blut aus Euch herauskommt oder doch bloß Tinte! So was wie Euch habe ich noch nie kennen gelernt! Man könnte glauben, Ihr wärt …«
Hasselborg fühlte sich von Sekunde zu Sekunde unbehaglicher in seiner Haut. Wenn er etwas hasste, dann waren es solche Szenen. Er war drauf und dran, eine Blitzentscheidung zu fällen, und überlegte noch fieberhaft, ob er ihre fragwürdige Beziehung ein für allemal beenden oder ihr Angebot annehmen sollte, als sie plötzlich stehen blieb und ihn eindringlich anschaute. »Nun, was ist?«
»Was ich Euch gesagt habe. Ich würde gern Eure Neuigkeit hören, und je mehr Ihr mir helft, desto dankbarer werde ich sein. Keinesfalls werde ich mir jedoch das Versprechen abringen lassen, Euch zu heiraten. Jedenfalls noch nicht zu diesem Zeitpunkt.«
Schwer atmend stand sie da. »Passt auf. Ich werde Euch jetzt erzählen, was ich gehört habe. Danach könnt Ihr meinetwegen tun, was Euch beliebt. Ihr könnt hingehen, wohin Ihr wollt, mich verstoßen, beschimpfen und meinetwegen verprügeln. Ich werde Euch um nichts mehr bitten, außer dass Ihr mir glaubt, dass ich Euch wirklich liebe und Euch nur das Beste wünsche.«
»Okay, ich glaube Euch. Und ich sage ja auch nicht, dass ich nicht vielleicht dasselbe fühlen könnte eines Tages. So, aber jetzt erzählt mir, was Ihr wisst.«
»Dieser – König Antané und seine Frau fahren irgendwann in den nächsten Tagen mit dem Schiff von Zamba nach Majbur.«
Hasselborg fuhr mit einem Ruck hoch. »Und zu welchem Zweck?«
»Das weiß ich nicht, und mein Informant weiß es auch nicht. Antané kommt immer mal wieder nach Majbur, um für sich und sein Königreich ein paar Einkäufe zu machen oder um geschäftliche Dinge mit den Syndici der Freien Stadt zu bereden. Soweit ich weiß, ist sein geplanter Besuch von derselben Art. Aber seht Ihr denn nicht, von welcher enormer Wichtigkeit das für Euch ist, was ich Euch jetzt gesagt habe?«
»Nein, wieso?«
»Nun, wenn Ihr doch so wichtige Dinge mit diesem Meereskönig zu besprechen habt und er offenbar nicht gewillt ist, Euch anzuhören, dann müsst Ihr Euch folglich einen Zeitpunkt dafür wählen, wo er auf dem Festland ist. Auf seiner Insel kämt Ihr niemals ohne seine Erlaubnis an ihn heran, denn seine Galeeren beherrschen
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