Die Königin von Zamba
kurz durch, damit ihr wisst, was ihr an welcher Stelle zu antworten habt«, sagte Hasté zu dem Brautpaar. »Ihr, Meister Kavir, stellt Euch dorthin, und du, Fouri, stehst da. Jetzt nehmt Ihr Fouris Hand in Eure – so ist’s richtig, und ich sage … Wer ist das? Bringt sofort diesen Mann weg!«
Hasselborg drehte sich um und sah Fallon und seine zwei Wachhunde. »Welchen Mann?« fragte er.
Fallon riss sich mit einem wütenden Schrei los. »Hasté, du elender, verlogener …«
»Ruhe! Ich verbiete Euch, zu sprechen!« schrie Hasté.
Fallon ließ sich dadurch nicht beeindrucken. »Hasté, du elender Verräter! Ich werde dafür sorgen, dass du kriegst, was du verdient hast – ohe, passt auf!«
Als Hasselborg sich umdrehte, sah er, dass der Hohenpriester plötzlich eine Einhand-Armbrust in der Hand hielt und auf Fallon zielte. Fallon und seine zwei Bewacher duckten sich blitzschnell, und alle anderen Anwesenden bis auf Hasselborg und Chuen folgten ihrem Beispiel.
Während Chuen nach einem geeigneten Wurfgeschoß Ausschau hielt, verlagerte Hasselborg, der Hasté am nächsten stand, unmerklich sein Gewicht auf das linke Bein und trat mit dem rechten mit voller Wucht gegen die Hand des Hohenpriesters. Das Sirren der Sehne vermischte sich mit dem satten Schmatz, mit dem Hasselborgs Stiefel gegen das Handgelenk krachte. Die winzige Armbrust flog in die Luft, und der kleine Pfeil schlug mit einem scharfen Knack in die Decke und blieb zitternd im Stuck stecken.
Sofort war Hasselborg über ihm. Mit wehendem Gewand ging der Geistliche zu Boden und kugelte, mit Hasselborg zu einem wüsten Knäuel verheddert, ein paar Meter durch den Raum. Hasselborg hörte, wie ein paar von Hastés Leuten aufstöhnten, entsetzt über ein solches Sakrileg.
»Mein Sohn«, keuchte Hasté, als er wieder zu Atem gekommen war, »Ihr solltet nicht so roh umgehen mit einem alten Mann wie mir!«
»Tut mir leid«, erwiderte Hasselborg, »aber ich dachte, Ihr wolltet ein Messer zücken. Wie kommt Ihr überhaupt auf die Idee, Ihr könntet Antané so einfach umlegen? Er ist schließlich mein Gefangener!« Er rappelte sich ächzend vom Boden auf, mit einem Gefühl, als hätte er sich ein Hüftgelenk ausgerenkt. Du wirst alt, Freund Victor, dachte er, jedenfalls für solche artistischen Übungen. »He! Was haben wir denn da?«
»Was denn?« Hasté fuhr wie von der Tarantel gestochen auf.
»Nun, das da!« Hasselborg streckte den Arm aus und riss eine von Hastés Antennen ab, die sich in dem Handgemenge gelockert hatte. »Ein waschechter Erding, sieh mal einer an!«
Hasté betastete sich die Stirn. »Ja, nun wisst Ihr es.« Und dann, als er plötzlich die Tragweite dieser Entdeckung begriff, ging eine schlagartige Veränderung in ihm vor: Sein eher dümmlicher Gesichtsausdruck schlug in blankes Entsetzen um. »Sagt es nicht, mein S-s-sohn! Ich flehe Euch an! Die Folgen wären entsetzlich! Man würde mich t-t-töten, die Etablierte Kirche würde zusammenbrechen, die Grundlagen von Moral und Gerechtigkeit wären zerstört! Ich will alles tun, was Ihr von mir verlangt, wenn Ihr bloß nicht dieses Geheimnis verratet!«
»Oho, so sieht die Sache also aus! Ihr steckt auch in dieser Schmuggelaffäre drin, stimmt’s? Und Ihr wolltet gerade Fallon umlegen, weil Ihr Angst hattet, er würde Euch verraten!«
»Umlegen – das wäre eine etwas zu harte Interpretation, mein Sohn. Ich – ich kann alles erklären, aber es würde eine lange Geschichte werden …«
»Das glaube ich Euch aufs Wort. Kein Wunder, dass Ihr ihn nicht sehen wolltet, als ich ihn herbrachte! Nun, das vereinfacht die Sache natürlich ganz enorm. Tut mir leid, Fouri, aber die Hochzeit fällt aus!«
»Nein! Nein! Ich liebe nur dich!«
Er ignorierte ihr Weinen, jedoch nicht ohne einen kleinen inneren Stich. Aber was soll’s? dachte er. Bald kann ich Alexandra wieder sehen.
»Hasté«, fuhr er fort, »ich reise heute Nacht mit Königin Julnar ab. Ihr bringt Fallon zurück in seine Zelle und haltet ihn dort bis auf weiteres fest. Wehe nicht! Ihr wisst ja, ein Wort von mir und … Darüber hinaus führt Ihr unverzüglich jede Instruktion in Bezug auf ihn aus, die ich Euch zukommen lasse. Und sorgt mir dafür, dass er’s gemütlich hat! Außerdem vergattert Ihr Ferzao und Ghum mit Hilfe einer ordentlichen Summe dazu, den Mund zu halten. Habt Ihr alles mitbekommen?«
»Ich habe verstanden. Aber jetzt verratet mir eins, mein Sohn. Ich habe den Verdacht, dass auch Ihr zur Rasse der Erdinga
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