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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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Unterwürfigkeit Hohn, denn niemand, der vor seinem Souverän kniete, hob je den Blick. Es widersprach der Absicht des Kniens.
    »Lass das!«, sagte sie. »Steh auf.«
    »Wie Sie wünschen, Königin«, erwiderte er sarkastisch und sprang auf.
    Sie fing an, sein Spiel zu durchschauen. »Bitte hör auf damit, Saf«, flehte sie. »Du weißt, ich bin es nur.«
    Saf schnaubte.
    »Was? Was ist?«
    »Gar nichts«, sagte er, »Königin.«
    »Oh, bitte sag’s mir, Saf.«
    »Es käme mir nie in den Sinn, der Königin zu widersprechen, Königin.«
    An einem anderen Ort, in einem anderen Gespräch hätte sie ihn vielleicht in sein selbstgefälliges Gesicht geschlagen. Sparks hätte ihn vielleicht genau jetzt geschlagen. Aber Bitterblue konnte das nicht, denn wenn Bitterblue Saf schlug, spielte sie nur sein Spiel mit: Die mächtige Königin schlägt den niederen Untertan. Und je mehr sie ihn als Untertan behandelte, desto größere Kontrolle hatte er über die Situation. Was sie verwirrte, denn es ergab keinen Sinn, dass eine Königin ihrem Untertan Macht gab, indem sie ihn misshandelte.
    Sie wollte nur mit ihm reden können. »Saf«, sagte sie. »Bis jetzt waren wir ebenbürtige Freunde.«
    Er warf ihr einen Blick reinsten Hohns zu.
    »Was?«, bat sie. »Sag es mir. Bitte sprich mit mir.«
    Saf trat ein paar Schritte auf die Krone auf ihrem Sockel zu und legte die Hand darauf, strich über das glatte Gold der Oberfläche und betastete die Edelsteine. Bitterblue hielt den Mund, obwohl es sich wie ein körperlicher Angriff anfühlte. Aber als er so weit ging, die Krone hochzuheben und sich aufzusetzen, sich dann mit drohendem Blick zu ihr umdrehte, ein König mit zerschlagenem Auge, blutigem Mund und zerrissenem Mantel, konnte sie sich nicht mehr zurückhalten. »Leg sie wieder hin«, zischte sie.
    »Ach?«, murmelte er, als er die Krone absetzte und sie wieder auf ihrem Samtkissen ablegte. »Wir sind also doch nicht so ebenbürtig, hm?«
    »Die blöde Krone kümmert mich nicht«, sagte sie verärgert. »Mich kümmert nur, dass mein Vater der letzte Mann war, den ich damit gesehen habe, und wenn du sie aufsetzt, erinnert mich das an ihn.«
    »Das ist ja seltsam«, sagte er, »ich habe nämlich gerade daran gedacht, wie sehr du mich an ihn erinnerst.«
    Es spielte keine Rolle, dass sie dasselbe gedacht hatte. Es schmerzte viel mehr, wenn Saf es sagte. »Du hast genauso viel gelogen wie ich«, flüsterte sie.
    »Ich habe kein einziges Mal gelogen«, knurrte er mit fürchterlicher Stimme und trat einen Schritt auf sie zu, so dass sie erschrocken zurückwich. »Ich habe dir Sachen verschwiegen, wenn es nötig war. Aber ich habe dich nie belogen!«
    »Du wusstest, dass ich nicht die war, für die ich mich ausgegeben habe. Das war kein Geheimnis!«
    »Du bist die Königin!«, brüllte Saf und trat noch einen Schritt vor. »Die verdammte Königin! Du hast mich manipuliert! Und nicht nur, um Informationen zu bekommen!«
    Plötzlich stand Bo in der Tür. Er hielt sich lässig mit einer Hand am Türrahmen über seinem Kopf fest. Mit erhobenen Augenbrauen lehnte er da und wartete.
    »Verzeihung, Prinz«, sagte Saf kläglich, senkte zu Bitterblues Verblüffung vor Bo den Blick, ließ den Kopf hängen und trat ohne weitere Erklärung von ihr zurück.
    »Die Königin ist meine Cousine«, sagte Bo ruhig.
    »Ich verstehe, Prinz«, erwiderte Saf unterwürfig.
    Ich verstehe es aber nicht , dachte Bitterblue an Bo gerichtet, und würde dir am liebsten einen Tritt verpassen. Er soll ruhig wütend sein. Wenn er wütend ist, kommen wir der Wahrheit näher.
    Bo setzte eine ausdruckslose Miene auf, machte auf dem Absatz kehrt und verließ das Zimmer.
    »Er hat keine Ahnung«, sagte Saf, »oder? Er hat keine Ahnung, was du für eine falsche Schlange bist.«
    Bitterblue holte tief Luft und sagte leise: »Ich habe dich nicht manipuliert.«
    »Pferdekacke«, sagte Saf. »Du hast Prinz Bo jedes kleinste Detail über mich erzählt, jede Minute, alles, was wir getan haben, und ich soll dir glauben, dass du es deinen Untergebenen nicht erzählt hast? Hältst du mich für so naiv, dass ich nicht wüsste, wieso ich für einen Mord einkassiert wurde, den ich nicht begangen habe, oder wer diesen Zeugen dafür bezahlt, zu lügen? Oder wer für die Angriffe auf Teddy und mich verantwortlich ist?«
    »Was?«, rief sie. »Saf! Nein! Wie kannst du glauben, dass ich hinter alldem stecke, wo Bo und ich dich gerade gerettet haben? Denk doch mal nach!«
    »Und dann noch

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