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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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dem Teppich stapelten. Gedämpfte Geräusche ließen erkennen, dass Holt immer noch Bretter von der Tür zog. Hava ging schweigend von Skulptur zu Skulptur, berührte sie und wischte hier und da den Staub weg.
    Bitterblue griff gerade nach den letzten paar Büchern im Schrank, als Giddon zurückkehrte. »Der Gang ist noch ziemlich lang und endet an einer Tür. Es hat eine Ewigkeit gedauert, bis ich den Hebel gefunden habe, mit dem man sie öffnen kann. Sie führt in denselben Flur im Ostflügel, in dem auch der Tunnel in die Oststadt beginnt, und ist hinter einem Wandbehang verborgen, wie offenbar alle diese Türen. Ich habe den Wandbehang nur von hinten gesehen, aber ich konnte eine große grüne Wildkatze erkennen, die einen Mann in die Kehle beißt. Dann habe ich einen Blick in den Flur geworfen, aber ich glaube nicht, dass mich jemand gesehen hat.«
    »Hoffentlich hat sonst niemand die Verbindung zwischen den bunten Tieren und den Geheimgängen gezogen«, hauchte sie. »Ich ärgere mich, dass Bo nicht darauf gekommen ist.«
    »Das ist ungerecht, Königin«, entgegnete Giddon. »Bo kann keine Farben sehen und außerdem hatte er nicht genug Zeit, um in Gedanken einen Plan des gesamten Schlosses zu erstellen.«
    Jetzt ärgerte sie sich über sich selbst. »Das mit den Farben habe ich ganz vergessen. Ich Idiotin.«
    Bevor Giddon etwas erwidern konnte, wurden sie von einem lauten Krachen aus der Ferne unterbrochen. Sie sahen sich erschrocken an. »Hier, nehmen Sie«, sagte Bitterblue, drückte Giddon den Großteil der übrigen Bücher in den Arm und packte selbst den Rest. Die Geräusche hielten an; sie kamen von oben, aus der Richtung von Lecks Zimmer. Giddon und Bitterblue liefen den Gang hinauf.
    Im Schlafzimmer hob Holt gerade das Bettgestell hoch und schleuderte es auf den Teppich, wo es zerbrach. »Onkel«, rief Hava und versuchte ihn am Arm zu packen. »Hör auf. Hör auf!« Bann kämpfte mit Hava und versuchte sie wegzuziehen, ließ aber jedes Mal los, wenn sie sich flimmernd in etwas anderes verwandelte. Dann griff er sich stöhnend an den Kopf.
    »Er hat sie zerstört«, stammelte Holt immer und immer wieder, hob ein Teil des zerbrochenen Bettgestells hoch und ließ es zu Boden krachen. »Er hat sie zerstört. Ich habe zugelassen, dass er meine Schwester zerstört.« Das Bettgestell, das er mit solcher Leichtigkeit zerschmetterte, war ein riesiges massives Möbelstück. Im ganzen Raum flogen Holzsplitter umher, knallten gegen Skulpturen und wirbelten Staub auf. Hava stürzte zu Boden, aber Holt würdigte sie keines Blickes. Bann zerrte Hava aus Holts Reichweite und sie kauerte sich weinend auf dem Boden zusammen.
    »Hat er alle Bretter von der Tür entfernt?«, rief Bitterblue Bann zu, um den Lärm zu übertönen. Bann nickte atemlos. »Dann bringen Sie die Bücher über die Treppe in meine Räume«, befahl sie Bann und Giddon, »bevor die gesamte Monsea-Wache hier hereinstürmt, um zu sehen, was der Lärm zu bedeuten hat.« Dann ging sie zu Hava und hielt das Mädchen fest, so gut es ging; wobei sie die Augen schloss, weil Hava ständig ihre Gestalt veränderte, wovon ihr übel wurde.
    »Wir können nichts tun«, sagte Bitterblue. »Hava, wir müssen ihn in Ruhe lassen, bis er fertig ist.«
    »Er wird sich später dafür hassen«, sagte Hava schluchzend. »Das ist das Schlimmste daran. Wenn er wieder zu sich kommt und feststellt, dass er außer sich geraten ist, wird er sich dafür hassen.«
    »Dann müssen wir ihm aus dem Weg gehen, damit er uns nichts tun kann«, sagte Bitterblue. »Dann können wir ihm später versichern, dass er nichts weiter verletzt hat als ein Bettgestell.«
    Es kamen keine Wachen. Als das Bettgestell vollständig zertrümmert war, blieb Holt weinend zwischen den Bruchstücken sitzen. Hava und Bitterblue gingen zu ihm; sie saßen bei ihm, während er sich entschuldigte und seiner Scham Ausdruck verlieh, und versuchten ihm mit sanften Worten diese Last zu nehmen.
    Am nächsten Morgen betrat Bitterblue mit einem der Tagebücher unter dem Arm die Bibliothek und blieb vor Todds Schreibtisch stehen.
    »Ihre Gabe des Lesens und Erinnerns – funktioniert die auch mit Zeichen, die Sie nicht verstehen, oder nur mit Buchstaben, die Sie kennen?«
    Todd kräuselte die Nase auf eine Art, dass es aussah, als kräuselte er das ganze Gesicht. »Ich habe nicht die geringste Ahnung, wovon Sie sprechen, Königin.«
    »Von Chiffren«, sagte Bitterblue. »Sie haben ganze Seiten in Chiffren neu

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