Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
Vom Netzwerk:
geschrieben, aus dem Buch über Chiffren, das Leck zerstört hat. Konnten Sie das, weil Sie die Chiffren verstanden? Oder können Sie sich jede Buchstabenfolge merken, selbst wenn sie Ihnen nichts sagt?«
    »Das ist eine schwierige Frage«, entgegnete Todd. »Wenn ich die Zeichen dazu bringen kann, mir etwas zu sagen – selbst wenn es irgendetwas Albernes ist, das sie überhaupt nicht bedeuten –, dann ja, bis zu einem gewissen Grad, vorausgesetzt, der Abschnitt ist nicht zu lang. Aber im Fall der Chiffren in dem Buch, das Sie erwähnen, Königin, konnte ich sie neu schreiben, weil ich sie verstand und ihre Übertragung auswendig kannte. Ein Textabschnitt in dieser Länge, der nur aus einer zufälligen Aneinanderreihung von Buchstaben oder Zahlen ohne Bedeutung bestanden hätte, wäre deutlich schwieriger gewesen. Glücklicherweise liegen mir Chiffren.«
    »Chiffren liegen Ihnen«, wiederholte Bitterblue mehr zu sich selbst als zu ihm. »Sie haben ein Talent dafür, sich Buchstaben und Wörter anzusehen und darin Muster und Bedeutungen zu erkennen. So funktioniert Ihre Gabe.«
    »Nun«, sagte Todd, »mehr oder weniger, Königin. Meistens.«
    »Und wenn es eine Chiffre aus Zeichen ist statt aus Buchstaben?«
    »Buchstaben sind Zeichen, Königin«, sagte Todd naserümpfend. »Man kann immer mehr als ihre konkrete Bedeutung aus ihnen herauslesen.«
    Bitterblue reichte ihm das Buch, das sie dabeihatte, und wartete, bis er es aufgeschlagen hatte. Auf der ersten Seite runzelte er erstaunt die Stirn. Auf der zweiten Seite klappte ihm der Mund auf. Er lehnte sich völlig verblüfft zurück und hob den Blick, um sie anzusehen. Blinzelte sehr schnell. »Wo haben Sie das her?«, fragte er mit krächzender, kehliger Stimme.
    »Wissen Sie, was das ist?«
    »Das ist seine Handschrift«, flüsterte Todd.
    »Seine Handschrift! Woher wissen Sie das, wenn das hier ganz fremde Buchstaben sind?«
    »Er hatte eine merkwürdige Handschrift, Königin. Daran erinnern Sie sich bestimmt. Manche Buchstaben schrieb er auf eigenartige Weise. Wie er sie schrieb, ähnelt den Zeichen in diesem Buch und ist in manchen Fällen sogar identisch. Sehen Sie?«
    Todd zeigte mit einem dünnen Finger auf ein Zeichen, das aussah wie ein U mit einem Schwänzchen.

    Leck hatte den Buchstaben U wirklich immer mit diesem komischen kleinen Schwänzchen oben rechts geschrieben. Bitterblue erkannte es wieder und ihr wurde plötzlich bewusst, dass sie diese Ähnlichkeit bereits intuitiv erfasst hatte, als sie das erste Buch geöffnet hatte. »Natürlich«, sagte sie. »Glauben Sie, dieses Symbol entspricht unserem U ?«
    »Wenn ja, wäre es nicht direkt eine Chiffre.«
    »Diese Chiffre ist Ihre neue Aufgabe«, sagte Bitterblue. »Ich bin eigentlich nur zu Ihnen gekommen, um Sie zu bitten, die Texte zu lesen, in der Hoffnung, Sie könnten sie auswendig lernen oder sogar kopieren, damit sie im Falle eines Verlusts nicht ganz verloren wären. Aber jetzt wird mir klar, dass Sie der Richtige sind, um die Chiffre zu entschlüsseln. Es ist keine simple Substitutions-Chiffre, denn es gibt zweiunddreißig Zeichen, ich habe sie gezählt. Und es sind fünfunddreißig Bücher.«
    »Fünfunddreißig!«
    »Ja.«
    Todds seltsame Augen wurden feucht. Er zog das Buch zu sich heran und drückte es an die Brust.
    »Entschlüsseln Sie die Chiffre, Todd«, sagte Bitterblue, »ich flehe Sie an. Das ist vielleicht die einzige Möglichkeit für mich, je irgendetwas zu verstehen. Ich werde ebenfalls daran arbeiten, und dazu ein paar meiner Spione, die ein Talent für Chiffren haben. Sie können so viele der Bücher hierbehalten, wie Sie wollen, aber sonst darf sie niemand zu Gesicht bekommen, niemals. Haben Sie das verstanden?«
    Todd nickte wortlos. Dann richtete sich Lovejoy auf Todds Schoß auf und sein Kopf lugte über die Schreibtischplatte. Sein Fell stand wie immer auf merkwürdige Weise in alle Richtungen ab, als würde ihm seine Haut nicht richtig passen. Bitterblue hatte gar nicht gemerkt, dass er da war. Todd drückte Lovejoy an sich und hielt ihn fest, umklammerte sowohl den Kater als auch das Buch so, als rechnete er damit, dass irgendjemand sie ihm jeden Moment wegnähme.
    »Warum hat Leck Sie am Leben gelassen?«, fragte Bitterblue Todd leise.
    »Weil er mich brauchte«, entgegnete der Bibliothekar. »Er konnte Wissen nicht kontrollieren, solange er nicht wusste, worin es bestand und wo er es finden konnte. Ich habe ihn belogen, wenn immer möglich. Ich habe vorgegeben,

Weitere Kostenlose Bücher