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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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vorne zu schauen, den Schmerz aus Lecks Zeit hinter sich zu lassen. Aber zu reagieren, indem man wurde wie Leck selbst? Indem man tötete? Es war Wahnsinn.
    Ihre Wachen ließen sie in ihre Räume. Als sie von drinnen Stimmen vernahm, erstarrte sie voller Panik. Dann hatte ihr Gehirn ihre Instinkte eingeholt: Die Stimmen, die aus ihrem Schlafzimmer drangen, gehörten Helda und Katsa. »Wieselkacke«, flüsterte sie leise. Da räusperte sich eine Männerstimme in ihrem Wohnzimmer und sie bekam beinahe einen Herzinfarkt, bevor ihr klar wurde, dass das Bo war.
    Sie ging zu ihm hinein und flüsterte: »Du hast es ihnen gesagt.«
    Er saß in einem Sessel und faltete ein Blatt Papier auf seinem Schenkel. »Hab ich nicht.«
    »Was machen sie dann in meinem Schlafzimmer?«
    »Ich glaube, sie streiten«, sagte Bo. »Ich warte, bis sie fertig sind, damit ich meinen Streit mit Katsa fortsetzen kann.«
    Irgendetwas stimmte nicht mit Bos Gesicht, mit der Art, wie er sich ihr beharrlich nicht zuwandte. »Sieh mich an«, forderte sie ihn auf.
    »Geht nicht«, erwiderte er schlagfertig. »Ich bin blind.«
    »Bo«, sagte sie, »wenn du dir auch nur annähernd vorstellen könntest, was ich für eine Nacht hinter mir habe …«
    Bo wandte sich zu ihr. Die Haut unter seinem silberfarbenen Auge war eindrucksvoll blaurot verfärbt und seine Nase geschwollen.
    »Bo!«, rief sie. »Was ist passiert? Katsa hat dich doch nicht ins Gesicht geschlagen?«
    Bo faltete das Papier in seinen Händen ein letztes Mal, hob es über die Schulter und warf es durch den Raum. Lang, schlank und geflügelt glitt es durch die Luft, scherte in einem großen Bogen nach links aus und knallte gegen ein Bücherregal. »Hm«, sagte Bo mit aufreizender Ruhe. »Faszinierend.«
    »Bo«, stieß Bitterblue zwischen zusammengepressten Zähnen hervor, »du provozierst mich.«
    »Ich habe einige Antworten auf deine Fragen«, sagte er und stand auf, um seinen Flieger aufzuheben.
    »Was? Hast du sie schon gefragt?«
    »Nein, ich habe niemanden gefragt«, sagte er, »aber ich habe ein paar Fakten gesammelt.« Er strich die zerknitterte Nase des Fliegers glatt und warf ihn noch mal, diesmal aus nächster Nähe direkt gegen eine Wand. Der Flieger knallte dagegen und stürzte ab. »Genau, wie ich erwartet hatte«, murmelte Bo.
    Bitterblue sank aufs Sofa. »Bo, hab Erbarmen mit mir.«
    Er setzte sich neben sie. »Thiel hat eine Schnittwunde am Bein.«
    »Oh!«, sagte Bitterblue. »Armer Thiel. Ist es schlimm? Weißt du, wie das passiert ist?«
    »Er hat einen großen zerbrochenen Spiegel in seinem Zimmer«, antwortete Bo, »aber darüber hinaus kann ich nichts dazu sagen. Wusstest du, dass er Harfe spielt?«
    »Warum behält er denn diesen kaputten Spiegel?«, rief Bitterblue. »Ist die Wunde genäht worden?«
    »Ja, und sie heilt gut.«
    »Deine Gabe ist ganz schön unheimlich, weißt du das, Bo?« Bitterblue lehnte sich zurück und schloss die Augen.
    »Ich hatte heute Zeit, mich ein bisschen umzuhören«, sagte er, »während ich mit Eis auf dem Gesicht im Bett lag. Und du wirst nicht glauben, was Holt vorhin gemacht hat.«
    »Oh.« Bitterblue stöhnte. »Hat er sich vor eine Herde galoppierender Pferde geworfen, nur um zu sehen, was passieren würde?«
    »Warst du schon mal in deiner Kunstgalerie?«
    In der Kunstgalerie? Bitterblue wusste noch nicht mal genau, wo die überhaupt lag. »Ist die im obersten Stockwerk des Nordflügels mit Blick auf den großen Schlosshof?«
    »Ja. Mehrere Stockwerke über der Bibliothek. Sie ist ziemlich vernachlässigt, wusstest du das? Überall Staub, außer da, wo in letzter Zeit Kunstwerke entwendet wurden – weshalb ich genau zählen konnte, wie viele Skulpturen aus der Skulpturensammlung gestohlen worden sind. Fünf, falls es dich interessiert.«
    Bitterblue schlug die Augen auf. »Jemand stiehlt meine Skulpturen.« Es war eine Feststellung, keine Frage. »Und gibt sie dem Künstler zurück? Wer ist der Künstler?«
    »Ah«, sagte Bo erfreut. »Das Konzept, das dahinter steht, scheint dir bereits vertraut zu sein. Wunderbar. Ich musste erst mit jemandem reden – mit Giddon –, um es zu verstehen. Die Situation ist folgende: Holt hatte eine Schwester namens Bellamew, die Bildhauerin war.«
    Bellamew . Bitterblue hatte das Bild einer Frau aus dem Schloss vor Augen: groß, breitschultrig, mit freundlichen Augen. Diese Frau war Bildhauerin gewesen?
    »Bellamew formte Wandlungen für Leck«, fuhr Bo fort. »Eine Frau, die zu einem Baum

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