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Die Königliche (German Edition)

Die Königliche (German Edition)

Titel: Die Königliche (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Kristin Cashore
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drückte ihr Gesicht mit der Stelle, auf die Katsa sie geküsst hatte, in Heldas makellose Kissen.

Bitterblue träumte von einem Mann, einem Freund. Zuerst war er Bo, dann wurde er zu Giddon, dann zu Saf. Als er zu Saf wurde, küsste er sie.
    »Wird es wehtun?«, fragte Bitterblue.
    Dann war ihre Mutter zwischen ihnen und sagte mit ruhiger Stimme zu ihr: »Schon gut, Liebes. Er will dir nicht wehtun. Nimm seine Hand.«
    »Es macht mir nichts aus, wenn es wehtut«, sagte Bitterblue, »ich will es nur wissen.«
    »Ich werde nicht zulassen, dass er dir wehtut«, sagte Ashen plötzlich heftig und außer sich, und Bitterblue sah, dass sich der Mann erneut verändert hatte. Jetzt war es Leck. Ashen stand zwischen Bitterblue und Leck und schirmte Bitterblue vor ihm ab. Bitterblue war ein kleines Mädchen.
    »Ich würde ihr niemals wehtun.« Leck lächelte. Er hielt ein Messer in der Hand.
    »Ich lasse dich nicht in ihre Nähe«, sagte Ashen mit zitternder, aber fester Stimme. »Ihr Leben wird nicht so sein wie meins. Ich werde sie davor beschützen.«
    Leck steckte sein Messer zurück in die Scheide. Dann boxte er Ashen in den Bauch, stieß sie zu Boden, trat sie und ging davon, während Bitterblue schrie.
    Tränenüberströmt wachte Bitterblue auf. Der letzte Teil des Traums war mehr als nur ein Traum gewesen; es war eine Erinnerung. Ashen hatte nie zugelassen, dass Leck Bitterblue überredete, ihn in seine Räume, zu seinen Käfigen, zu begleiten. Leck hatte Ashen jedes Mal für ihre Einmischung bestraft. Und immer, wenn Bitterblue zu ihrer Mutter gelaufen war, die zusammengesunken auf dem Boden lag, hatte Ashen geflüstert: »Du darfst nie mit ihm gehen. Versprich mir das, Bitterblue. Es würde mich mehr schmerzen als alles, was er mir antun könnte.«
    Ich habe es nie getan, Mama , dachte sie, während Tränen ihre Laken durchnässten. Ich bin nie mitgegangen. Ich habe mein Versprechen gehalten. Aber du bist trotzdem gestorben.
    Beim morgendlichen Training, im Kampf gegen Bann, konnte Bitterblue sich nicht konzentrieren.
    »Was ist los, Königin?«, fragte er.
    »Ich hatte einen Albtraum«, erklärte sie und rieb sich das Gesicht. »Es war ein Traum von meinem Vater, der meiner Mutter wehgetan hat. Dann bin ich aufgewacht und habe gemerkt, dass es mehr als nur ein Traum war.«
    Bann ließ sein Schwert sinken und dachte darüber nach. Sein ruhiger Blick lag auf ihr und erinnerte sie an den Anfang des Traums, an den Teil, wo Ashen sie getröstet hatte. »Solche Träume können schrecklich sein«, sagte er. »Ich habe immer mal wieder einen über die Umstände des Todes meiner Eltern. Er kann mich manchmal fürchterlich quälen.«
    »Oh, Bann«, sagte sie. »Das tut mir leid. Wie sind sie gestorben?«
    »An einer Krankheit. Sie hatten furchtbare Halluzinationen und sagten grausame Dinge, von denen ich weiß, dass sie sie nicht so meinten. Aber als Kind habe ich nicht verstanden, dass sie nur wegen ihrer Krankheit so grausam waren. In meinen Träumen ist es genauso.«
    »Ich hasse Träume«, sagte Bitterblue, die jetzt vor lauter Mitgefühl mit ihm wütend wurde.
    »Wie wäre es, wenn Sie Ihren Traum angreifen, während Sie wach sind, Königin?«, fragte Bann. »Könnten Sie spielen, wie es wäre, sich gegen Ihren Vater zu wehren? Sie könnten so tun, als wäre ich er, und sich sofort rächen«, sagte er und hob das Schwert, um sich auf ihren Angriff vorzubereiten.
    Es verbesserte ihr Training an diesem Morgen, so zu tun, als griffe sie den Leck aus ihrem Traum an. Aber Bann war ein großer netter Mann aus dem wahren Leben, und sie könnte ihn verletzen, wenn sie ihn zu heftig anging. Ihrer Vorstellungskraft gelang es nicht ganz, das zu vergessen. Am Ende der Stunde hatte sie einen Krampf in der Hand und war immer noch nicht ganz bei sich.
    In ihrem Turmzimmer beobachtete Bitterblue Thiel und Runnemood, die sich mit schweigenden, starren Gesichtern aus dem Weg gingen. Worüber auch immer sie heute gestritten hatten, es war so groß wie ein dritter Mensch im Zimmer. Sie überlegte, was sie ihnen über die angegriffenen Wahrheitssucher sagen sollte. Sie konnte nicht behaupten, zufällig ein ausführliches Gespräch über Messerstechereien und blutige Straßenmorde mit angehört zu haben, das grenzte ans Absurde. Sie würde erneut auf die Ausrede mit den Spionen zurückgreifen müssen, aber wenn sie falsche Informationen darüber verbreitete, was ihre Spione angeblich wussten, brachte sie dann nicht ihre Spione in Gefahr?

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