Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
Vom Netzwerk:
Weihen zu verleihen. Sollte der Papst seinem Gesuch entsprechen, plane er, auf einem Hügel der Papststadt ein Kloster zu errichten, in das er sich für den Rest seines Lebens als einfacher Mönch zurückziehen wolle.
    »Aber warum nur?« fragte Bertrada bestürzt.
    »Aus brennendem Verlangen nach frommer Hingabe«, antwortete Bonifatius schlicht.
    Pippin hatte das Schriftstück inzwischen mehrmals durchgelesen und sagte jetzt: »Er gibt sein Reich und seinen Sohn Drogo in meine Hand, so steht es hier, und ich möge Grifo wieder zu seinem Recht verhelfen und ihn aus dem Gefängnis befreien.«
    »So lautet Karlmanns Vermächtnis«, bestätigte Bonifatius.
    »Ich werde für ihn Messen lesen lassen«, sagte Pippin nüchtern, doch Bertrada glaubte Tränen in seinen Augen zu sehen.
    Der Erzbischof blieb nur noch einen Tag, um die Gräber der im Feuer Verbrannten zu segnen. Darunter befand sich auch Bertradas jüngster Pferdeknecht, der offensichtlich sein Leben dafür hingegeben hatte, beim Löschen des Feuers zu helfen. Aus Dankbarkeit machte Bertrada seine Eltern zu Freien und überließ ihnen ein Stück Land zum Bestellen.
    Auch Pippin konnte nicht länger in Prüm verweilen. Er mußte Grifo auf freien Fuß setzen und vor allem Drogo den Entschluß seines Vaters mitteilen.
    »Komm mit mir«, bat er Bertrada in der Nacht vor seiner Abreise. Sie hoffte, vor den Dienern verborgen zu haben, daß sie sich in sein Zimmer geschlichen hatte. Natürlich war im Haushalt ihre Schwangerschaft nicht unbemerkt geblieben, aber bisher hatte es niemand gewagt, sie darauf anzusprechen.
    Sie hatte schon einige Male überlegt, ob sie nicht ganz offen erklären sollte, daß sie die Friedelfrau des Hausmeiers wäre und sein Kind erwartete. Es war schließlich nichts Ungewöhnliches, daß sich ein mächtiger Mann eine zweite Frau nahm. Vor allem dann nicht, wenn ihm die eigentliche Gemahlin keine Kinder schenken konnte. Und dazu war seine arme Frau schließlich nicht in der Lage, die – wie allgemein bekannt – noch immer im Kloster Echternach an den Folgen des Raubüberfalls litt, von niemandem besucht werden durfte und ihren Gemahl seitdem nicht wieder gesehen hatte.
    War erst Klarheit über den Erzeuger ihres Kindes geschaffen, würde man es nach seiner Geburt nicht wie einen vaterlosen Bastard behandeln, sondern ihm die Achtung erweisen, die ihm zustand.
    »Du fehlst mir in jeder Stunde, die du fern von mir bist«, setzte Pippin hinzu. Natürlich hatte er mit diesen Worten schon viele Frauen entzückt. Doch zum ersten Mal in seinem Leben kamen sie von Herzen. Er staunte über sich selbst, erkannte sich überhaupt nicht wieder. Sogar fern von Bertrada hatten andere Frauen ihren Reiz für ihn verloren. Das hatte ihn zunächst außerordentlich beunruhigt. Es durfte nicht sein, daß ausschließlich eine einzige Frau sein Herz und seinen Körper beherrschte! Damit machte er sich verwundbar, möglicherweise sogar abhängig. In der Ilias hatte die Liebe zu einer Frau ein ganzes Volk zerstört. Freilich, Bertrada stammte von der sanften Gräfin Gisela ab, Helena dagegen war die Tochter der Rächerin Nemesis. Zeus hatte die Gestalt eines Schwans angenommen, um sie zu verführen. Aber hatte sich Nemesis dabei nicht in eine Gans verwandelt, und war Helena nicht aus einem Schwanenei gekrochen? Voll Schrecken fiel ihm Bertradas Gänsefuß ein, der sie zur Schwanenjungfrau, also zu einer Verwandten eben jener Helena machte. Man darf die Zeichen nicht mißachten! Möglicherweise konnte ihm Bertrada noch gefährlicher werden als der Herzog von Aquitanien und der Bayernherzog Tassilo zusammen! Diese wollten schließlich nur die Gebiete wieder besetzen, die er ihnen abgenommen hatte. Bertrada aber besetzte einen Teil von ihm, der noch nie unter einer anderen Macht als seiner eigenen gestanden hatte.
    Also beschloß er, diesem Zustand ein Ende zu bereiten. Er mühte sich, die alten Gelüste wiederzuerwecken, und bat bei seinem Aufenthalt in Soissons die erste Schöne in sein Bett, die ihm begegnete. Erleichtert stellte er fest, daß alles so wie früher vonstatten ging, und so forderte er die Frau auf, sich am nächsten Abend wieder bei ihm einzustellen. Kurze Zeit später wurde ihm klar, daß die Sehnsucht nach seiner Frau dadurch jedoch nicht abgenommen hatte. Bestürzt stellte er fest, daß ihn nun im Gegenteil sogar ein verstärktes Verlangen nach ihr quälte. Am nächsten Tag sandte er der Frau zusammen mit einer Absage für die kommende Nacht

Weitere Kostenlose Bücher