Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
Vom Netzwerk:
neben ihr schlummerte. »Mein kleiner Karl. Ich wünsche dir die Kraft deines Großvaters Karl, den Gerechtigkeitssinn deines Großvaters Charibert, die Zielstrebigkeit deines Vaters Pippin, die Weisheit deiner Urgroßmutter Berta, die Milde deiner Großmutter Gisela, den Glauben deines Onkels Karlmann …«
    Sie brach ab und überlegte, was er von ihr mitbekommen sollte: Leidensfähigkeit? Nein, die habe ich wirklich nicht, dafür fehlt mir die Geduld. Güte? Da gibt es viel Bessere! Pippin sagt, daß er mich für kühn hält, aber meine Kühnheit will ich Karl nicht wünschen. Nur allzuoft hat sie sich hinterher als Unbesonnenheit herausgestellt. In Prüm und Mürlenbach sagt man mir nach, daß ich gut verhandeln kann. Du wirst zwar kein Tuch verkaufen müssen, aber ich wünsche dir, daß du bei deinen Geschäften auch einen Blick für Gediegenheit und den Wert einer Sache hast. Und daß die Menschen, die dir einst anvertraut werden, genauso friedlich miteinander umgehen wie die Frauen in meinem Genitium. Man muß den Leuten nur zuhören und sich ein wenig mit dem beschäftigen, was sie wirklich bewegt.
    Der kleine Karl tat schon seine ersten Schritte, als Pippin endlich wieder in den Eifelgau kam. Ein schweres Jahr lag hinter dem Hausmeier, aber es war ihm unter anderem gelungen, der Herrschaft Grifos in Bayern ein Ende zu bereiten, seiner Schwester Hiltrud die Regentschaft zurückzugeben und seinen unmündigen Neffen Tassilo zum Herzog auszurufen.
    »Fristet Grifo jetzt mit geschorenem Kopf sein Dasein in einem Kloster?« fragte Bertrada, als sie mit Pippin die Prüm entlang zu jener Stelle wanderte, an der gerade das neue Kloster errichtet wurde.
    »Das wäre unklug gewesen. Er hat immer noch zu viele treue Anhänger«, erwiderte Pippin. »Ich habe mich als großzügiger Bruder erwiesen und ihm zwölf Grafschaften im Dukat Le Mans überlassen. Da ist er weit weg und kann die Bretonen überwachen.«
    »Und das genügt ihm?« fragte Bertrada zweifelnd.
    »Ich hoffe es für ihn«, erwiderte Pippin finster. Seine Miene hellte sich erst wieder auf, als sein Blick auf seinen schlafenden Sohn fiel. Bertrada trug Karl selbst in ihren Armen und präsentierte ihn seinem Vater. Zur Entrüstung der gesamten Dienerschaft hatte sie es sogar abgelehnt, die Dienste einer Amme in Anspruch zu nehmen. Nur zu gut konnte sie sich noch daran erinnern, wieviel bedeutender die Amme als die Mutter in den ersten Lebensjahren für sie selbst gewesen war. Ihr Sohn sollte von Anfang an wissen, wer die wichtigste Frau in seinem Leben war! Er sollte nur ihr die Ärmchen entgegenrecken! Ammen konnten schließlich großes Unheil anrichten, wie sie aus eigener leidvoller Erfahrung wußte. Wenigstens davor konnte sie ihren Sohn schützen.
    »Aber sorge dich nicht, mein Kleiner«, flüsterte Pippin dem Kind zu, »ich bin damit beschäftigt, dir die spätere alleinige Herrschaft zu sichern …«
    »Willst du denn keine weiteren Kinder?« fragte Bertrada verwundert.
    »Doch, natürlich, so viele du mir nur schenken kannst! Aber Karl ist ja doch der älteste, und ihm möchte ich die Welt zu Füßen legen … was ist dir?«
    Bertrada war kurz zusammengezuckt. Pippins Worte riefen einen ganz bestimmten Tag in Frau Bertas Zimmer in ihr Gedächtnis zurück.
    »Wir dürfen uns nicht an ihm versündigen«, flüsterte sie.
    »Natürlich nicht! Genau darum bin ich jetzt damit beschäftigt, einen Weg herzustellen, der seine Zukunft sichert. Ich möchte nicht, daß sich Karl später so wie ich heute mit seinen Vettern oder anderen fränkischen Größen um die Macht streitet. Seine Herrschaft muß unantastbar, ganz unzweifelbar sein, und das geht nicht, solange er nur das Amt des Hausmeiers ausübt.«
    »König Karl«, murmelte Bertrada.
    Pippin nickte. »Aber zuerst kommt König Pippin. Mein Oheim Childebrand schreibt gerade an einer Geschichte meiner Familie. Darin werden die Leistungen meiner Vorfahren Grimoald und Pippin sowie die Siege meines Vaters gewürdigt.«
    »Habt ihr nicht auch ein paar Heilige in der Familie?« fragte Bertrada.
    »Ja, zum Beispiel meine Ahnin, die Äbtissin Geretrudis«, erwiderte er nachdenklich. »Auch darauf können wir natürlich hinweisen. Und Childebrand wird den Beweis erbringen, daß mein Haus mit Bischof Arnulf von Metz und sogar mit den Merowingern selbst verwandt ist. Ich habe Gesandte nach Rom geschickt, um vom Papst zu erfahren, ob er bereit ist, den fränkischen Adel davon zu überzeugen, mich zum König zu

Weitere Kostenlose Bücher