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Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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eine besonders kunstvoll gestaltete Fibel, die er eigentlich für Bertrada besorgt hatte. Und das war auch gut so, denn noch in den frühen Abendstunden nötigte ihn die Nachricht über den Klosterbrand zu einem überstürzten Aufbruch.
    »Ich möchte dich nicht mehr missen«, gestand er seiner Frau und bat sie noch einmal, ihn zu begleiten.
    »Wie stellst du dir das vor?« fragte Bertrada zurück. »Gerade jetzt kann ich Prüm doch nicht den Rücken kehren! Wer soll denn den Aufbau der neuen Abtei überwachen? Und wer sich um die Geschäfte in Mürlenbach kümmern? Außerdem bin ich bald nicht mehr in der Lage, mit dir von einer Pfalz zur nächsten zu reiten. Heute nach Compiègne, morgen nach Ver oder Corbeny, übermorgen nach Samoussy, Jupille, Düren oder Herstal … Wie hat Leutberga das eigentlich ausgehalten?«
    »Sie blieb immer in Saint Denis«, antwortete Pippin unwillig. An Leutberga wollte er nicht einmal mehr denken müssen.
    »Ich begreife ja, daß du überall nach dem Rechten sehen mußt, aber fehlt dir nicht ein Ort, den du dein Zuhause nennen kannst?«
    »Auch unsere Könige waren ständig unterwegs«, antwortete Pippin. »Fürsten sind eben in jeder Pfalz ihres Machtbereiches zu Hause.«
    »Du meinst, ihnen steht das Recht auf einen festen Wohnort nicht zu! Ich brauche aber ein Heim, Pippin, wie es Laon früher für mich war und Mürlenbach und Prüm es heute sind.«
    »Dann lasse ich dir einen Palast errichten, wo immer du leben möchtest«, sagte er lächelnd.
    »Laß lieber die Abtei wieder aufbauen«, antwortete Bertrada ernst. »Es bricht mir das Herz, wenn ich sehe, was aus dem Lebenswerk meiner Großmutter geworden ist.«
    »Das habe ich bereits bedacht«, erwiderte Pippin. »Und einen etwas geschützteren Standort gefunden. Ich zeige ihn dir morgen – genau dort, wo der Tettenbach und die Prüm zusammenfließen. Allerdings wirst du von hier oben dann keinen so ungehinderten Überblick mehr über das ganze Gelände haben können. Soll ich dir einen Baumeister schicken?«
    Bertrada schüttelte den Kopf. »Meine Leute werden besser und schneller unter einem Baumeister arbeiten, der aus dieser Gegend stammt und den sie kennen. Fremde sind hier nicht wohlgelitten.«
    »Und wann wirst du endlich als meine Frau mit mir zusammenleben?« fragte Pippin.
    »Sobald die neue Abtei fertiggestellt und eingeweiht worden ist«, versprach Bertrada.
    Bis dahin sollten noch fast vier Jahre vergehen.
    Am nächsten Morgen überraschte eine Ankündigung Pippins Bertrada, ihre sämtlichen Dienstboten sowie die vielen Bewohner der Prümer Ansiedlungen, die vor der Abreise des Hausmeiers noch einen Blick auf den nunmehr mächtigsten Mann der Welt werfen wollten.
    Er stand auf den Stufen der Villa und forderte mit einer Handbewegung die versammelte Menge auf, näher heranzutreten.
    »Ich habe euch allen eine traurige und eine erfreuliche Mitteilung zu machen«, hob er an. Bertrada, die bisher neben ihm gestanden hatte, wollte in den Hintergrund treten, doch zu ihrer Überraschung ergriff er energisch ihre Hand.
    »Meine erste Gemahlin ist bereits vor längerer Zeit im Kloster Echternach ihren Verwundungen erlegen«, sagte er und senkte den Blick. Ein Raunen ging durch die Menge. »Gott hat sie zu sich genommen«, fuhr er fort, »und mir eingegeben, mir eine Frau zu suchen, die ihr gleicht. Ich habe sie hier bei euch in Prüm gefunden.« Er drückte Bertradas Hand etwas fester. »Ihr alle kennt sie als Flora von Ungarn, aber für mich ist sie wie eine Enkelin jener Frau, die so viel für euch getan hat und derer ich mit Ehrfurcht gedenke. Zu Ehren eurer seligen Herrin heißt sie also daher vom heutigen Tag an auch Bertrada. Wir sind mit kirchlichem Segen getraut worden, und sie erwartet unser Kind. Ich verlange von euch, daß ihr meiner Gemahlin treu dient und sie ehrt. Beschützt sie mit eurem Leben, und ich verspreche, euch das reich zu lohnen.« Er beugte sich zur Seite und küßte Bertrada mitten auf den Mund.
    »Frau Bertrada!« rief er dann und schob sie nach vorn an die Brüstung. »Begrüßt Eure Herrin, Frau Bertrada!«
    »Frau Bertrada! Frau Bertrada!« ertönte es, und Jubel brach los. Nur einige der Bediensteten unmittelbar hinter dem Paar sahen sich voller Befremden an. Sie wenigstens konnten sich noch daran erinnern, daß die erste Frau des Hausmeiers ebenfalls den Namen Bertrada geführt hatte. Aber hohe Herrschaften hatten eben seltsame Gebräuche, und dazu gehörte vielleicht auch, allen

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