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Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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wählen und mich höchstselbst zu weihen.«
    Sie waren inzwischen auf dem Bauplatz angelangt.
    »Arbeitet weiter! Laßt euch nicht stören!« rief Pippin den Zimmerleuten zu, die beim Anblick des edlen Paares in ihrem emsigen Treiben innegehalten und sich allesamt ehrerbietig verneigt hatten. Er deutete auf einen niedrigen Holzstapel und forderte Bertrada zum Sitzen auf.
    »Ich denke, daß du mit dem Papst rechnen kannst«, meinte Bertrada nachdenklich. »Zacharias hat immer noch großen Ärger mit Byzanz wegen der gotteslästerlichen Bilderverehrung und der Frage, ob der Heilige Geist nur vom Vater allein oder auch vom Sohn ausgeht. Er braucht dich als Verbündeten.«
    »Ärger ist wirklich sehr milde ausgedrückt, Bertrada. Der oströmische Kaiser hat päpstliche Güter beschlagnahmt und die griechischen Kirchen der Gerichtsbarkeit des Papstes entzogen. Und er ging sogar so weit, den Heiligen Vater gefangennehmen zu wollen!«
    »Aber Gott ließ das Schiff seiner Männer an den Klippen zerschellen und sinken«, ergänzte Bertrada nickend.
    »Zacharias ist also in Not«, erklärte Pippin. »Und da er nun einmal keine eigenen Truppen befehligt, ist er auf die Hilfe weltlicher Kräfte angewiesen, vor allem jetzt, da Aistulf König der Langobarden geworden ist. Ihn kenne ich noch gut aus meiner Jugend. Er ist ein Heißsporn, ein gewandter Krieger und sehr ehrgeizig, und er träumt, wie Luitgard einst auch, von einem Großreich. Er wird bestimmt die Gelegenheit ergreifen und die Schwäche des Heiligen Vaters ausnutzen.«
    »König Ratchis ist gestorben?« fragte Bertrada überrascht.
    »Nein, aber er hat sich in das Kloster Monte Cassino zurückgezogen.«
    »Da wird er auf deinen Bruder treffen«, bemerkte Bertrada leise. Pippin sah sie verblüfft an. »Wie kommst du denn darauf?« fragte er. »Weilt Karlmann denn nicht mehr in seinem römischen Kloster?«
    Bertrada lüftete die Decke, in die ihr Sohn eingewickelt war, und hob das Kind auf ihren Schoß.
    »Er ist schon ganz schön schwer geworden«, sagte sie, und stellte ihren Sohn vorsichtig vor sich hin. »Schau her, Pippin, er kann sogar schon ein paar Schritte laufen!« Die Eltern lachten herzlich, als sich der kleine Junge plötzlich auf den Hosenboden setzte und mit großen erstaunten Augen zu ihnen aufsah.
    Bertrada hatte beschlossen, Pippin nichts darüber zu sagen, daß sie mit seinem Bruder korrespondierte. Sie selbst hatte den Briefwechsel eingeleitet, und Karlmann schickte erst auf ihr viertes Schreiben eine Antwort, nachdem sie ihn regelrecht angefleht hatte, ihr eine Mitteilung über sein Befinden zu senden. Sie schließe ihn täglich in ihre Gebete ein. Er hatte nur kurz erwidert, daß er ihrer Sorge unwürdig sei, und ihr ein kleines Behältnis mit Erde vom Heiligen Land zugesandt. Sie hatte sich bedankt und ihn gefragt, ob sie ihn besuchen dürfe. Er teilte ihr daraufhin mit, daß er sich nach Monte Cassino zurückziehen werde, da ihn zu viele fränkische Pilger in Rom behelligten. Seine Tage verbringe er im Gebet, ansonsten arbeite er als Küchenhilfe und Gänsehirt des Klosters und wünsche keine Besuche, da er der Welt entsagt habe. Sie möge ihm auch bitte nicht mehr schreiben.
    »Ein Mönch hat mir berichtet, daß ihm die Besuche fränkischer Pilger lästig wurden«, antwortete sie ihrem Mann jetzt auf seine Frage, was ja nicht einmal gelogen war. Pippin nickte befriedigt. Seine Späher hatten ihn bereits darüber in Kenntnis gesetzt, daß sich so manch einer seiner politischen Gegner nach Rom aufgemacht hatte, um Karlmann zu einer Rückkehr zu bewegen. Wenn solche Besuche seinem Bruder so lästig waren, daß er deswegen sogar das von ihm selbsterbaute Kloster verließ, drohte ihm von dieser Seite also keine Gefahr. Wohl auch dann nicht, wenn er Drogo bei Erreichen der Volljährigkeit das Erbe seines Vaters vorenthielt. Daß er sich in dieser Annahme irren sollte, erfuhr Pippin allerdings erst viele Jahre später.
    An jenem Abend aber ließ er noch gänzlich unbeschwert in Prüm ein großes Fest ausrichten. Die Bevölkerung hatte ein Recht auf Hochzeitsfeierlichkeiten, und diese sollten jetzt nachgeholt werden. Vater Assuerus, der künftige Abt des neuen Klosters, ein Vetter Pippins, segnete das Paar, und Bertrada dachte daran, daß Pippin nunmehr gewissermaßen zum dritten Mal mit derselben Frau Hochzeit hielt.
    Da sie jetzt nicht nur Frau Bertas Nachfolgerin als Herrin von Mürlenbach war, sondern auch noch die Angetraute des mächtigen

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