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Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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brachte gleich zwei schlechte Nachrichten.
    »Papst Zacharias ist tot«, verkündete Pippin betroffen, nachdem er das Siegel des ersten Briefes erbrochen und die Meldung überflogen hatte. »Wer soll mich dann zum König weihen?«
    »Gibt es denn schon einen Nachfolger?« fragte Bertrada nüchtern. Sie nahm das kleine Kind wieder von der Amme entgegen und forderte die Frau auf, nach Karl zu sehen. Diesmal hatte sie sich von Pippin überreden lassen, dem neuen Sohn eine Kinderfrau beizugesellen. Diese konnte sich auch etwas um Karl kümmern, der nicht nur ein sehr lebhaftes und anstrengendes Kind war, sondern seine ganze Umgebung seit Monaten mit unermüdlichem Geplapper tyrannisierte. Daß er, anders als andere Kinder, in vollständigen Sätzen sprach, machte das endlose Gerede nicht erträglicher.
    »Nein«, antwortete Pippin auf Bertradas Frage, nachdem die Amme das Gemach verlassen hatte. »Wer auch immer es werden soll, wird wahrscheinlich den Namen Stephan annehmen, vermutet Pater Fulrad. Das wäre übrigens auch kein schlechter Name für unseren Sohn.«
    »Karlmann«, entschied Bertrada. »Dieses Kind soll wirklich Karlmann heißen.«
    »Karl und Karlmann, Bertrada, das geht nun wirklich nicht!«
    »Und warum nicht?«
    »Weil jeder auch Karlmann kurz Karl nennen wird – stell dir nur die Verwirrung vor!«
    »Karlmann wird Karlmann genannt werden. Notfalls muß das mit einem Erlaß geregelt werden.«
    Pippin setzte sich neben seine Frau und zog sie an sich. »Wenn sich mein Bruder nicht in seinem Kloster befände, wäre ich eifersüchtig auf ihn. Du hast ihn ja auch schon so lange vor mir gekannt …« Er sah sie forschend an.
    »Habe ich nicht!« entgegnete sie mit einer plötzlichen Härte, die er nur noch selten an ihr erlebte. Er fuhr innerlich zusammen. Sie hatte ihm nie die Tat am Bach verziehen. Auch wenn sie nicht wieder darauf zurückgekommen war, so wußte er doch, daß sie immer wieder daran dachte, und manchmal glaubte er sogar den Haß zu spüren, den sie im Innersten ihres Wesens vermutlich immer noch gegen ihn hegte. Sie hatte ihn nicht aus freien Stücken heiraten wollen, sondern war durch die Umstände dazu gezwungen worden. Jahre hatte es gedauert, ehe sie sich endlich von ihm berühren ließ. Er redete freimütig von seinen Gefühlen zu ihr und wünschte sich sehnlichst, sie würde dies auch tun. Aber sie sprach lieber über die Lage im Land. Ehrgeizig war sie und wollte unbedingt Königin werden. Nun, nur er konnte sie dazu machen. Und vielleicht würde sie ihn wenigstens dafür lieben. Er strich dem Säugling wieder über den Kopf. Dies war eigentlich sein dritter Sohn … Karlmann, sollte er doch Karlmann heißen!
    »Wie immer beuge ich mich deinem Willen«, meinte er, küßte das Kind auf die Stirn und sagte: »Ich wünsche dir ein glückliches Leben, mein Sohn Karlmann!«
    Und ein gutes Auskommen mit deinem Bruder, setzte er still für sich hinzu, von bösen Ahnungen erfüllt.
    Bertrada wies auf das zweite Schriftstück, das der Bote gebracht hatte.
    »Schau doch mal nach, von wem die andere Mitteilung ist. Ich warte schon so lange auf Nachricht von Bonifatius. Er wollte ins wilde Friesland reisen, und ich mache mir solche Sorgen um ihn.«
    »Du und dieser störrische alte Es… Erzbischof«, stöhnte Pippin und erbrach das Siegel des zweiten Briefes.
    »Was ist geschehen?« fragte Bertrada, als sie die entgeisterte Miene ihres Mannes sah. Sie legte Karlmann in die feingeschnitzte Wiege, die ihnen Chrodegang, der Bischof von Metz, gesandt hatte.
    »Grifo!« sagte Pippin klagend. »Das darf doch nicht wahr sein!« Das Pergament entglitt seinen Händen und fiel zu Boden.
    Bertrada hob es auf und überflog schnell das Geschriebene. Der Halbbruder ihres Mannes wollte mehr als nur die wenigen Herzogtümer, die ihm Pippin hatte zukommen lassen, und so hatte er in Aquitanien um Hilfe nachgesucht. Pippins alter Widersacher Hunoald war zwar im Kloster gestorben, aber sein Sohn Waifar unterstützte Grifos Forderung, gleichberechtigt mit Pippin Hausmeier zu werden.
    »Zwei Jahre Frieden, und nun muß ich schon wieder Krieg führen. Mit der eigenen Familie! Und ausgerechnet jetzt!«
    »Von Krieg ist noch nicht die Rede«, gab Bertrada zu bedenken. »Grifo ist erst mal nur nach Aquitanien gereist und sucht Verbündete.«
    »Es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn er Drogo auch noch in seine Pläne einbezieht, Karlmanns Sohn …« Pippins Blick wanderte zu der hölzernen Wiege. Warum nur

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