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Die Königsmacherin

Die Königsmacherin

Titel: Die Königsmacherin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Martina Kempff
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hatte Bertrada auf diesem Namen bestanden!
    Sie war seinem Blick gefolgt und sagte fast zärtlich: »Daß du deinen Sohn nach deinem Bruder benannt hast, beweist doch, in welch gutem Einvernehmen du mit seiner Familie stehst! Und wenn du erst gekrönt bist, kann dir niemand mehr dein neues Amt streitig machen, weder Drogo noch Grifo!«
    Doch es gab jetzt keinen Papst, der sich ins Frankenland begeben und einen Hausmeier zum König salben konnte. Und die Zeit drängte.
    Bertrada setzte ein Schreiben an den Erzbischof von Mainz auf. Er möge seine Reise nach Friesland aufschieben und statt dessen nach Soissons eilen, um das Vermächtnis von Papst Zacharias zu ehren und ihren Gemahl Pippin zum König zu weihen. Dies sei von außerordentlicher Bedeutung für den Frieden im Land. Sie legte zwei Locken ihrer Söhne dazu und versiegelte den Brief.

9
    G ESICHTER DES T ODES
    »Herrin, Ihr holt Euch den Tod!«
    Bertrada wandte sich langsam um und sah ihre Kammerfrau Mathilde aus leeren Augen verständnislos an.
    »Ich werde augenblicklich nach Prüm reiten«, sagte sie tonlos und legte die Holzschaufel beiseite, mit der sie jetzt auch das zweite Grab von der Schicht frisch gefallenen Schnees befreit hatte. Obwohl sie einen Pelz und Fellschuhe trug, waren die Lippen der Kammerfrau blau vor Kälte. Sie starrte auf die Königin, deren nackte Füße in Ledersandalen steckten und die außer einem dünnen wollenen Umhang nichts wahrhaft Wärmendes trug. In ihrem heimatlichen Burgund hatte sich Mathilde nicht vorstellen können, daß Menschen in solch frostigen Temperaturen wie denen dieses Winters im Eifelgau überhaupt zu atmen vermochten. Königin Bertrada aber schien den eisigen Wind nicht einmal wahrzunehmen, der ihr doch in die nackte Haut schneiden mußte!
    »Gib meinen Männern Bescheid und laß mein Pferd satteln«, gebot die Herrin, sank vor den beiden Gräbern auf die Knie und bedeckte das Gesicht mit beiden Händen. Mathilde erschauerte aufs neue bei dem Gedanken, daß auch sie sich jetzt auf ein Roß setzen und durch das im Winter so unwegsame Gelände, durch tiefverschneite Wälder und über vereiste Pfade von Mürlenbach nach Prüm reiten müßte, während ihr die Nase abfror und die Knochen erstarrten.
    Dabei hatte sie sich unbändig gefreut, als sie zur Kammerfrau der neuen Königin ernannt worden war! Ihre Eltern hatten aus Dank für diese Ehre, die so viel Glanz auf die verarmte adlige Familie warf, ihre unansehnliche Tochter mit einer exquisiten Garderobe ausgestattet und viele Kerzen in der heimatlichen Dorfkapelle entzündet. Mathilde hatte ein Leben in Überfluß erwartet, hatte sich vorgestellt, die Königin in edle Roben zu hüllen, ihr Leckerbissen zu reichen und sie bei der Auswahl ihrer Schmuckstücke zu beraten. Während sie sich auf ihre neue Aufgabe vorbereitete, malte sich Mathilde aus, wie sie in ruhigen Abendstunden mit der Königin am Feuer saß und ihr aus erbaulichen Schriften vorlas – weshalb sonst wäre bei der Auswahl der neuen Kammerfrau so großer Wert darauf gelegt worden, daß diese des Lesens und Schreibens mächtig war!
    Jetzt wußte sie, daß die so erstaunlich gelehrte Königin einfach keine ungebildeten Menschen um sich haben wollte.
    Auch ansonsten war alles ganz anders gekommen. Mathilde fiel es zunehmend schwerer, ihrer Familie die Wahrheit über den harten Alltag und die unerträglich beschwerlichen Reisen zu verheimlichen. Sie hatte zwar geschrieben, daß sie das Königspaar auf den Feldzug nach Sachsen begleitet hatte, dabei jedoch nur vom glanzvollen Sieg des Königs berichtet, dem es gelungen war, den Aufstand der Sachsen niederzuschlagen. Verschwiegen hatte sie nicht nur die Entbehrungen, denen sie während dieses Marsches ausgesetzt gewesen war, sondern auch all das Grauen, das sie geschaut hatte und das sie jetzt noch nachts in ihren Träumen heimsuchte. Was war das nur für eine Königin, die sich – noch dazu während ihrer Schwangerschaft – solchen Martern aussetzte, anstatt, wie es sich gehörte, daheim zu bleiben und ihrem Gemahl nach dessen Rückkehr einen süßen Empfang zu bereiten! Und was war das für ein König, der immer wieder die Kühnheit und Klugheit seiner Gemahlin vor allen lobte, anstatt ihre Anmut und Schönheit zu rühmen.
    Natürlich wurde der barbarische Sachse, der es im Kampfgetümmel gewagt hatte, die edle Frau vom Pferd zu stoßen, sofort von mehreren Lanzen durchbohrt, aber heimlich gab Mathilde der Königin selbst die Schuld an ihrer

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