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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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Schamlippen aussehen. Die Haut zu stark gekräuselt. Auf »feuchte Blüte« gestylt, ein Look, den zu erzielen sich die Graphiker von Playboy oder Hustler immer sehr viel Mühe geben. Trotzdem, es sieht nicht weich genug aus, und die Farbe ist zu blass, nicht rosa oder hellbraun. Chirurgisches Narbengewebe. Das Schamhaar zu einem schmalen Streifen getrimmt. Parfümiert. Ganz und gar nicht so, wie eine Möse aussehen sollte. Je länger wir sie betrachten, desto sicherer sind wir uns, dass die nicht echt ist.
    Eine berührt »Miranda« mit einem Autoschlüssel. Bloß niemals die Finger nehmen. Eine berührt diese Hautfalten und sagt: »Du hast hoffentlich nicht allzu viel dafür bezahlt...«
    Eine andere aus der Gruppe sagt, wir sollten mal nachsehen, wie tief das da reingehe.
    Was auch immer »Miranda« sein mag, jetzt weint er, das kleine Drama hat ihn eingeholt. Lidschatten und Rouge und Grundierung, das ganze Zeug läuft ihm über die Wangen in die Mundwinkel. Er ist so gut wie nackt, nur noch die Strumpfhose zwischen den Knöcheln, die Füße in den eleganten goldenen Stöckelsandalen. Die Bluse ist weg, der rosa Spitzen-BH hängt offen von seinen Schultern. Seine festen runden Brüste beben im Takt zu seinem Schluchzen. So kniet er auf dem großen runden Tisch. Seine Pelzjacke liegt auf dem Boden, achtlos in eine Ecke getreten. Seine blonden Haare hängen herab. Seine eigene kleine Horrorgeschichte.
    Eine sagt, »Miranda« soll aufhören. Aufhören und sich umdrehen.
    Eine packt ihn am Knöchel. Eine andere nimmt den zweiten Knöchel, und sie verdrehen ihm die Beine, bis er einen leisen Schrei ausstößt und sich auf den Rücken legt. Die Beine weit gespreizt, liegt er auf dem Tisch. Wir halten seine Füße an den goldenen Sandalen fest.
    Das ist keine Frau. So etwas würde dabei herauskommen, wenn Marsbewohner eine Frau nach einem Bild in Cosmopolitan zusammenbasteln würden. Die Klitoris, erklären wir, kann nur der zurechtgestutzte Penis sein. Eine von uns führt aus, bei der künstlichen Scheidenöffnung handele es sich um die in eine operativ geschaffene Höhlung nach innen gestülpte Haut des zuvor ausgenommenen Penis, und die Feuchtigkeit stamme von verpflanztem Schleim produzierenden Unterleibsgewebe. Den Muttermund habe man aus der Haut des leeren Hodensacks nachgebildet.
    »Spare in der Zeit, so hast du in der Not«, sagt eine.
    Eine andere nimmt eine kleine Taschenlampe aus ihrer Einkaufstasche und sagt: »Das muss ich mir ansehen.«
    Eine andere sagt: »Dass er so ein Theater macht, beweist doch nur, dass er noch nie beim Gynäkologen war.«
    Im Nachhinein betrachtet, wären sie jetzt am besten alle nach Hause gegangen. Ach, aber das alles ist so politisch und so aufklärerisch; bis jemand ernsthaft verletzt wird.
    Sie kommen hier jede Woche zusammen und palavern darüber, wie sie mal wieder irgendeinen Job nicht gekriegt haben. Wie sie wegen irgendwelcher Diskriminierungen nicht vorankommen. Wie Tankwarte und Bauarbeiter ihnen auf die Brüste glotzen und sie mit den Augen ausziehen. Diese Frauen hier tun nie was anderes als reden. Und jetzt haben sie endlich die Chance, einmal zurückzuschlagen.
    So etwas schweißt zusammen.
    Sie fragen: Warum ist er hier? Will er uns ausspionieren?
    Experten sagen, für gleiche Arbeit bekommen Frauen vierzig Prozent weniger Lohn als Männer. Er bekommt so viel mehr, und wofür gibt er die ganze Kohle aus? Für Make-up und Plastiktitten. Jede echte Frau hätte Schwangerschaftsstreifen. Graue Haare. Käsige Zellulitisschenkel.
    Sie fragen, was er hier eigentlich erwartet hat.
    Eine wühlt sich mit ihren Fingern hinein. Eine andere leuchtet ihr mit der Taschenlampe.
    Die Gruppe fragt, ob er hier eine Clique männerhassender Kampflesben erwartet hat, die nichts anderes im Kopf haben, als sich gegenseitig die Möse auszulecken?
    Die kleine Halogenbirne der Taschenlampe muss ziemlich heiß sein, denn er kreischt und windet sich so heftig hin und her, dass sie ihn nur noch alle gemeinsam festhalten können. Ihm die Beine auseinander zwängen, damit sie was sehen können.
    Eine sagt: »Wie sieht es aus?«
    Auch die anderen müssen warten, bis sie an der Reihe sind.
    »Miranda« dreht und windet sich im Griff der Gruppe, und dabei reißt die Perlenkette, und die Perlen rollen überall umher. Die Nadeln fallen ihm aus den Haaren. Seine Brüste hüpfen und wackeln, zwei Hügel aus Gelatine.
    Und eine kneift ihm in eine Brustwarze und sagt: »Ja, lass sie wackeln, du geiles

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