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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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dergleichen. Falls er Geld hat, liegt es auf der Bank und kriegt Junge. In seinem Haus gibt es bloß braune Teppiche, getünchte Wände und an allen Fenstern gestreifte Vorhänge. Ein rosa gefliestes Bad.
    Ich schenke ihm Wein ein und lasse ihn reden. Ab und zu bitte ich ihn, eine Pause zu machen, damit ich so tun kann, als schriebe ich mir alles genau auf.
    Und er hat Recht. Sein Leben ist langweiliger als ein zum xten Mal wiederholter Schwarzweißfilm.
    Der von mir bereits verfasste Artikel hingegen ist großartig. Kennys langer Abstieg, vom Rampenlicht auf den Obduktionstisch. Wie er, um Danny zu werden, seine Unschuld an eine endlose Liste von Fernsehmachern verloren hat. Um die Sponsoren bei Laune zu halten, wurde er ihnen als Sexspielzeug zur Verfügung gestellt. Um schlank zu bleiben, nahm er Drogen. Um den Beginn der Pubertät hinauszuschieben. Um sich bei den nächtelangen Dreharbeiten wach zu halten. Niemand, nicht einmal seine Freunde und Angehörigen, niemand wusste, wie tief er im Drogensumpf steckte und wie krankhaft er sich nach Aufmerksamkeit sehnte. Selbst nach dem Ende seiner Karriere nicht. Selbst dass er Tierarzt wurde, geschah nur, weil er auf diese Weise Zugang zu guten Drogen und zu Sex mit Haustieren bekam.
    Je mehr Wein Ken Wilcox trinkt, desto öfter sagt er, sein Leben habe erst angefangen, als Danny von nebenan eingestellt wurde. Acht Jahre lang der kleine Danny Bright zu sein, das kommt einem nur so wirklich vor, wie einem die Erinnerungen an die Grundschule wirklich vorkommen mögen. Nur unscharfe Momente, zusammenhanglos. Tag für Tag war jede Dialogzeile nur etwas, das man gerade so lang im Kopf behielt, um eine Prüfung zu bestehen. Die hübsche Farm in Heartland, Iowa, war bloß Fassade. Hinter den Fenstern, hinter den Spitzenvorhängen lag der nackte Erdboden, übersät mit Zigarettenkippen. Die Darstellerin, die Dannys Großmutter spielte, versprühte Spucke, wenn sie mit ihm sprach. Sterilisierte Spucke: mehr Gin als Speichel.
    Ken Wilcox nimmt einen Schluck Rotwein und sagt, heute habe sein Leben viel mehr Sinn. Tiere heilen. Hunde retten. Mit jedem Schluck zerfließt sein Gerede in immer ausuferndere Einzelheiten. Kurz bevor ihm die Augen zufallen, fragt er, wie es Skip geht.
    Meinem Hund. Skip.
    Und ich sage: Gut, Skip geht es großartig.
    Und Kenny Wilcox sagt: »Schön. Freut mich zu hören ...«
    Er schläft, er lächelt noch, als ich ihm die Pistole in den Mund schiebe.
    Dass ihn was freut, nützt keinem was.
    Eine nicht registrierte Pistole. Meine Hand im Handschuh, der Lauf in seinem Mund, sein Finger am Abzug. Der kleine Kenny auf seinem Sofa, nackt ausgezogen, sein Schwanz mit Bratfett eingeschmiert, ein Video seiner alten Sendung flimmert auf der Mattscheibe. Aber der wahre Hammer sind die Kinderpornos auf seiner Festplatte. Und die ausgedruckten. Fotos von Kindern, die vergewaltigt werden, an den Wänden seines Schlafzimmers.
    Die Tüten mit Schmerztabletten sind unter seinem Bett versteckt. Heroin und Crack in seiner Zuckerdose.
    Innerhalb eines Tages wird die Welt von Liebe auf Hass umschwenken: Kenny Wilcox, der kleine Danny von nebenan, wird vom Kindheitsidol zum Monster werden.
    In meiner Version seines letzten Abends fuchtelt Kenneth Wilcox mit der Waffe herum. Schreit heraus, dass keiner sich für ihn interessiert. Die Welt hat ihn benutzt und weggeworfen. Den ganzen Abend trinkt er und schluckt Pillen und sagt, er hat keine Angst zu sterben. In meiner Version stirbt er, nachdem ich gegangen bin.
    Eine Woche später hatte ich den Artikel verkauft. Das letzte Interview mit einem Kinderstar, den Millionen Menschen auf der ganzen Welt geliebt hatten. Ein Interview, geführt wenige Stunden, bevor sein Nachbar ihn entdeckte, tot, offensichtlich Selbstmord.
    Eine Woche danach werde ich für den Pulitzerpreis nominiert.
    Einige Wochen darauf wird er mir verliehen. Das sind zwar nur zweitausend Dollar, aber so etwas zahlt sich ja erst langfristig richtig aus. Kein Tag vergeht mehr, an dem ich nicht irgendwelche Aufträge ablehnen muss. An dem mein Agent mir keine Angebote reinholt. Aber ich nehme nur noch die am besten bezahlten Sachen. Titelgeschichten für große Magazine. Mit landesweiter Verbreitung.
    Mein Name bürgt für Qualität. Ich bin die Wahrheit.
    Wer in mein Adressbuch schaut, sieht nur Namen, die man von Filmplakaten kennt. Rockstars. Bestsellerautoren. Was ich anfasse, wird berühmt. Ich ziehe aus meiner Wohnung in ein Haus mit Garten, in dem Skip

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