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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chuck Palahniuk
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Kniekehlen vom Betonboden wund gerieben. Meine Zehen werden blau, meine Zehen und Finger sind verschrumpelt, weil ich schon so lange im Wasser bin.
    Und dann lasse ich es geschehen. Und sie schießen raus, die dicken weißen Klumpen. Die Perlen.
    Jetzt brauche ich Luft. Aber als ich mich vom Boden abstoßen will, geht das nicht. Ich kriege die Füße nicht unter mich. Mein Arsch klebt fest.
    Von Notärzten hört man, Jahr für Jahr bleiben etwa hundertfünfzig Leute auf diese Weise kleben, angesaugt von einer Umwälzpumpe. Kommst du mit den Haaren da rein, oder mit dem Arsch, musst du ertrinken. Haufenweise passiert das Leuten, jedes Jahr. Am häufigsten in Florida.
    Man spricht bloß nicht darüber. Nicht mal Franzosen reden über ALLES.
    Ich kriege ein Knie hoch, einen Fuß unter mich, und kann mich halbwegs aufrichten, und immer noch zerrt es an meinem Hintern. Ich ziehe den anderen Fuß nach und stoße mich vom Boden ab. Ich komme los, los von dem Beton, aber an die Luft komme ich immer noch nicht.
    Mit den Füßen strampelnd, mit den Armen um mich schlagend, schaffe ich ungefähr den halben Weg nach oben, aber dann geht es nicht weiter. Der Herzschlag in meinem Kopf wird laut und rasend schnell.
    Die grellen Funken sprühen mir vor den Augen rum, ich drehe mich um, aber was ich da sehe... begreife ich nicht. Ein dickes Seil, so was wie eine Schlange, bläulich weiß und von Adern umflochten, ragt aus dem Abfluss des Pools und klammert sich an meinen Hintern. Aus einigen der Adern kommt Blut, rotes Blut, das unter Wasser schwarz aussieht und aus Rissen in der bleichen Haut der Schlange trudelt. Das Blut gleitet davon, verschwindet im Wasser, und unter der dünnen, bläulich weißen Haut der Schlange sieht man Brocken einer halbverdauten Mahlzeit.
    Anders ist das nicht zu begreifen. Irgendein grässliches Seeungeheuer, eine Seeschlange, ein Wesen, das nie das Tageslicht gesehen hat, hat sich in der Finsternis des Abflussrohrs versteckt und drauf gelauert, mich zu fressen.
    Als ich danach trete, nach diesem glitschigen, schwabbeligen, knotigen Strang, scheint noch mehr davon aus dem Abfluss zu kommen. Inzwischen ist das Ding so lang wie mein Bein, und immer noch fest an mein Arschloch geklammert. Mir fehlt nicht mehr viel, dann kann ich wieder Luft holen. Die Schlange hat sich an meinem Arsch festgebissen, aber gleich bin ich aus dem Wasser.
    In der Schlange sieht man Maiskörner und Erdnüsse. Man sieht eine längliche, hell orange Kapsel. Eine von diesen dicken Vitaminpillen, die mein Dad mir immer gibt, damit ich mal ein bisschen zunehme. Damit ich ein Football-Stipendium bekomme. Mit besonders viel Eisen und Omega-3-Fettsäure.
    Dass ich diese Vitaminpille sehe, rettet mir das Leben.
    Das ist keine Schlange. Das ist mein Dickdarm, den es mir rausgezogen hat. Was die Ärzte einen »Prolapsus« oder »Vorfall« nennen. Mein Darm wird in den Abfluss gesogen.
    Von Notärzten hört man, eine Umwälzpumpe zieht pro Minute über dreihundert Liter Wasser. Das entspricht einem Druck von ungefähr zweihundert Kilo. Das Problem ist, dass in uns drin alles zusammenhängt. Dein Arsch ist bloß das andere Ende deines Mundes. Wenn ich jetzt loslasse, macht die Pumpe weiter - reißt mir die Därme raus -, bis sie bei meiner Zunge angekommen ist. Stell dir vor, du kackst einen Haufen von zweihundert Kilo, dann kapierst du, wie dir das die Eingeweide ausstülpen muss.
    Ich kann immerhin sagen, schmerzempfindlich ist dein Darm nicht. Nicht so wie deine Haut. Das Zeug, das du verdaust, das nennen die Ärzte Kot. Weiter oben ist der so genannte Speisebrei, eine dünnflüssige Brühe, in der Maiskörner und Erdnüsse und grüne Erbsen schwimmen.
    Und ich schwimme in dieser Suppe aus Blut und Mais, Scheiße und Sperma und Erdnüssen. Und obwohl mir gerade der Darm aus dem Arsch gerissen wird und ich den Rest doch irgendwie behalten will, denke ich bloß, ich muss unbedingt meine Badehose anziehen.
    Um Gottes willen, meine Alten dürfen meinen Schwanz nicht sehen.
    Eine Hand fest um meinen Arsch geklammert, packe ich mit der anderen die gelbgestreifte Badehose und streife sie mir vom Hals. Aber unmöglich, da reinzusteigen.
    Wenn du mal deine Eingeweide spüren willst, kauf dir ein Päckchen Lambskin-Kondome. Nimm eins raus und roll es aus. Füll es mit Erdnussbutter. Bestreich es mit Vaseline und halt es unter Wasser. Dann versuch, es zu zerreißen. Versuch, es in Stücke zu reißen. Es ist zu zäh und zu elastisch. Und so glitschig,

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