Die Kolonie Der Catteni
Wie wollen Sie das denn schaffen?« Mitford war mißtrauisch, aber durchaus bereit, Aarens einzusetzen – falls dieser Nichtsnutz ihm tatsächlich alles lieferte, was er brauchte.
»Man kann rund ums Camp Sonnenzellen – und natürlich auch Kollektoren – aufstellen.« Aarens versuchte mit seinen gefesselten Händen so gut wie möglich anzudeuten, was er meinte. »Dann spannen sie dazwischen einen dünnen Draht. Sobald jemand den Draht berührt oder gar zerreißt, erklingt der Alarm. Ganz simpel.« »Des Nachts?«
Aarens schüttelte den Kopf. »Kollektoren können genug Spannung aufbauen, um den Betrieb der Anlage auch bei Nacht zu gewährleisten. Oder was meinen Sie denn, wie diese Maschinen morgens in Gang kommen? Ich denke, das ist doch ganz einfach.«
Mitford dachte, es würde sicher nicht schaden, diese Idee Mack und Spiller vorzustellen. »Ja, ganz einfach. Und jetzt halten Sie erst mal die Klappe.«
»Ja, aber ich soll heute aus diesem Apparat entlassen werden«, beschwerte Aarens sich.
Mitford betrachtete ihn lange und eingehend, dann deutete er auf die Sonnenuhr. »Nicht bevor die Sonne auf dem ersten Teilstrich steht. Damit wäre es genau ein Tag, seitdem sie wegen Belästigung des chinesischen Mädchens verurteilt wurden.« Mitford bedachte den Mann mit einem letzten eindringlichen Blick, ehe er sich abwandte und nach Rindenpapier und Bleistift griff.
Er bedauerte beinahe, daß Mack, Spiller und Jack der Nagel Aarens Idee für gut genug hielten, um aus den Einzelteilen, die aus den Schlachthäusern ins Camp zurückgebracht worden waren, einen Prototyp zu basteln. Zainals Gruppe schaffte es kurz vor dem Einsetzen des Abendregens, ins Camp zurückzukehren, indem sie sich im Laufschritt fortbewegten, soweit das Gelände diese Gangart erlaubte. Sie wurden von einem Wachtposten aufgehalten, der nach der Parole fragte.
»Parole?« rief Kris entgeistert. »Was für eine Parole? Sie wissen doch genau, wer wir sind – zum Teufel, Kris Bjornsen, Zainal, die Doyle-Brüder, Coo und Slav. Verdammt noch mal, Tesco, stellen Sie sich doch nicht so an!« »Nun, es ist meine Pflicht, danach zu fragen, Kris. Wir wurden während Ihrer Abwesenheit überfallen.« Sein Grinsen sagte ihr aber sofort, daß der Überfall fehlgeschlagen und im Lager offenbar niemand getötet oder schwer verwundet worden war.
Sie passierten Tescos Posten und eilten zu den Höhlen hinunter, wo sie hofften, weitere Einzelheiten über den Angriff zu erfahren.
Als Kris sah, daß der Sergeant nicht in seinem Büro saß, hielt sie den ersten an, der ihr begegnete. Es war ein Junge, an dessen Rettung aus den Ställen sie sich erinnern konnte. »Peter, wo ist Mitford?«
»Drinnen«, antwortete der Junge. »Haben Sie schon von dem Überfall gehört?« »Ja, aber wir möchten ein paar Einzelheiten wissen.« »Wer hat euch überfallen?«, fragte Lenny.
»Ach, ein paar halbverhungerte Verirrte. Sarge hat den Gegenangriff geführt – er war einfach toll.« Die Augen des Jungen leuchteten vor Bewunderung. »Bart und Sandy Areson waren dicht hinter ihm. Das meiste habe ich gar nicht mitbekommen.« Petes Gesicht verzog sich enttäuscht. »Die Wachtposten haben sie mit Pfeilen und Steinen eingedeckt und dabei sogar ein paar von unseren eigenen Leuten erwischt.« Pete konnte das Grinsen nicht unterdrücken. »Freundesfeuer hat der Sarge es genannt. Und sie mußten vierzehn Leichen loswerden – irgendwo da drüben.« Pete machte eine Geste, die eine beträchtliche Entfernung ausdrücken sollte. »Sie sollen die Aasfresser bei Laune halten.« Er erschauerte unwillkürlich. »Sie sehen also, daß Sie eine Menge versäumt haben.« »Wurde einer von unseren Leuten verletzt?« fragte Kris besorgt und schaute zu dem leeren »Büro« hinüber. »Ach, ein gebrochenes Bein und in paar Schnittwunden, mehr nicht. Und der Sarge hat die Ladies aufgenommen, die von den schlimmen Kerlen ziemlich übel zugerichtet wurden.«
Unwillkürlich glitt Kris’ Blick zu den Stöcken hinüber. Sie waren leer. Sollten Aarens und Arnie sich etwa endlich anständig benehmen? Hatte der Überfall dafür gesorgt, daß sie sich auf ihre Manieren besannen?
»Tod allen Feinden unseres Camps Ayres Rock!« Dazu stieß Pete eine geballte Faust in die Luft.
»Camp Ayres Rock?« wiederholte Kris verblüfft.
»Klar, warum nicht? Es ist der Fels, der uns beschützt hat.«
»Aber du heißt doch schon Peter.«
»Häh?« Der Junge verzog fragend das Gesicht.
»Peter bedeutet ›Fels‹,
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