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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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immer enger wurde.
    David leuchtete mit seiner Taschenlampe, während er sich
seinen Weg durch den engen Tunnel bahnte. Die Kabel, die seinen
Rücken streiften und nur wenige Zentimeter über seinem
Gesicht hingen, waren mit fettigem Staub bedeckt, der sich in all den
Jahren angesammelt hatte.
    Er zwängte sich durch eine besonders schmale Öffnung und
richtete dann den Lichtkegel seiner Taschenlampe auf Bahjat, um ihr
den Weg zu zeigen. Sie kletterte zwischen den Kabeln hindurch; ihr
Gesicht war verschmiert und ihre Kleidung voller Unrat.
    »Bist du sicher, daß die Richtung stimmt?« fragte
sie und hielt an, um zu verschnaufen.
    David nickte. »Nach den Computerkarten dürften wir jetzt
ziemlich nahe am Fluß sein.«
    Allerdings hatte die Computerkarte saubere, blaue Linien gezeigt
und nicht diesen dunklen, schmierigen, faulig riechenden Tunnel, in
dem sie jetzt staken. Es hieß auch, daß es farbige
Hinweisschilder und Richtungspfeile gäbe, die alle 50 Meter an
der Tunnelwand angebracht seien. Doch die dicke Schmutzschicht hatte
auch diese Hinweise unleserlich gemacht.
    »Hier entlang!« sagte David, der im Haupttunnel stand
und eine Abzweigung nach rechts ignorierte.
    Bahjat folgte ihm.
    Die Taschenlampe in seiner Hand warf einen schmalen Lichtkegel,
der den Weg vor ihnen auf einer Strecke von ein paar Metern
spärlich beleuchtete. Im Licht der Taschenlampe konnte er
Bahjats verschmutztes Gesicht dicht hinter seinem Rücken
erkennen.
    »Das ist nicht gerade der leichteste Weg, den wir je
eingeschlagen haben, nicht wahr?« fragte David.
    Sie lächelte nicht. »Immer noch besser als auf den
Straßen.«
    »Allerdings.«
    Plötzlich klammerte sie sich an seinen Arm. »Ich
höre etwas… dort hinten.«
    David blieb stehen. Er hatte sich bereits tief gebückt, weil
die Kabel in diesem Tunnelabschnitt tief hingen und die Decke sie
fast erdrückte.
    Tief aus dem Tunnel drang ein schlurfendes Geräusch.
    »Ob uns jemand verfolgt?« flüsterte er.
    »Mach die Taschenlampe aus.«
    David löschte die Lampe und lauschte in die Finsternis. Sie
spürten die Feuchtigkeit und eine nasse, salzige Brise, die
durch den Tunnel wehte. Wir müssen ganz nahe am Fluß
sein.
    Das kratzende, schlurfende Geräusch kam näher. David
konnte nicht feststellen, ob es von hinten, von vorn – oder
vielleicht aus beiden Richtungen kam.
    Bahjat schrie auf. David zündete die Taschenlampe an, und
plötzlich war der Tunnel voll Leben, erfüllt von einem
Gewimmel graubrauner Pelze, voller Lebewesen, die aus dem Lichtkegel
der Taschenlampe flüchteten.
    »Ratten!« keuchte Bahjat und klammerte sich an
David.
    »Der Tunnel ist voll von ihnen.«
    Er sah ihre leuchtend roten Augen, mit denen sie außerhalb
des blassen Lichtkegels zu ihnen herüberstarrten.
    »Sie sind überall«, sagte Bahjat mit hoher, spitzer
Stimme.
    »Aber sie fürchten sich vor dem Licht.«
    »Wie lange noch?«
    »Komm!« sagte er. »Wir haben keinen Grund, uns von
den Viechern aufhalten zu lassen.«
    Er zog sie vorwärts. Im Schein der Taschenlampe erblickte er
eine nahezu solide, stinkende Pelzmasse, einen wimmelnden Haufen von
Hunderten, ja Tausenden quiekender Ratten. Er schwenkte die Lampe
nach hinten, vorbei an Bahjats furchtverzerrtem Gesicht und erblickte
eine weitere Horde, die in die Dunkelheit flüchtete.
    Sie arbeiteten sich weiter vor, eine kleine Insel des Lichts in
einer dunklen See, von roten Augen durchsetzt, die mit jedem Schritt
näher an sie heranrückte.
    Die Taschenlampe wird schwächer, dachte David. Aber
nein, sagte er sich, das bilde ich mir nur ein. Trotzdem
zog er die Pistole aus dem Gürtel.
    »Wie weit müssen wir noch gehen?« fragte
Bahjat.
    David überlegte einen Augenblick. »Wir klettern die
nächste Leiter hoch. Das dürfte nahe genug am Fluß
sein.«
    Das Licht wurde tatsächlich schwächer. David konnte die
Augen in der Finsternis erkennen, die sie immer dichter
umschloß, und hörte das Quieksen und Scharren der Ratten.
Sie kamen näher und wurden immer dreister.
    Dann erblickte er eine Leiter, die in die Dunkelheit hinaufragte.
Sie war bemoost und glitschig, für die beiden erschien sie aber
als wunderbare Rettung aus der Not. David leuchtete die Leiter ab und
stellte fest, daß ihnen eine lange Klettertour bis zur
Straße bevorstand.
    Irgend etwas streifte seinen Knöchel. Er fuhr zurück,
stieß gegen Bahjat und hätte um ein Haar die Taschenlampe
fallen lassen.
    »Verzeihung«, murmelte er.
    Bahjat legte die Hand auf eine Sprosse.
    »Hier,

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