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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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sich dem großen Bildschirm zu, der direkt vor
Cobb stand und erblickte Hamud, der sich wütend den Weg
über einen Waldpfad zu Garrisons Haus bahnte. Die drei Begleiter
folgten in gebührendem Abstand.
    »Garrison ist abgehauen. Er und seine Freundin haben sich im
Wald versteckt.« Cobb kicherte. »Der alte Fuchs hat mehr
Schneid als ich dachte.«
    »Hamud wird hierher kommen«, sagte David.
    »Früher oder später«, stimmte ihm Bahjat
zu.
    Er aber suchte die Bildschirme ab und entdeckte Leo, der in einer
Untergrundbahn saß. Der Mann war in Schweiß gebadet und
schien halb bewußtlos.
    »Auch Leo steuert auf uns zu.«
    »Was soll das heißen…?« fragte Bahjat
erneut.
    »Keine Zeit für Erklärungen«, sagte David.
»Ich muß jetzt gehen. Ich habe allerhand zu
erledigen.«
    »Ich kann dich nicht gehen lassen«, sagte sie.
    »Du kannst mich nicht aufhalten.«
    »David, zwinge mich nicht…«
    Er streckte plötzlich die Hand aus und holte die Pistole aus
ihrem Gürtel, bevor sie Zeit hatte, sich zu besinnen und selbst
nach der Waffe zu greifen. Trotzdem entbehrte der Griff nach der
Pistole nicht einer gewissen Zärtlichkeit.
    »Ich glaube, das Spiel hatten wir schon mal«, sagte
David.
    Fast lächelnd sagte sie: »Es wird stets
gefährlicher, so oft wir es tun.«
    David warf einen kurzen Blick über die Schulter auf Cobb, der
von seinem Sessel aus alles beobachtete, dann wandte er sich wieder
Bahjat zu. »Was auch geschehen mag… ich liebe
dich.«
    »Aber nicht stark genug«, erwiderte sie mit einer
kleinen, hilflosen Geste.
    »Mehr als genug – viel zu sehr, um diesen Unsinn weiter
mit anzusehen. Wenn es einen Weg gibt, dich zu retten, so werde ich
ihn finden.«
    »Und die anderen?«
    »Ich weiß nicht. Du bist die einzige, an der mir
wirklich etwas liegt. Du bist die einzige, die ich liebe.«
    Sie legte eine Hand auf seine Schulter, stellte sich auf die
Zehenspitzen und küßte ihn leicht.
    »Mein armer David«, flüsterte sie. »Du hast so
manche Last zu tragen. Allah beschütze dich.«
    Er traute sich nicht, auch nur ein Wort zu sagen; außerdem
war die Zeit knapp. David drehte sich auf dem Absatz um und eilte in
den Raum hinter dem Podest. Schon von Kindesbeinen an wußte er,
daß sich da ein Notausgang befand. Dr. Cobb hatte ihm
seinerzeit Prügel angedroht, als er den Gang zum erstenmal
entdeckte und bis zur Luftschleuse am Ende des Gangs vorgedrungen
war.
    Er stieß auf die vier Bildschirme, die den Ausgang verbargen
und drückte auf den unsichtbaren Kontakt zwischen den beiden
oberen Schirmen. Er warf noch einen letzten Blick zurück und sah
Cobb, der ihn in Gedanken versunken beobachtete. Bahjat hatte sich
mit gesenktem Haupt abgewandt.
    Sie ist mindestens so verzweifelt wie ich, dachte er und
zögerte einen Augenblick. Ich könnte sie mitnehmen… Doch dann wurde ihm bewußt, daß sie, wenn die Dinge
nicht so liefen, wie er es sich gedacht hatte, eine bessere
Überlebenschance hatte, wenn sie nicht bei ihm wäre.
    »Gott möge auch mit dir sein«, rief David,
während er in den Gang hinaustrat und die Tür
sorgfältig hinter sich schloß.
    Der Korridor war schmal und neigte sich leicht abwärts. An
den glatten, grauen Wänden gab es weder Türen noch
irgendwelche Hinweisschilder. Die Deckenbeleuchtung spendete
genügend Licht.
    David rannte los.
    Am Ende des Gangs fand er die Notluftschleuse genau an jener
Stelle, wo er sie in Erinnerung hatte. Sie wartete auf den
Augenblick, in dem sie gebraucht wurde. David wußte, daß
sich auf der anderen Seite der Schleuse eine Fluchtkapsel befand
– eine Art Miniatur-Kommuterkugel, die nur im
äußersten Notfall benutzt werden durfte. Sie war in der
Geschichte von Eiland Eins auch noch nie eingesetzt worden,
außer für Testzwecke. Es war noch nie notwendig gewesen.
Aber die Kapseln waren da und klebten an der Außenhaut von
Zylinder Eins wie Muscheln am Rumpf eines Ozeandampfers, wie
Rettungsboote, stets einsatzbereit für den Fall, daß die
Einwohner des Zylinders gezwungen wären, Eiland Eins zu
verlassen.
    Die Kapseln hatten keine große Reichweite, sie konnten weder
den Mond noch die Erde erreichen. Sie waren nicht so komfortabel wie
die regulären Kommuterkugeln, die zwischen dem Zylinder und den
Arbeitsplattformen verkehrten. Aber etwa ein Dutzend Leute
ließen sich in einer Notkapsel unterbringen und konnten mehrere
Wochen in der Kapsel leben, bis ein Rettungsschiff vom Mond oder von
der Erde eintraf.
    Die glatte Metalluke der Luftschleuse trug eine

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