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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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anklagend
mit erhobener Stimme. »Sollen wir zulassen, daß sie die
Weltregierung an sich reißen?«
    Chiu Chan Liu, der am Ende des Tisches durch zwei leere Sessel von
den anderen getrennt saß, meinte ruhig: »Das erste, was
wir tun müssen, ist Ruhe bewahren und uns etwas in Geduld
üben. Überstürztes Handeln wäre noch schlimmer
als überhaupt nichts zu unternehmen.«
    »Und wenn sie Boweto töten?« fragte Williams.
»Oder Al-Hazimi?«
    Chiu hob leicht die Schultern. »Das wäre bedauerlich.
Aber immer noch besser, als wenn Eiland Eins oder die
Sonnensatelliten zerstört würden.«
    Williams seufzte angewidert über den Tisch hinweg.
»Sicher«, sagte er. »Und dann müßten wir
uns einen neuen Präsidenten suchen, nicht wahr?«
    »Das steht nicht zur Debatte«, sagte Anderson
hartnäckig.
    »Wir sollten«, warf Malekoff ein, »anstatt uns hier
herumzustreiten, einige Technikerteams zu den einzelnen Satelliten
abordnen, um sie zu kontrollieren.«
    »Das würde einige Tage dauern«, meinte Liu.
»Sobald die RUV unsere Absichten spitzkriegt, kann sie die
Steuerdüsen der Satelliten anwerfen und diese aus ihrer
Kreisbahn befördern. Unter Umständen könnten sie die
Satelliten sogar in die Erdatmosphäre leiten, wo sie verbrennen
und abstürzen würden.«
    »Auch das würde mehrere Tage dauern«, konterte
Malekoff. »In der Zwischenzeit könnten Kosmonautenteams die
Satelliten abfangen und sie wieder auf ihre Kreisbahn
bringen.«
    »Einige vielleicht«, gab Chiu zu, »aber nur wenige.
Die meisten würden zerstört werden. Gleichzeitig würde
aber weltweit keine Energie mehr geliefert werden. Das wäre eine
furchtbare Katastrophe.«
    »Und während dies geschieht«, setzte Andersen
hinzu, »würden die Terroristen einen rituellen Mord an
Boweto und an wer weiß wem noch begehen.«
    Chiu schloß die Augen für einen Moment. Und als er die
Augen wieder öffnete, sagte er: »Meine Herren, uns bleibt
nichts anderes übrig als abzuwarten. Die Terroristen sind gering
an der Zahl verglichen mit der großen Anzahl der
Bevölkerung auf Eiland Eins. Vielleicht sind sie in der
Lage, ihr Problem zu lösen.«
    »Und unser Problem«, knurrte Williams.
     
    Cyrus Cobb saß immer noch wie festgenagelt auf seinem hohen
Drehsessel, übersah die Facettenaugen der Bildschirme, die ihn
aus allen Ecken anstarrten und schaute unverwandt Bahjat an.
    Sie stand reglos neben dem Podium, wobei ihr schwarzer Schopf kaum
über die Kante hinausragte. Sie hatte die Hände ineinander
verschränkt, und ihr Gesicht war zu einer Maske aus Elend und
Hoffnung erstarrt.
    »Lieben Sie ihn?« fragte Cobb.
    Sie blickte zu ihm auf, aufgescheucht aus ihren Gedanken.
    »Er glaubt, daß er Sie liebt«, sagte der alte
Mann. »Ich kenne ihn, seitdem er geboren wurde. Und wenn er
meint, daß er Sie liebt, wird er sein Leben für Sie
riskieren.«
    »Was wird er tun?« fragte Bahjat.
    Cobb hob die knochigen Schultern. »Was es auch sein mag, er
hat’s bereits geplant.« Er konnte ihr aber nicht so weit
vertrauen, um ihr zu verraten, daß er den Flug der
Rettungskapseln auf seinem Bildschirm verfolgen konnte. Doch als er
aufblickte, sah er Hamud, der finster wie eine Gewitterwolke auf sein
Büro zustrebte.
    »Lieben Sie ihn?« drang Cobb noch einmal auf sie
ein.
    »Nein!« sagte Bahjat schrill. »Ich… wie
könnte ich? Wir sind Feinde. Nur Christen sind töricht
genug, ihre Feinde zu lieben.«
    Cobb lächelte wie ein Inquisitor, der eine Schwäche
seines Gegners entdeckt hat. »Nun gut… hier naht einer
Ihrer Freunde.«
    Die Vorzimmertür schwang auf, und Hamud stürmte mit
glühenden Wangen in den Observationsraum.
    »Was tust du hier?« fuhr er Bahjat an.
    Sie aber wandte sich ihm unbefangen zu. »Der Gefangene –
dieser Blonde, David – ist entkommen.«
    Hamud blieb einige Schritte vor ihr stehen. »Entkommen? Wie?
Und wohin?«
    »Ich weiß es nicht.«
    »Er hat Ihre Freundin hier überlistet«, sagte Cobb
von seinem Sessel aus, »und ist mit einer unserer
Rettungskapseln davongeflogen. Ich nehme an, daß er sich auf
einer der Arbeitsplattformen verstecken will, die diesen
Hauptzylinder umgeben. Mit einer Rettungskapsel kann er nicht weit
kommen.«
    Hamuds Augen wurden schmal. »Warum bist du so freigebig mit
deinen Informationen, Alter?«
    »Warum auch nicht?« grinste Cobb breit. »Sie waren
sowieso drauf und dran, das Geheimnis aus mir herauszuprügeln,
nicht wahr?«
    Hamud schob Bahjat beiseite und stemmte seine Fäuste gegen
das Podest. »Dann verrate

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