Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
Vom Netzwerk:
Scheiben zur Hälfte zerschmettern, und wir hätten
sie repariert, bevor auch nur ein Zehntel der Luft entweicht. Was
glaubst du, was uns eure lächerlichen Schießgewehre antun
können?«
    »Ich kann euch alle umlegen«, knurrte Hamud.
    »Das würde dir kaum bekommen. Ich sage die Wahrheit. Du
kannst nichts ändern, indem du Menschen umbringst, nur weil dir
das alles nicht gefällt.«
    Bahjat vernahm ihre Stimmen wie von ferne. Ihre Ohren sausten, und
im Kopf hatte sie ein merkwürdiges Schwindelgefühl. Und
dann wurde ihr plötzlich klar, was David gemeint hatte: »Ich habe euch schon vernichtet … euch alle.« Es stimmte. So war es.
    Sie drehte sich um und erblickte Leos massige Gestalt unter der
Tür, der ein schweres Sturmgewehr wie ein Spielzeug in seinen
Pranken hielt.
    »Du… Tiger«, rief Leo mit rasselnder Stimme, indem
er nach Luft schnappte. »Du wirst jetzt meinen Stoff
rausrücken. Aber sofort!«
    Der Lauf seiner Waffe deutete auf Hamuds Brust.

EHEPAAR BANGT NACH GEISELNAHME UM SEINE
KINDER
     
    Minneapolis: Mr. und Mrs. Alan T. Palmquist aus der
Altensiedlung Minnetonka schauen zum Himmel und beten.
    Ihr Sohn William befindet sich unter den über 10.000
Geiseln, die von einer Handvoll RUV-Terroristen in der
Weltraumkolonie Eiland Eins festgehalten werden.
    »Wir kümmern uns nicht um die Politik«, sagte
Mrs. Palmquist zur Tribune. »Wir beten nur dafür,
daß unser Sohn und seine Braut diese fürchterliche Zeit
gesund überstehen.«
    Der junge Palmquist war erst kürzlich auf Eiland Eins
eingetroffen. Er war in die Weltraumkolonie gekommen,
um…
    - Minneapolis Tribune,
8. Dezember 2008.

 
40. Kapitel
     
     
    Pete Markowitz war tief in seinen Kriminalroman versunken, den er
gerade las. Er saß da, die Füße auf dem Tisch des
Chefs, den Sessel auf die Hinterbeine gekippt und blätterte
Seite für Seite über den kleinen Bildschirmleser um, der in
die Tischplatte eingelassen war. Der Chef würde in wenigen
Minuten von seinem Rundgang zurückkehren, während dem er
die Trafos überprüfte, und würde sich dann für
die Nacht nach Hause begeben. Dann würde diese Kraftwerkstation
bis zum Morgengrauen Pete allein gehören. Zeit genug, um den
Krimi auszulesen und sich dann in die Illustrierte zu vertiefen, die
er mitgebracht hatte.
    Er tastete nach seiner Hemdtasche, wo die kleine Videobandkassette
verstaut war. Pornographische Kassetten waren teuer, doch Pete hatte
beschlossen, etwas für sein Geld zu kriegen, sobald der Chef aus
dem Hause war.
    Die Tür zum kleinen Büro schwang auf, und der Chef
stapfte herein.
    »Willst du wohl die Füße von meinem Tisch
nehmen?!«
    Pete grinste und gehorchte.
    »Himmel, ist das alles was du kannst – immer nur
schmökern! Kannste sonst nix machen?«
    »Ich tu’ was für meine Bildung«, meinte
Pete.
    »Machst dich noch kaputt mit dem Kram.«
    Pete erwiderte nichts, und er widerstand auch der Versuchung, dem
Chef über seine Kassette zu berichten.
    »Du solltest mal rausgehen und nachschauen, was mit den
Trafos los ist«, wetterte der Chef und langte nach seinem Parka.
»Schau mal raus, wenn’s dir grad einfällt… es
kann nichts schaden.«
    »Wir haben alle Anzeigen hier drin. Ich kann immer sagen, was
los ist. Ich muß nicht…«
    Er brach mitten im Satz ab. Das Summen der Trafos, ein
Geräusch, auf das keiner mehr achtete, änderte sich
plötzlich und wurde leiser.
    »Was, zum Teufel…?«
    Pete vergaß den Mund zu schließen, als er einen Blick
auf die Meßinstrumente warf, die die ganze
gegenüberliegende Wand bedeckten. Alle Zeiger fielen auf Null
zurück.
    »Himmel«, flüsterte er. »Schau!«
    Der Chef starrte durchs Bürofenster auf die Trafos. Alles war
still. In der ganzen Station war es totenstill bis auf den Wind, der
außerhalb der Mauern heulte.
    »Wie konnte…«
    »Geh ans Telefon!« sagte der Chef barsch. »Ruf
sofort die zentrale Verteilerstelle an.« Er aber griff nach dem
Kopfhörer des Notfunkgeräts. »Diese Hunde, die die
Raumkolonie besetzt haben, haben diesen verdammten Satelliten
ausgeschaltet.«
    Pete nahm den Hörer und drückte auf den roten Knopf, der
ihn unmittelbar mit der Zentrale verband. Doch die Leitung war
bereits besetzt, blockiert durch andere Unterstationen, die man
ebenfalls abgeschaltet hatte.
    »Schit!« brüllte der Chef in seinen Hörer.
»Heiliges Kanonenrohr!« Er zerrte an seinem Gerät.
»Die Antennenanlage ist abgeschaltet. Keine Energie mehr aus dem
Raum. Entweder haben die den Satelliten ausgeschaltet,

Weitere Kostenlose Bücher