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Die Kolonie

Die Kolonie

Titel: Die Kolonie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ben Bova
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Cities. Es
ist ein alter Flugplatz. Von hier aus läßt man
keine großen Maschinen starten, wegen all der Häuser und
Fabriken, die dicht am Flugplatz stehen. Meine Maschine wird wegen
dieses verdammten Regens sicher eine Stunde Verspätung
haben.
    Doch die nächste Landung ist im sonnigen Texas!
    - Das Tagebuch des William Palmquist

 
14. Kapitel
     
     
    Gamal Al-Hazimi verabscheute all die Szenen, die ihm bevorstanden.
Doch als er das Arbeitszimmer im ersten Stock seines Hauses in Bagdad
betrat, wußte er bereits, daß er den Konfrontationen
nicht ausweichen konnte.
    Zunächst mußte er den Architekten aus seinem Haus
schaffen, was nicht weiter schwer fallen würde. Dann aber stand
ihm die Auseinandersetzung mit Bahjat bevor, und das durfte ebenso
schmerzlich wie peinlich sein.
    Er zog an seiner Zigarette, die in einer langen, schlanken
Elfenbeinspitze steckte. Das Rauchen war ein Laster, dem er nur in
der Einsamkeit frönte, und das auch nur, wenn er gespannt und
nervös war. Ich rauche immer öfter, stellte er fest. Je gefährlicher das Spiel wird und je näher die
kritische Phase heranrückt, gebe ich mehr und mehr dieser
kindlichen Schwäche nach.
    Er schob die halbgerauchte Zigarette wütend aus der Spitze
und zerdrückte sie in dem mit Silber ausgelegten Aschenbecher,
der auf seinem Tisch stand, und in dem bereits vier weitere Kippen
lagen.
    Du Narr! schimpfte Al-Hazimi mit sich selbst. Du
Schwächling!
    Das Telefon klingelte. Er langte über den Tisch und
betätigte den NUR-TON-Schalter.
    »Sir, Mr. McCormick ist da.«
    »Einen Augenblick«, sagte Al-Hazimi.
    Er trat an die Wand und stellte den Ventilator auf Maximum. Als
das Gebläse den Rauch, der in der Luft hing, summend absog, nahm
er eine Sprühdose vom Tisch und versprühte einen leichten
Rosenduft im Zimmer. Dann stellte er das Gebläse wieder auf
Normalleistung und kehrte zu seinem Tisch zurück.
    »Lassen Sie ihn eintreten«, sprach Al-Hazimi ins
Mikrofon.
    Der Scheich nahm in seinem hohen, gepolsterten Sessel Platz, und
sogleich kam Dennis McCormick ins Zimmer und schloß die
Tür hinter sich. Sein Gesicht, von rotem Bart umrahmt, zeigte
einen merkwürdigen Ausdruck. Er schnüffelte und runzelte
die Stirn, als er den leichten Rosenduft witterte.
    In Al-Hazimis oberster Schreibtischschublade lag eine Pistole,
eine weitere in einem Geheimfach, das in die rechte Armlehne seines
Sessels eingebaut war. Der Scheich mußte sich beherrschen, um
nicht eine der Waffen zu ziehen und den Verführer auf der Stelle
zu erschießen.
    »Sie wollten mich sprechen?« fragte McCormick und ging
auf den Stuhl zu, der vor dem Schreibtisch stand, und wieder
kribbelte es in seiner Nase.
    Ich habe dich hierher befohlen, dachte Al-Hazimi. Doch er
ließ sich nichts anmerken und deutete auf den Stuhl, bevor sich
der Ungläubige unaufgefordert hinsetzen konnte.
    McCormick schien völlig geheilt. Er sah gut aus, das rote
Haar fiel ihm jungenhaft in die Stirn, und ein hübscher kleiner
Bart sproß auf seinem Kinn. Er schien entspannt und fühlte
sich offensichtlich wohl.
    »Hat es Ihnen in meinem Haus gefallen?« fragte Al-Hazimi
mit leiser und ruhiger Stimme.
    »Ihre Gastfreundschaft war mehr als
großzügig.«
    »Ihre Wunde ist verheilt.«
    »Noch nicht ganz«, erwiderte er, »aber
fast.«
    »Und wie steht’s mit Ihrer Arbeit am Palast? Geht alles
gut?«
    Dennis machte eine Geste fast wie ein Araber. »Es ist etwas
schwierig, den Bautrupp über das Bildtelefon zu leiten. Immerhin
sind die beiden Türme fertig, und sie arbeiten jetzt an den
Fundamenten für das Hauptgebäude.«
    »Gut so«, sagte der Scheich. »Das freut
mich.«
    McCormick lächelte ihn an.
    »Sie sind meiner Tochter begegnet, nicht wahr?«
    Das Lächeln verblaßte. »Ja«, gab er zu,
»es stimmt.«
    Al-Hazimi legte die flache Hand sehr vorsichtig auf die
Tischplatte. »Mr. McCormick, die Gastfreundschaft legt dem
Gastgeber gewisse Pflichten und Obligationen auf. Dasselbe gilt auch
für den Gast, daß er nämlich seinerseits gewisse
Pflichten hat.«
    Der Architekt schaute bekümmert drein. »Ich weiß,
daß ich Ihrer Gastfreundschaft nicht würdig bin.«
    »Ich habe meine Tochter angewiesen, sich von Ihnen
fernzuhalten. Doch Sie sind ein Mann und Sie wissen, was ich meine.
Die Verantwortung liegt bei Ihnen.«
    »Sir, ich liebe Ihre Tochter.«
    Al-Hazimi sagte nichts.
    »Und sie liebt mich auch.«
    »Sie ist ein Kind, eine Kindfrau, wenn Sie so wollen. Sie hat
kein Recht, meine Befehle zu

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