Die Kolonie
mißachten.«
»Ich möchte sie heiraten«, fuhr McCormick
entschlossen fort. »Ich wollte bereits mit Ihnen darüber
sprechen, aber Bahjat meinte, ich sollte noch warten.«
Dieser Hund bringt es tatsächlich fertig, darüber zu
lächeln!
»Es freut mich, daß Sie von selbst darauf kommen.
Glauben Sie mir, ich mag keine Heimlichkeiten hinter Ihrem
Rücken.«
»Genug!« Al-Hazimi schlug mit der Hand auf die
Tischplatte.
McCormick zuckte zusammen, als wäre er der Geschlagene.
»Es gibt keine Möglichkeit unter der Sonne und unter dem
Mond, um dieses Verhältnis zwischen euch beiden durch eine
Heirat zu legalisieren. Keine! Meine Tochter ist die
Nachfolgerin von Scheichs, von Kriegern und Kalifen, die bis auf den
Sohn des Propheten und weit darüber hinaus zurückgehen! Sie
wird ihr Blut nicht mit einem unbekannten, ungläubigen Fremden
vermischen, der nicht einmal in der Lage ist, seine Leidenschaft so
weit zu zügeln, um den Verpflichtungen eines Gastes gerecht zu
werden.«
»Aber wir lieben uns«, beharrte McCormick.
»Unsinn!«
»Sie haben keine Möglichkeit, das zu
verhindern.«
»Sie werden dieses Haus verlassen, und sie geht nach Eiland
Eins, wo sie bereits vor Wochen hin sollte.«
»Wir können uns trotzdem treffen – ganz gleich, wo
Sie sie hinbringen, an welchen Punkt der Erde oder außerhalb.
Wo sie hingeht, will ich auch hingehen.«
Al-Hazimi brannte die Antwort auf der Zunge.
Der Rotbart schien zu begreifen. »Ach so, ich verstehe.
Sobald ich aus dem Haus bin, werde ich nicht mehr lange genug leben,
um ihr zu folgen.«
»Ich will Sie nicht bedrohen«, sagte der Scheich.
»Aber Sie haben mich wegen meiner Sicherheit hier
festgehalten. Sie sagten mir, daß die Leute, die mich umbringen
wollten, es noch einmal versuchen werden, wenn Sie mir Ihren Schutz
entziehen.«
»Ich habe die Verantwortlichen ausfindig gemacht und mich mit
ihnen auseinandergesetzt. Sie brauchen nicht länger für
Ihre Sicherheit zu fürchten.«
»Wirklich nicht?«
»Ich bin kein Meuchelmörder«, entgegnete Al-Hazimi.
»Wenn ich Sie töten wollte, dann würde ich es auf der
Stelle selbst tun.« Es ist keine Sünde, einen
Ungläubigen zu belügen, der deine Tochter geschändet
hat.
McCormick erhob sich langsam von seinem Stuhl. »Gut, dann
nehme ich Sie beim Wort. Aber Sie müssen auch mein Wort
akzeptieren. Ich liebe Ihre Tochter und möchte sie heiraten. Wo
Sie sie auch hinschicken mögen, ich werde ihr folgen.«
»Ich könnte gegen solchen Unsinn durchaus etwas
unternehmen«, sagte Al-Hazimi ruhig, und er glich mehr denn je
einer Kobra, die sich in ihrem Korb zusammenkringelt.
»Sie können überhaut nichts dagegen tun,
außer mich umzubringen.«
Al-Hazimi zwang sich zu lächeln. »Herr Architekt, Sie
sind ein romantischer Schwärmer. Ich kann Sie mit einem einzigen
Telefonanruf außer Gefecht setzen. Ich kann Sie verhaften und
für Monate ins Gefängnis werfen lassen. Sie würden
sich wundern, welche Möglichkeiten unserer Polizei offen stehen,
wenn sie nur will: Rauschmittel, Falschgeld, regierungsfeindliche
Propaganda, illegaler Waffenbesitz… Sie könnten jahrelang
im Kittchen sitzen.«
»Das wird nicht gehen«, sagte McCormick und
schüttelte den Kopf. Dann wandte er sich ab und ging zur
Tür.
Der Scheich sah ihm nach und bemerkte, daß er die Tür
sorgfältig hinter sich schloß, ohne sie zuzuschlagen. Er mag ein Schwärmer sein, doch er weiß sich zu
beherrschen.
Es war nach dem Abendessen, als Bahjat in sein Arbeitszimmer
stürzte.
Al-Hazimi blickte vom Bildschirm seines Computerterminals auf. Auf
die Berührung seines Fingers schaltete sich der Bildschirm aus:
die Vergleichszahlen über die Kosten für die ruinösen
Regenfälle in Nordamerika gegenüber den Gewinnen, die die
Antennenstation in Minnesota abwerfen würde, verschwanden vom
Bildschirm.
Zum erstenmal seit Jahren betrachtete er seine Tochter mit anderen
Augen. Ja, sie war jetzt eine Frau, eine sehr hübsche Frau
sogar. Und recht wütend obendrein.
Bahjats dunkle Augen sprühten und flackerten vor Zorn.
»Du hast ihn rausgeworfen!«
»Natürlich.«
»Damit er umgebracht wird.«
»Er ist so sicher wie in Abrahams Schoß. Ich habe mit
diesen Möchtegern-Mördern gesprochen.«
»Du?«
»Ja, ich.«
Für einen Augenblick schien sie verwirrt, wie sie so vor
seinem Tisch stand. Wie oft hatte sie seine Arbeit unterbrochen, war
auf seinen Schoß geklettert! Aber das lag bereits Jahre
zurück. Al-Hazimi wurde sich bewußt, daß sie sich
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