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Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Titel: Die Kometenjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Deckert
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schon mal hin. Meine Tochter ist aus Michigan zu Besuch gekommen.«
    »Wir sind ja trotzdem gut zum Hotel gekommen.«
    »Sind sie zufrieden damit?«
    »Aber ja. Es ist praktisch.«
    Koenig sah mir in die Augen. »Und Sie sind …«
    »Mein Name ist Steimle. Ich bin … ähm,… Herr Eisenroths Assistent.«
    Tom wirkte abgelenkt. Er sah die ganze Zeit zu einem Objekt, das durch das Öffnen des Gitters erst sichtbar geworden war. Das Teleskop hatte einen Tubus aus glänzendem Messing, so dass es zwischen all den anderen Instrumenten hervorstach wie ein Ritter im goldenen Harnisch unter modernen Fußsoldaten.
    Auch Koenig bemerkte, in welche Richtung Toms Blick ging. »Da sehen Sie, warum wir in dieser Gegend ein Gitter brauchen«, sagte er lächelnd. »Wahrscheinlich kommt Ihnen die Marke bekannt vor.«
    »Was ist das?«, fragte ich.
    »Ein Clark«, sagte Koenig. »Hergestellt für das Privatobservatorium eines Viehhändlers im Jahr 1891.«
    »Kann man es kaufen?«, wollte Tom wissen.
    »Alles was Sie hier sehen, können Sie kaufen«, sagte Wink und grinste wieder sein verlegenes Grinsen. Ich betrachtete ihn. Seine bucklige, verwachsene Erscheinung ließ ihn automatisch wie Koenigs Gehilfen erscheinen.
    »Was kostet so was?«, fragte ich.
    Wink senkte nachdenklich den Blick, während Koenig mir unverwandt sein sonniges Gentleman-Lächeln schenkte.
    »Nun«, sagte Koenig. »Es ist natürlich kein billiges Stück. Ich zeige Ihnen gern auch den ganzen Rest. Und dann können wir immer noch über Geld reden. Wollen Sie mitkommen?«
    Koenig wandte sich einfach um und führte uns in ein Hinterzimmer, das als Lagerraum diente. Hier standen ein paar größere Exemplare, die mit Plastikfolie abgedeckt oder ganz umwickelt waren. Wir gingen einmal um die Reihe herum – ich sah wie Toms Blicke noch neugieriger wurden als bisher –, dann machten wir vor einem weißen Tubus Halt, der eingeschweißt in einem weichen Schaumstoffbett lag.
    »Das Matsukov haben Sie vielleicht erkannt«, sagte Koenig. »Es stammt aus den Zwanzigerjahren und gehörte einer öffentlichen Sternwarte in Japan. Ein Koreaner hat es gekauft. Jetzt hat er ein noch größeres und hat uns dieses zurückverkauft. Ein gutes Stück. Oh, und das hier …« – mit ein paar behänden Schritten war er schon beim nächsten Exemplar – »… das ist ein Zeiss aus Deutschland. Es war in ostdeutschem Staatsbesitz.« Er wandte sich mir zu: »Wussten Sie, dass dort viele Sternwarten schließen mussten, nachdem die Kommunisten abgetreten sind.«
    »Nein«, sagte ich.
    »Aber die Marke kennen Sie?«
    »Ja.«
    »Sehr gut. Ich lobe die Deutschen bei jeder Gelegenheit.« Wir lachten alle höflich, auch Wink, während Koenig sich einem weiteren Teleskop zuwandte. »Das hier drüben ist ein echtes Kind dieser Stadt. Es wurde für General Griffith gefertigt. Wir haben noch ein ähnliches im Griffith Observatorium, der großen Sternwarte in Hollywood. Das hier ist der kleine Bruder. Und das hier …« – er zeigte auf ein Teleskop – »dieser gut erhaltene Veteran wurde als Sucher auf dem Mount Wilson benutzt. Er war an das Hooker 100-inch-Teleskop angeschlossen. Wissen Sie, das berühmte?«
    Tom nickte staunend.
    »Es ist ein Stück kalifornischer Geschichte. Edwin Hubble selbst hat hindurchgesehen.«
    Tom umschlich die Teleskope jetzt wie ein hungriger Leopard, während ich nur auf Koenig achtete. Zu jedem Teleskop, das wir betrachteten, hatte er eine kleine Geschichte parat, etwas Historisches oder etwas Persönliches, das ihn mit dem Gerät oder dessen Vorbesitzer verband. Selbstverständlich war es eine Demonstration – für Tom. Aber ich hatte nicht das Gefühl, dass er uns nur etwas vorspielte. Wie alle wirklich guten Verkäufer liebte er sein Produkt. Man konnte nicht anders, als ihm fasziniert dabei zuzusehen, wie er durch seine Sammlung schritt und jedes Teleskop gleichmäßig mit Lob bedachte wie ein gütiger Vater seine Kinder.
    »Funktionieren sie alle noch?«, fragte Tom.
    »Ohne Ausnahme. Für Hubbles Teleskop haben wir auf der ganzen Welt nach passenden Okularen gesucht. Dann haben wir sie selbst anfertigen lassen. Zwei Exemplare von jedem.«
    »Und wer sind Ihre Kunden?«, fragte ich.
    »Oft Privatleute mit einem Faible für solche Geräte. Natürlich kennen wir die meisten unserer Kunden seit langem. Unser Job ist die Suche, manchmal auch die Authentifizierung. Es sind oft lange Recherchen nötig, um die Herkunft und Geschichte zu überprüfen.«
    »Die

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