Die Kometenjäger: Roman (German Edition)
Teleskope hier haben alle schon Kunden?«
»Die meisten«, sagte Koenig.
»Was ist mit unserem?«, fragte Tom.
Koenig schenkte uns ein vages Lächeln. »Es gibt einen Interessenten dafür. Jemand, der uns die ganze Arbeit überlässt … Schön!« Er klatschte in die Hände, ging zu seiner Theke hinüber und zog eine Schublade auf. Ich fragte mich, ob nun der harte Teil des Verkaufsgesprächs beginnen würde. Aber stattdessen brachte er nur eine Visitenkarte zum Vorschein und kritzelte auf ihr herum.
»Haben Sie überhaupt schon etwas von L. A. gesehen?«, fragte er.
»Noch nicht viel«, sagte ich. »Nur die Umgebung von unserem Hotel.«
»Haben Sie den Fluss gesehen?«
»Ja«, sagten wir beide.
»Das ist der L. A. River. Der größte Fluss in Los Angeles.« Er lachte knapp und überreichte Tom die Visitenkarte. »Einige sagen, es sei nicht viel. Aber wir Lokalpatrioten sind sehr stolz darauf. Hier auf der Karte ist eine Adresse für Sie. Wir treffen uns heute Abend am Santa Monica Pier. Natürlich nur, wenn Sie wollen. John Dobson wird auch dabei sein.«
Tom sah ihn an, als habe er nicht richtig verstanden. »Sie … meinen John Dobson, den Teleskopbauer?«
»Ja.«
»Sie kennen ihn?«
»Oh, seit vielen Jahren«, sagte Wink. »Ein alter Bekannter. Haben Sie schon mal von den Sidewalk Astronomers gehört?«
»Das ist der Club, den er gegründet hat, nicht wahr?«
»Wir sind beide Mitglieder«, sagte Wink und ließ stolz seine Zähne sehen.
»Ich wusste nicht, dass Mr. Dobson noch reist.«
»Natürlich«, sagte Koenig. »Er ist immer noch hochaktiv. Sie werden sich wundern, wenn Sie mit ihm sprechen.«
Das war es für Tom. Er nickte nur noch ergeben und starrte die Karte an, die weiß und fremd in seiner Hand lag. Da ich die Hoffnung, mir würde etwas erklärt werden, längst aufgegeben hatte, sagte ich nur: »Wir freuen uns. Oder Tom?«
»Ja. Es ist eine …eine große Freude.«
»Haben Sie einen Wagen?«, wollte Koenig noch wissen.
»Nein.«
»Sie brauchen einen, um zum Treffpunkt zu kommen. Hier die Straße hinunter ist ein sehr günstiger Autoverleih. Ich kann die Kosten übernehmen – wenn Sie keinen Mustang mieten.«
Tom stimmte erfreut zu, und kurz darauf hatten wir uns bereits alle per Handschlag verabschiedet. Koenig wollte uns zur Tür geleiten, als Tom noch einmal abdrehte und in Richtung des goldenen Rohrs ging, das vor einem der Schaufenster stand. Er betrachtete es aus der Nähe und strich mit einer Hand über die feine Maserung des Stativs, so als wagte er nicht, das Teleskop selbst anzufassen.
»Komm. Wir sind nicht hier, um noch eins zu kaufen«, sagte ich.
Und damit verabschiedeten wir uns erneut und ließen das zufrieden lächelnde Paar hinter der Theke zurück.
»Die sind doch ganz in Ordnung«, sagte ich.
»Ja«, bestätige Tom, der eine Straßenkarte auf dem Schoß hatte und vor sich hin träumte. »Was?«
»Koenig, er ist nett.«
»Jaja. Ich wusste gar nicht, was ich sagen sollte.«
»Das ist die amerikanische Nettigkeit. Kommt dir das hier richtig vor?«
»Was soll richtig sein?«
»Die Straße. Tom, du schaust überhaupt nicht auf die Karte.«
Die Straße wand sich in Haarnadelkurven einen mit Zypressen und üppigem Grün bewachsenen Hügel hinauf. Wir hatten uns in dem Autoverleih das billigste Modell besorgt. Nun saßen wir in einem hässlichen Kleinwagen des Typs »Dodge Neon« mit klapperndem Handschuhfach und steuerten durch die besseren Gegenden am südlichen Ende des Valleys.
»Wo wolltest du noch mal hin?«, fragte Tom.
»Auf die andere Seite, nach Los Angeles.«
»Da sind wir doch …«
»Ich meine in das richtige Los Angeles.«
»Keine Ahnung, ob das richtig ist«, sagte Tom. »Es ist doch egal, wo wir landen. Wir kennen ja noch gar nichts in der Stadt.«
»Ich würde schon gerne wenigstens den Pazifik sehen«, sagte ich mürrisch. »Nachdem ja jetzt auch unser Abend verplant ist.«
»Dann müssen wir hier weiterfahren.«
Tom verlor sich wieder in Gedanken, während ich mich fragte, wo um Himmels willen wir gelandet waren. Die Landstraße führte geradewegs in die Wildnis hinein. Die Ebene des San Fernando Valley lag rechts unter uns, vor uns das immer dichter wuchernde Wald- und Buschland.
»Dieser Mr. Dobson – hat er was mit den Dobson-Teleskopen zu tun?«
»Er hat sie erfunden. Er hat große Teleskope aus Müll zusammengebaut. Mit selbstgeschliffenen Spiegeln und gefundenem Material.«
»Und das hat sich
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