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Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Die Kometenjäger: Roman (German Edition)

Titel: Die Kometenjäger: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Deckert
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Astronom?«
    »Nein.«
    » Sidewalk Astronom , verstehe!«
    Ich zuckte mit den Achseln. »Also ich kann dir was zeigen, aber du kannst auch weiterfahren.«
    »Was ist das für ein Akzent?«
    »Ein deutscher.«
    »Oh«, sagte sie, ihr erstes Wort ganz ohne sarkastischen Klang. Sie war ein bisschen neugieriger geworden und musterte nun die Gruppe, die immer noch um Koenigs Auto herumstand.
    »Die anderen sind Amerikaner«, sagte ich. »Ich bin auch zum ersten Mal hier.«
    Sie sah sich noch einmal um, sichtlich unentschlossen.
    »Du kannst dir Saturn ansehen«, sagte ich. »Es ist gratis und dauert nicht lang.«
    »Und du kennst dich damit aus?«
    »Es ist vollkommen schmerzlos.«
    »Können wir das Hübsche hier benutzen?« Sie zeigte auf das kleinste Teleskop, das verwaist am Rand stand. Toms Reiseteleskop. Das silberne Ding, das aussah, als wäre es aus einer Designlampe gebaut worden.
    »Sicher.« Ich nahm das Teleskop und schwenkte es in die ungefähre Richtung. Saturn war trotz der Helligkeit der Stadt mit bloßem Auge zu sehen, der hellste Punkt in der Richtung des Löwen. Aber wie immer wollte der Punkt nicht gleich in der Mitte des Suchers auftauchen. Ich schwenkte das Teleskop hin und her.
    »Suchst du ihn noch?«, fragte sie.
    »Nein, ich weiß schon, wo er ist. Nur hier drin muss man ihn auch erst finden.«
    »Also, ihr seid keine Astronomen …«, sagte sie. Ich hatte das Gefühl, sie ritt darauf herum.
    »Nein, wir haben nicht studiert«, erwiderte ich. »Aber wir kennen uns bestens aus, keine Sorge.«
    Sie stand direkt neben mir und klopfte mit dem Fingernagel einen kleinen Rhythmus auf ihrer Fahrradklingel. Endlich tauchte der Planet im Sucher auf. Aber als ich durch das Okular sah, war er schon wieder verschwunden. Der Rhythmus der Klingel beschleunigte sich. Ich glaube, mir brach ein wenig Schweiß auf der Stirn aus.
    »Brauchst du Hilfe?«
    »Auf keinen Fall«, rief ich. »Das haben wir gleich!« Ich riss das Teleskop jetzt in ruckartigen Bewegungen hin und her. Endlich schwebte der Planet vor mir. Saturn, in alter Pracht. Ich hatte gewusst, dass er mich nicht im Stich lassen würde.
    Ich bat sie mit einer triumphierenden Handbewegung ans Okular.
    »Was meinst du?«, fragte ich nach einer Weile. Ich hatte mir wenigstens ein »Wow« erhofft.
    »Ja«, sagte sie. »Man kann ihn erkennen.«
    »Ist er nicht fantastisch?«
    »Er ist klein, aber er sieht wirklich aus wie auf den Bildern.«
    »Verrückt, oder, wenn man ihn so zum ersten Mal sieht …«
    Sie wandte sich recht unsentimental von dem herrlichsten der Planeten ab und schenkte mir ein mildes Lächeln.
    »Er sieht genau aus wie auf den Bildern«, sagte ich, immer noch begeistert. »Aber das hier ist der echte!«
    Sie senkte eine Augenbraue. Ihr Lächeln wurde mir langsam ein wenig zu spöttisch.
    »Ist es wahr, dass er nur aus Gas ist?«, fragte sie.
    »Nein, er hat einen festen Kern.«
    »Und die Ringe?«
    »Aus Steinen und aus Eisklumpen, glaube ich.«
    »Bist du dir sicher?«
    »Ja, ich bin mir sicher.«
    »Warum hat er denn mehrere Ringe. Sind die aus verschiedenen Steinen?«
    »Vielleicht aus verschieden großen. Also, warum es mehrere Ringe gibt …Ich glaube, da rätselt die Wissenschaft noch.«
    »Wenn die Wissenschaft es wüsste, würdest du es wissen, stimmt’s?«
    »Ja!«
    »Was ist mit Sommer und Winter?«
    »Was?«
    »Ob es Sommer und Winter auf Saturn gibt.«
    »Das ist eine komische Frage. Das hat noch keiner gefragt.«
    Ich überlegte eine Weile. In ihren Augen glaubte ich ein Funkeln zu entdecken. In diesem Moment wurde mir klar, dass sie es gar nicht wirklich wissen wollte, sie hatte begriffen, dass ich ein Hochstapler war und testete mich nur.
    »Die Frage macht keinen Sinn!«, rief ich.
    »Das ist aber keine wissenschaftliche Antwort.«
    »Vielleicht finde ich hier jemanden, der dir eine wissenschaftliche Antwort geben kann«, sagte ich leicht beleidigt.
    »Nicht nötig«, sagte sie. »Ich sollte los. Sonst werde ich kalt.«
    »Wieso kalt?«
    »Ich trainiere hier. Oder denkst du, ich fahre zum Spaß mit dem Rad rum?«
    »Ach so.« Erst jetzt fiel mir ihre sportliche Kleidung auf. Ich hatte bisher nur auf ihre Augen und ihre Frisur geachtet.
    »Na dann«, sagte ich.
    Plötzlich bemerkte ich, dass ein alter Herr neben mir stand. Der Kreis der Astronomen war ihm in meine Richtung gefolgt. Ohne auf uns zu achten, warf er einen beiläufigen Blick durch Toms Teleskop.
    »Sie haben es nicht scharf gestellt«, sagte er sofort.
    »Nicht

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